Bad Königshofen, Sonntagvormittag, 11 Uhr – Doha (Katar), Ortszeit 13 Uhr: Kilian Ort sitzt in seinem Hotelzimmer. "Ich bin zufrieden, habe nur seit ein paar Stunden kein Internet und bin von der Welt abgeschnitten." WhatsApp funktioniert nicht. Somit kann er sich noch nicht einmal was zu essen bestellen. Er steht unter Quarantäne, wurde nach dem Doppel-Finale beim WTT-Contender-Turnier zusammen mit Ricardo Walther gegen die amtierenden Weltmeister Falck/Karlsson positiv auf Corona getestet.
Der folgende PCR-Test war dann ebenso positiv. Der war notwendig, weil schon am Samstag das Star-Contender-Turnier, ebenfalls von World Table Tennis (WTT), ebenfalls in Doha, begann, wo Kilian Ort ebenfalls an den Start gehen wollte. Wenn schon die weite Reise, warum dann nicht gleich zwei Turniere hintereinander?
Auf dieses Alleinstellungsmerkmal würde Kilian Ort gerne verzichten
Zum Glück funktioniert der Mobilfunk. Aber warum hat es ausgerechnet wieder Kilian Ort erwischt? Gewiss fragen sich zurzeit Millionen: "Warum gerade ich?" Doch im deutschen Tischtennis würde Ort gern auf das Alleinstellungsmerkmal verzichten, vielleicht der Bundesligaspieler, zumindest Nationalspieler mit den meisten Verletzungen zu sein. Vom Nacken bis zur Fußsohle, die Liste ist lang und die Bandbreite breit. Seine Karriere scheint gepflastert von Ausfallzeiten.
Wenn er gesund und topfit ist, kann er sie alle schlagen bis in die Welt-Top-20 hinein. Als Bastian Steger – wegen Corona – sieben Bundesligaspiele lang ausfiel, funktionierte Kilian Ort, als ob nie was gewesen wäre. Als Leader ging er voran und zog sein Team zu vier Siegen in Folge mit, in den Spielen vier bis sieben.
Am Freitag steht das Bundesligaspiel in Ochsenhausen auf dem Programm
Am Freitag wollte man im letzten Auswärtsspiel gemeinsam Ochsenhausen angreifen, die TTF schlagen wie in der Vorrunde. Dann drang durch, dass Maksim Grebnev die russische Meisterschaft spielen muss und für den TSV Bad Königshofen ausfällt. Könnte vielleicht immer noch reichen. Nun fällt auch Kilian Ort aus. "Eigentlich, so Stand heute, könnte ich ja spielen."
"Ich hatte ja schon vor dem Doppel-Finale leichte Symptome, war beim Arzt, bekam Vitamin C, es ging. Auch jetzt, ein bisschen Fieber, leichtes Kratzen im Hals", man hört es an der leicht veränderten Stimme. "Alles halb so wild. Der Rachen ist etwas trocken, ich habe nachts stark geschwitzt, T-Shirts gewechselt. Sonst ist alles okay. Es ist nicht schlimmer, als wenn ich irgendeinen grippalen Infekt habe. Das hier ist kein spezielles Quarantäne-Hotel wie in China, sondern mein normales Hotelzimmer."
In den Flieger und zurück in die Heimat darf er erst, wenn er freigetestet ist. "Mir wurde gesagt, das könne ich am Mittwoch tun. Erfahren würde ich es am Donnerstag. Wäre der PCR-Test positiv, müsste ich noch einmal drei Tage warten. Wenn er negativ ist, darf ich fliegen." Und am Freitagabend um 19 Uhr in Ochsenhausen spielen? "Das wird wohl doch etwas eng werden."
