Mizuki Oikawa kam als 17-Jähriger zum Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Könighshofen und spielte fünf Jahre für den Verein: zwei in der 2. Bundesliga, drei in der Bundesliga. Im März 2020, als die Saison vorzeitig beendet worden war, verabschiedete er sich in seine japanische Heimat und bat von dort aus wenig später um Auflösung seines auch für diese Saison verlängerten Vertrags. Die Verbindung zwischen ihm und seiner Fan-Gemeinde ist nie wirklich abgerissen. Er verfolgt den TSV in der TTBL und die Bad Königshofener seinen Werdegang in Japan.
Am Sonntag ging es wie ein Lauffeuer um: Oikawa ist japanischer Meister geworden, was ihm einen Startplatz bei der nächsten Einzelweltmeisterschaft 2023 in Durban garantiert. An der aktuellen Nummer 1 des Landes sechs Monate später bei den Olympischen Spielen in Tokio vorbeizugehen, ist auch nur schwer vorstellbar. Zumal er schon im vergangenen Jahr japanischer Meister im Doppel geworden war.
Andy Albert hat Oikawas Spiele im Internet verfolgt
Der TSV-Manager Andy Albert hat Oikawas Spiele vom Achtelfinale bis ins Finale gegen Masataka Morizono verfolgt und informierte zuerst Oikawas Bad Königshofener Ziehvater Christian Fischer. "Ich bin natürlich schon mit dem Gedanken ins Turnier gegangen, es zu gewinnen", verriet Oikawa seine Ambitionen schon im Vorfeld. "Beim Sieg im Viertelfinale gegen Tomokazu Harimoto habe ich Selbstvertrauen bekommen und gesehen, dass meine Form sehr gut ist", schrieb Oikawa Albert per Messenger nach dem Erfolg gegen den Weltranglisten-Fünften.
"Am Sonntagvormittag schaffte ich dann gegen Mazami Yoshita den Einzug ins Endspiel. Dabei war mein Körper total verspannt und ich hatte starke Schmerzen. Der Siegeswille war aber größer, wenn man mal so weit gekommen ist." Dennoch musste er im Finale gegen Morizono einem 1:3-Satzrückstand hinterher rennen und auch einen Matchball abwehren. "Dann habe ich ein paar taktisch gute Bälle gespielt und konnte mich im siebten Satz von 3:3 an absetzen und 11:7 gewinnen."
Jetzt will Oikawa bei der WM und Olympia angreifen
So viele Informationen auf einmal sind ganz neue Töne bei Mizuki Oikawa, dessen Verneigung vor dem nicht vorhandenen Publikum in der Halle in Osaka und der Finger zum Himmel für seine Verhältnisse die reinste Gefühlsexplosion waren. Aber mit dem Kaiser-Pokal im Arm vor der TV-Kamera zeigte er schon wieder sein braves, schüchternes Gesicht. Und verriet dennoch Richtung Bad Königshofen eine völlig neue Einstellung: "Jetzt greife ich an, habe zwei große Ziele, die WM und die Olympischen Spiele, und möchte Medaillen gewinnen."
Andy Albert sah seinen ehemaligen Schützling so: "Nach dem 4:1 gegen Harimoto im Viertelfinale habe ich gewusst, jetzt ist alles möglich. Der Vorjahressieger Yukiya Uda war schon ausgeschieden, Koki Niwa schied im Viertelfinale aus. Dann war das Finale ein reines Shakehands-Finale." Worauf wiederum Akihiko Kotani, "Mister Shakehands" und großer Förderer des TSV, besonders stolz sei. "Wir haben zusammen eine Flasche Bier übers Internet aufgemacht", erzählt Albert.
Nach dem Düsseldorf-Spiel sandten alle Spieler, die Bad Königshöfer und die Düsseldorfer, über Koji Itagakis spezielle Technik eine Video-Glückwunsch-Botschaft nach Japan. Albert jubiliert: "Er ist irgendwie ein Sohn der Stadt Bad Königshofen, von Christian Fischer und von mir, auf den wir sehr stolz sind." Das ist auch sein persönlicher Fanclub in Bad Königshofen, der ein Transparent und Mizuki Oikawa als Pappkamerad bei jedem Heimspiel auch nach seinem Abschied in der Halle positioniert.
Große Genugtuung für Koji Itagaki
Alberts Lob an Oikawas Förderer Kotani - "du hast einen großen Anteil an diesem Erfolg" - beantwortete der so: "Ihr in Bad Königshofen und Trainer Koji Itagaki aber auch." Bei Itagaki, der seinen Lebensmittelpunkt zumindest für die Zeit bis zu den Schulabschlüssen seiner Kinder nach Deutschland verlegt hat, hat nicht nur Oikawas Erfolg große Genugtuung ausgelöst. Sondern auch, dass mit ihm, dem Entspielgegner Morizono und einem weiteren Spieler gleich drei ehemalige Schüler von ihm im Viertelfinale standen.
Natürlich freute man sich in Oikawas ehemaliger Mannschaft über dessen großen Erfolg. Bastian Steger zum Beispiel sagt: "Der Titel japanischer Meister hat bei denen einen besonderen Stellenwert. Damit ist er in der obersten Etage angekommen. Ob es für ihn auch für Olympia reicht, weiß ich nicht. Grundsätzlich war das immer gleichbedeutend, dass der Meister einen festen Startplatz für die WM hat. Ich weiß nicht, ob da Corona was verschoben hat. Es gibt viele Japaner auf einem sehr hohen Niveau und ich bin davon ausgegangen, dass mehrere den Titel holen können. Eine kleine Überraschung war es schon für mich. Absoluten Respekt vor dieser Leistung."
Kilian Ort hofft auf Duelle bei internationalen Turnieren
Kilian Ort "konnte nicht viel verfolgen von dem Turnier, weil wir selber einen engen Zeitplan hatten. Diese Meisterschaften sind in der Regel bei der Dichte sehr stark besetzt. Eine stärkere Dichte gibt es nur noch in China, beide nicht vergleichbar mit uns in Deutschland." Sich da durchzusetzen sei sehr stark. Er fährt fort: "Mizukis Entwicklung konnte ich im letzten halben Jahr nicht mehr so sehr verfolgen. Er ist aber ein sehr kompletter Spieler. Bis auf seine Durchschlagskraft, die er auf Grund seiner Größe nicht haben kann, hat er alles. Ich hoffe, dass wir eines Tages international mal die Klingen kreuzen können."