Nein, niedergeschlagen waren sie nicht, die Spieler des TSV Aubstadt, als sie am Freitagabend aus den Katakomben des Grünwalder Stadions in München kamen und in den Mannschaftsbus einstiegen. Enttäuscht und angefressen, ja klar, das waren sie, nach der 2:4-(1:2)-Niederlage beim FC Bayern München II. Aber sie wussten, dass ihre Leistung keinen Anlass geboten hatte, die Köpfe hängenzulassen.
Mit einem erfrischenden Auftritt, dessen Fokus auf blitzschnelles Umschaltspiel an die erste Saison des Klubs in der Fußball-Regionalliga Bayern erinnerte, hatten sie die jungen Bayern-Spieler beeindruckt und waren nahe dran an einem Punktgewinn. Falls es dem Team des TSV Aubstadt gelingt, auch in den kommenden Wochen so inspiriert aufzutreten, dann wird es die zum Klassenerhalt nötigen Punkte auch einfahren.
Den so schnell wie möglich zu sichern, genießt nach wie vor höchste Priorität. Nicht nur für Aubstadt, nein, beinahe die halbe Liga muss weiterhin bangen, am Schluss auf einem der zwei Relegationsplätze festzusitzen. Durch die Ergebnisse des Wochenendes inklusive des Nichtantritts des TSV Rain/Lech bei der SpVgg Greuther Fürth II, wodurch Aubstadts nächster Gegner vom Sportgericht drei Punkte gutgeschrieben bekommen wird, hat sich das Feld der Gefährdeten noch enger zusammengeschoben.
"Ich bin mir absolut sicher, dass wir unsere Punkte holen werden", sagte Aubstadts Co-Trainer Julian Grell beinahe schon etwas trotzig und beteuerte, dass er nicht einen negativen Gedanken mit auf die Heimfahrt und in die kommende Trainingswoche nehmen werde. "Das war heute absolut in Ordnung von der Mannschaft."
Christian Köttler und Max Schebak haben ihre Verträge beim TSV Aubstadt um zwei Jahre verlängert
Die die Fahrt zum Tabellendritten ziemlich dezimiert angetreten hatte. Christian Köttler und Max Schebak – beide haben ihre Verträge unlängst um zwei Jahre bis 2025 verlängert – fehlten im Vergleich zum 1:0-Erfolg gegen Wacker Burghausen eine Woche zuvor genauso wie die gesperrten Jens Trunk und Michael Dellinger sowie Luka Maric. Kapitän Ben Müller war zwar dabei, winkte aber wegen Wadenproblemen schon im Vorfeld ab.
Einen Punkt wollte Aubstadt aller personellen Probleme und Rochaden – "wichtig war, dass die Mannschaft funktioniert; das hat sie", so Grell – zum Trotz aber schon mitnehmen von der Grünwalder Straße. Ihr gewachsenes Selbstbewusstsein stellten die vor München sechsmal unbesiegten Aubstädter insbesondere in der Anfangsphase zur Schau – und gingen nach einer Traumkombination von Philipp Harlaß und Joshua Endres in der sechsten Minute in Führung.
Steffen Behr foult vor dem Strafraum, der Schiedsrichter gibt trotzdem Elfmeter
Dass der TSV auf dem "Riesenplatz", so Grell, nicht jede Situation würde weg verteidigen können, war erwartbar. Und so wendeten die technisch hoch veranlagten Münchener noch vor der Pause das Blatt: Beide Male schloss Yusuf Kabadayi erfolgreich ab (26., 36.). "Bei den Gegentoren hat uns ein Stück weit die Aggressivität gefehlt", sah es Grell.
Im strömenden Regen von München-Giesing hatte kurz nach der Pause der TSV Aubstadt wieder Oberwasser, als Marco Nickel einen unstrittigen Handelfmeter zum 2:2 verwandelte (48.). Unstrittig war auch das Foul von Steffen Behr an Taichi Fukui sieben Minuten später. Um den Ort des Vergehens gab es allerdings größere Diskussionen. Schiedsrichter Elias Tiedeken hatte Behrs Zupfer im Strafraum oder zumindest auf der Linie verortet und verhängte einen Strafstoß, den Arijon Ibrahimovic zum 3:2 verwandelte.
Behr und seine Nebenleute konnten den Schiedsrichter nicht davon überzeugen, dass er Fukui wenige Zentimeter vor dem Strafraum zu Fall gebracht habe. Die Aubstädter wussten sich nach der Ansicht der Szene im Internet-Stream im Recht. "Wir haben es uns nachher nochmal angeschaut. Das Foul war zwei Meter außerhalb", schimpfte Andre Rumpel, womit er freilich um etwa 1,90 Meter übertrieb. "Durch den Elfmeter haben wir das Momentum verloren", fand der Mittelfeldspieler, der zum ersten Mal seit Anfang März wieder zur Startelf zählte.
Und nach seiner Auswechslung von draußen sah, wie die Aubstädter hinterher zwar noch zu ein paar Halbchancen kamen, aber zu nichts mehr Zwingendem. Auch München machte es nicht besser. Wodurch das Spiel offen blieb bis in die Nachspielzeit hinein, ehe Mamin Sanyang mit dem 4:2 den Bayern-Erfolg klarmachte. "Wir sind mit dem Mindset hergekommen, dass es super wäre, wenn wir etwas holen würden", sagte Andre Rumpel, "hätten wir gewonnen, wären wir die Könige gewesen".
Nun ja, die Krönung blieb aus und "König von Giesing" ist ohnehin Karsten Wettberg. Aber das ist eine andere Geschichte.