
Es wurde also doch wieder nichts mit dem Vorhaben des TSV Aubstadt, endlich mal einen Großen nicht nur an den Rand einer Niederlage zu bringen, sondern ihn auch zu besiegen. "Aber so nahe wie heute waren wir noch nie dran", meinte Mäzen Marco Weigand nach dem 2:2-(2:2)-Unentschieden im Unterfranken-Derby gegen den FC Schweinfurt 05. "Riesen-Respekt meinen Spielern, ich bin so stolz auf die Leistung heute", lobte TSV-Trainer Victor Kleinhenz. "Wir standen nach fünf Minuten mit dem 0:2-Rückstand auf dem Platz und bei jedem kamen die negativen Gedanken an das 1:5 vom Hinspiel wieder hoch. Wie wir dann aber wieder ins Spiel zurück kamen, mit welcher Energieleistung, wie wir gekämpft und besonders in der ersten Halbzeit auch Fußball gespielt haben, das ist nicht in Worte zu fassen."
Lukas Billick und Michael Dellinger im Mittelpunkt
Dass man in der zweiten Halbzeit gegen ein Spitzenteam wie Schweinfurt nicht alles verhindern könne, war Kleinhenz bewusst. "Wir haben es aber dennoch kompakt verteidigt. Und wenn Daniel Adlung in der 90. Minute sich nicht in Torwartmanier in den Ball wirft und unsere Riesen-Chance dadurch verhindert, können wir sogar den Lucky Punch setzen. Wir sind aber zufrieden mit dem Punkt und der Leistung. Es war ein Fußballfest für die Region." Michael Dellinger erzielte den schnellen 1:2-Anschlusstreffer und meinte hinterher: "Wenn du so schnell zwei Standard-Tore kassierst, gehst du normalerweise baden und wirst abgeschossen. Aber wir haben Moral gezeigt und die Antwort auf dem Platz gegeben mit zwei Toren." Als ihn Lukas Billick, der zweifache Torschütze aus der zweiten und der Minute, schwer gefoult hatte und nur Gelb sah, schien Dellingers Tagwerk Mitte der ersten Halbzeit schon beendet zu sein. "Die haben mich schon arg in die Mangel genommen, ich bin in Schweinfurt halt sehr beliebt", scherzte Dellinger. "Ich sollte ja in der Halbzeit schon raus, weil alles weh tat. Aber ein bisschen wollte ich schon noch mithelfen."
Doch der Reihe nach, auch wenn das Mitschreiben bei drei Toren in den ersten neun Minuten schwierig war. Gerade eine Minute und ein paar Sekunden waren gespielt, da stand dieser Billick nach einer kurz ausgeführten Ecke völlig ungedeckt am langen Pfosten und erzielte mühelos das 0:1. Im Stil einer Profimannschaft setzten die Schnüdel nach und gedachten, den Amateuren aus Aubstadt den vorzeitigen K.O. zu versetzen. Mit dem Ergebnis, dass die Hausherren wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen reagierten, durch den hohen Druck nicht ihre Ordnung fanden, Innenverteidiger Billick schon wieder völlig frei stand und das 0:2 erzielte (5.). So schnell lag Aubstadt weder in der Bayern- noch in der Regionalliga mit zwei Treffern jemals hinten.
Traumpass von Kampfmaschine Marcel Volkmuth
Und als die Gastgeber endlich selber mal über die Mittellinie kamen und schon in der siebten Minute hätten verkürzen können, da grätschte Billick den Ball von der eigenen Torlinie. "Das liegt an seinen neuen Zähnen", stichelten draußen seine Kumpels Kevin Fery (gesperrt) und Florian Pieper (verletzt). Doch noch einmal zwei Minuten später erzielte Mike Dellinger nach einer Pitter-Flanke per Kopf den 1:2-Anschluss- und Hoffnungstreffer. In der Folge mischten die Aubstädter die Kugellagerstädter so auf und durcheinander, wie man es kurz vorher noch umgedreht hatte befürchten müssen. Wieder zehn Minuten später war sogar der Ausgleich da. Die Kampfmaschine Marcel Volkmuth, der ein überragendes Spiel machte, zerstörte das Aufbauspiel der 05-er, trieb den Ball selber ein Stück nach vorne und steckte ihn Joshua Endres durch. Und was dem in ähnlicher Position in Bayreuth nicht gelungen war, das schaffte er diesmal: das 2:2 in der 19. Minute - bereits das Endergebnis.
Nicht dass es vor 1275 Zuschauerinnen und Zuschauern jetzt langweilig geworden wäre. In dieser ersten Halbzeit passierte noch mehr als in manch anderen Spielen in zwei Halbzeiten nicht. Auch wenn die Gästefans Dellinger nach der rüden Attacke von Billick (29.) gegen ihn Schauspielerei unterstellten, weil er nach kurzer Behandlung wieder kam. Dellingers Schwung von zuvor war dadurch aber dennoch weg. Er biss zwar auf die Zähne, lief aber unrund und kam nicht mehr auf das Tempo von vorher. In der zweiten Halbzeit drohte den Aubstädtern eine Wiederholung des Erlebnisses von Bayreuth. Nach vorne ging immer weniger zusammen und die Schweinfurter kamen ihrerseits zu zwei Großchancen, mit denen sie das Spiel hätten entscheiden können. Als Thomann für Cekic und der zu Kristian Böhnlein (55.) durch steckte, schien der erneute Rückstand besiegelt. Doch der Ball segelte nicht ins, sondern übers Tor. Und als Adlung für Skenderovic (85.) auflegte, scheiterte der frei stehend an Torhüter Lukas Wenzel.
Adlung verhindert in Torwartmanier den Aubstädter Sieg
Dann kam noch jene Szene, in der sich Adlungs professionelle Erfahrung (u.a. Fürth, Wolfsburg, 1860 München) durch seine Spielintelligenz auszahlte: Am Mittelkreis erkannte er, dass Hofmann frei durch gewesen wäre, riskierte Rot, wehrte den Ball wie ein Torwart ab und rettete den 05-ern das gerechte Unentschieden. Obendrein kam er mit einer gelben Karte davon.