
Absolut dominiert habe der FC 05 Schweinfurt das Derby, sagte Trainer Tobias Strobl. Und hatte vorsichtshalber vorausgeschickt: "Nach der Pause". Umso schwächer war die erste Halbzeit der Gäste, die froh sein konnten, beim nachfolgend beherzt auftretenden TSV Aubstadt blitzschnell mit 2:0 in Führung gegangen zu sein. Dass Strobl nach dem 2:2-(2:2)-Endstand von zwei verlorenen Punkten sprechen musste, war demnach mehr dem Spielverlauf, denn den Spielanteilen geschuldet. Die Grabfelder waren der unbequeme Gegner, der sie bereits für etliche Spitzenmannschaften waren. "Hier bekommst du keine sechs Torchancen", so Strobl. Zwei hochkarätige waren es nach dem Seitenwechsel. "Da musst du eben eine machen" - oder mit einem Remis zufrieden sein, das die am Freitag mit 1:0 in Burghausen siegreichen Bayreuther an der Tabellenspitze weiter davon ziehen ließ.
"Man muss Bayreuth einfach Respekt zollen für diesen Punkteschnitt", applaudierte der Schweinfurter Trainer gen Oberfranken. Dass die kleinen Bayern mit 1:3 in Eichstätt verloren hatten, interessierte ihn nur am Rande. Ob Strobl den Kampf mit der SpVgg damit erst einmal auf Eis gelegt habe? "Wir haben für uns intern beschlossen, dieses Jahr unsere Entwicklung durchziehen zu wollen und uns davon leiten zu lassen." Einen Tick direkter, freilich ohne das Titelrennen für entschieden erklären zu wollen, wurde Innenverteidiger Lukas Billick: "Wenn ein Konkurrent patzt, müssen wir da sein. Wir waren es heute wieder nicht. In den entscheidenden Momenten sind wir noch zu grün."
Lukas Billick kann seinen ersten Doppelpack nur bedingt feiern
Dabei war der Auftakt für den FC 05 so vielversprechend gemalt wie ein Bild von Bob Ross. Mit Billick als zentralem Motiv. Eine gute Minute war gespielt und es stand, ähnlich schnell wie im Hinspiel, 1:0 für die Schweinfurter. Nach einer gewieft von rechts ausgeführten Ecke von Daniel Adlung auf Adam Jabiri brachte Letzterer den Ball scharf vors Tor - dort wartete Billick am zweiten Pfosten und traf humorlos ins Eck. Und jubelte kurz darauf erneut: Aus nahezu identischer Position gelang ihm der Doppelpack zum 0:2 (5.). "Das passiert nicht alle Tage", kommentierte der 33-Jährige den ersten Doppelpack seiner Laufbahn. Neben dem er lediglich mit der Steigerung im zweiten Akt zufrieden war: "Da haben wir Mentalität gezeigt."
Die dem Favoriten vor der Pause weitgehend abgegangen war. Denn eine Viertelstunde nach dem Tiefschlag war der TSV Aubstadt, der in den Zweikämpfen wuchtiger, im Umschaltspiel schneller und insgesamt präsenter war, zurück im Spiel. Und wie. Nach einer Pitter-Flanke traf Michael Dellinger zum 1:2 (9.), nach einem so langen wie feinen Pass von Marcel Volkmuth aus der eigenen Hälfte sauste Joshua Endres alleine gen 05-Tor und ließ mit einem platzierten Schlenzer in rechte, untere Eck Torwart Luis Zwick keine Chance – 2:2 (19.). Uhr auf Null gestellt – weil der FC 05 rückwärts durch die Mitte zu anfällig, und vorwärts nicht annähernd so gefährlich auf den Flügeln war, wo Amar Cekic und Martin Thomann blass blieben, dahinter die Außenverteidiger Thomas Haas und David Grözinger mutlos.
FC 05 kassiert die Gegentore vor der Pause viel zu leicht
"Da hat uns Aubstadt zwei Derby-Geschenke gemacht. Das hätte gut tun sollen, aber wir waren danach alles andere als souverän. Die Gegentore haben wir viel zu leicht bekommen", so Strobl. Während TSV-Kollege Victor Kleinhenz deutlich entspannter klang: "Wir haben gewusst: Gegen Schweinfurt hast du nur eine Chance, wenn du entschlossen ins Spiel gehst. Deswegen haben wir die ganze Woche nicht übers Hinspiel geredet. Aber wir sind mit Moral und einer Energieleistung zurück gekommen."
Zurück ja, weiter nein. Denn: So furios das Derby gestartet war, so sehr verlor es anschließend an Fahrt – zumindest vor den Toren. Eine Entwicklung, welche nur die Schweinfurter für sich zu nutzen wussten. Spätestens nach einer knappen Stunde kippte das Geschehen in ihre Richtung. Ums Haar gleich mit der erneuten Führung: Von Thomann in Szene gesetzt, tauchte Kristian Böhnlein allein vor TSV-Keeper Lukas Wenzel auf, überlupfte ihn – aber auch den Querbalken (55.). Und eine halbe Stunde später bot sich dem eingewechselten Meris Skenderovic noch einmal eine Chance zum Sieg, doch anstatt noch zwei, drei Schritte zu machen, schloss er hastig und drucklos ab (85.). Kurz vor Schluss allerdings hatte Adlung Glück, nach einem per Handspiel unterbundenen Konter nicht Rot gesehen zu haben.
Rätselraten um die restlichen Spiele angesichts der Corona-Entwicklung
Damit ist er am Dienstag, dem letzten Spiel vor dem Inkrafttreten der Söderschen 2G+-Regel und weiterer harter Maßnahmen, dabei gegen seinen Ex-Club Fürth. Wie auch Kevin Fery nach seiner Gelb-Sperre. Eine solche absitzen muss nach seinem "Ticket" von Aubstadt nun Adam Jabiri. Der hatte sich in einem Zweikampf eine Zerrung zugezogen, wäre wohl ohnedies ausgefallen und hatte sich kurz vor seiner Auswechslung die fünfte Gelbe abgeholt: "Adam ist 37 Jahre alt und weiß, was er tut", kommentierte Strobl schmunzelnd die Szene, die seinem Torjäger für das Burghausen-Spiel am Samstag eine weiße Weste beschert. Ein Fragezeichen prangt weiter hinter Innenverteidiger Nico Rinderknecht, der mit Grippe ausgefallen war.
Wie viele Spiele vor der Winterpause durch die Corona-Entwicklung überhaupt noch ausgetragen werden können, ist derweil fraglich. Für die anstehenden zwei Heimspiele ist Strobl optimistisch, für die weiteren drei Auswärtspartien in Unterhaching, Nürnberg und Rain sieht er "aus dem Bauch heraus" zwar Chancen, "aber ich fürchte als Geisterspiele".