Landläufig spricht man gerne von einem Freundschaftsspiel, wenn zwei Mannschaften aufeinandertreffen, ohne dass es um Punkte oder Platzierungen geht. Warum der Begriff Testspiel besser geeignet wäre, war am Samstag zu beobachten, als sich mit dem TSV Aubstadt und dem FC Eintracht Bamberg zwei Teams aus der Fußball-Regionalliga Bayern gegenüberstanden. Freundschaftlich ging es in Niederlauer – jedenfalls auf dem Platz – nicht zu.
Es wurde munter ausgeteilt und zurückgezahlt, wobei Spieler des TSV Aubstadt eher mal über das Maß des Angebrachten hinaus zutraten. Kapitän Michael Dellinger sah Gelb-Rot (49.), Mittelfeldspieler Maximilian Stahl wäre sicherlich mit Rot vom Feld geflogen, wäre es ein Punktspiel gewesen. Obendrein verteilte Schiedsrichter Hannes Kimmel sechs – gerechtfertigte – Gelbe Karten, fünf sahen TSV-Spieler.
"So ein Verhalten habe ich von meiner Mannschaft noch nie gesehen", sagte Aubstadts Trainer Julian Grell – nachdem er seine Meinung zu den 90 Minuten in der Kabine lautstark kundgetan hatte. Er benutzte außerdem die Worte "Kindereien" sowie "inakzeptabel" und fasste zusammen: "Das hatte nichts damit zu tun, wie wir den TSV Aubstadt vertreten wollen." Ach ja, das Resultat zahlte auch auf die aufgebrachte Stimmung des 37-Jährigen ein. Aubstadt verlor gegen Bamberg 1:2 (0:0). In den beiden Ligaspielen hatte sich der TSV Aubstadt jeweils durchgesetzt: 2:0 daheim und gar 3:0 im Rückspiel in Bamberg.
Sportlich hatten sich die ersten 45 Minuten noch ganz gut angelassen. FCE-Trainer Jan Gernlein – "wir brauchen eine neue Facette in unserem Spiel" – hatte seine Bamberger nicht so ultradefensiv wie zuletzt in den Partien gegen Aubstadt auf- und eingestellt. Das öffnete Räume, die der TSV durchaus zu nutzen wusste. Gut vorgetragen waren die Angriffe schon, ein erfolgreicher Abschluss gelang aber weder Dellinger noch dem völlig freien Timo Pitter.
Schon zuletzt hatte sich der TSV Aubstadt abschlussschwach gezeigt
Ein durchaus besorgniserregendes Muster, das so auch schon in den vergangenen Wochen gegen die Bayernligisten FC Ingolstadt II (1:0) und Würzburger FV (0:0) zu beobachten war. "Wir müssen uns einfach mal belohnen", hatte der frühere Stürmer Grell schon während der Partie mit der Ausbeute gehadert. Hinterher sagte er: "Wir haben in der ersten Halbzeit kein so schlechtes Spiel gemacht."
Gleich nach Wiederanpfiff kam Dellinger gegen Eintracht-Schlussmann Olschewski deutlich zu spät und setzte den Ton für eine Phase, die Grell als "vogelwild" bezeichnete – "nach diesen zehn Minuten war es wieder ordentlich" – und in der sich seine Spieler gleich mehrere Frustfouls leisteten. Ein Schubser oder ein Zupfer hier, ein Nachtreten dort. "Die Bamberger haben sicherlich körperlich robust gespielt, aber nicht unfair. Die härteren Fouls kamen von uns", machte Grell deutlich.
Das letzte Testspiel der Vorbereitung führt den TSV Aubstadt zur DJK Dampfach
Woher der Überdruss bei seinen Spielern rührte, konnte sich der Trainer des TSV Aubstadt kurz nach dem Spiel nicht wirklich erklären. Die Aggressivität habe sich auf dem Platz aufgeschaukelt, sagte Grell, der beteuerte, jüngst keinerlei negative Stimmung innerhalb der Mannschaft gespürt zu haben. "Ich heiße nicht gut, was passiert ist", betonte Grell, und versuchte, die Kurve hin zu etwas Positivem zu bekommen: "An solchen Erfahrungen kann eine Mannschaft auch wachsen. Vielleicht ist so ein Dämpfer und unmögliches Verhalten so kurz vor dem Start auch mal ganz hilfreich."
Sein fünftes und letztes Testspiel bestreitet der TSV Aubstadt am Samstag, 17. Februar, 15 Uhr, beim Landesligisten DJK Dampfach. Erstmals wieder um Punkte geht es für die Grabfelder am 24. Februar bei Türkgücü München.
