zurück
Fußball: Regionalliga Bayern
Eine Klatsche ohne große Vorwarnung: Plötzlich ist beim TSV Aubstadt die Leichtigkeit erst einmal weg
Selten wurde der TSV Aubstadt einmal so vorgeführt wie beim 0:5 in Augsburg. Wie Trainer Julian Grell und Kapitän Ben Müller die zweite Saisonniederlage analysieren.
Kein schöner Anblick: Mit 0:5 kam der TSV Aubstadt am Freitagabend beim FC Augsburg II unter die Räder.
Foto: Anand Anders | Kein schöner Anblick: Mit 0:5 kam der TSV Aubstadt am Freitagabend beim FC Augsburg II unter die Räder.
Florian Karlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:26 Uhr

Nein, das Rosenaustadion in Augsburg und der TSV Aubstadt werden so schnell wohl keine Freunde mehr. Viermal gastierten die Grabfelder seit ihrem Regionalliga-Aufstieg im Jahr 2019 in dem 1951 eröffneten Stadion beim FC Augsburg II. Zweimal erkämpfte sich der TSV mühsam ein 2:2-Unentschieden, zweimal kam er aber auch komplett unter die Räder. Nach der 0:4-Niederlage im Oktober 2020 kam es diesmal sogar noch ein Stück schlimmer. Ein 5:0 war nach 90 Minuten auf der deutlich in die Jahre gekommenen Anzeigetafel zu lesen, wobei das Ergebnis bereits nach 40 Minuten festgestanden hatte.

Eine solche Klatsche hat sich in den letzten Wochen nicht angedeutet

"Es hat sich in der ersten Halbzeit zeitweise schon etwas surreal angefühlt, als wir so schnell so deutlich zurücklagen. Ein Stück weit hat man sich in dem Moment auch irgendwie etwas überfordert gefühlt", gestand TSV-Kapitän Ben Müller einen Tag nach der zweiten Saisonniederlage. Es war ein Abend, an dem den furios aufspielenden Augsburgern fast alles gelang, den Aubstädtern hingegen überhaupt nichts. "So etwas gibt es leider im Fußball. Eine Erklärung dafür habe ich ehrlicherweise so schnell nicht", hatte TSV-Trainer Julian Grell nur wenige Minuten nach Spielende in Augsburg gesagt.

Denn angedeutet hatte sich die zweithöchste Niederlage des TSV Aubstadt in der Fußball-Regionalliga Bayern in den vergangenen Wochen überhaupt nicht. 23 Punkte hatten die Aubstädter aus den ersten zehn Ligaspielen geholt. Das Prunkstück des TSV war im ersten Saisondrittel vor allem die stabile Defensive. Sieben Gegentreffer nach zehn Spielen waren vor dem Gastspiel in Augsburg hinter den Würzburger Kickers der zweitbeste Wert der gesamten Liga. Die junge U23-Mannschaft des FC Augsburg benötigte hingegen gerade einmal 40 Minuten, um den Aubstädtern gleich fünf Tore einzuschenken.

Die Stabilität im Spiel des TSV Aubstadt ist etwas verloren gegangen

"Die Stabilität in unserem Spiel ist uns zuletzt schon etwas abhanden gekommen. Das war zu Saisonbeginn ja noch unsere große Stärke", fand Müller dann doch einen ersten Erklärungsansatz für das Debakel in der Rosenau. Nach vier Siegen ohne Gegentor zum Saisonstart hatten die Aubstädter in sechs der letzten sieben Ligaspielen immer mindestens ein Gegentor kassiert. "In Augsburg haben wir uns auch einfach nicht erwachsen und erfahren genug präsentiert", analysierte Müller. "Keine Frage, wir hatten am Freitag einen richtig schlechten Tag. Aber es gehören immer zwei Teams dazu und Augsburg hat das gegen uns auch richtig gut gespielt", so Müller weiter.

In die Karten spielte den vom Ex-Schweinfurter Coach Tobias Strobl trainierten Schwaben sicher auch die frühe Führung nach gerade einmal vier Minuten. Es war der dritte Rückstand in Folge für die Aubstädter, die bei der Entstehung des Treffers zudem auch noch selbst mithalfen. Der zu Saisonbeginn noch so starke Torhüter Maximilian Weisbäcker zeigte nicht zum ersten Mal in den letzten Wochen eine Unsicherheit und ließ einen Distanzschuss von Hendrik Hofgärtner genau vor die Füße von Daniel Hausmann prallen, der den Ball gedankenschnell über die Linie schoss.

Bei Torhüter Maximilian Weisbäcker ist die Verunsicherung spürbar

"Durch einen individuellen Fehler war unser Matchplan nach vier Minuten quasi über den Haufen geworfen", meinte Grell. Auch in der Folge machte Weisbäcker gleich mehrmals keine gute Figur. "Ja, bei ihm spürt man aktuell eine gewisse Verunsicherung", räumte Grell ein und lieferte zugleich eine mögliche Erklärung dafür. "Maxi hatte nach seinem starken Saisonstart einige Anfragen von Beratern und anderen Vereinen. Das ist auch völlig normal, doch es spielt bei ihm wohl auch im Kopf eine Rolle. Wir werden ihn jetzt aber sicher nicht fallen lassen und geben ihm die Unterstützung, die er braucht. Wichtig ist, dass er sich total auf das Hier und Jetzt fokussiert."

Die Defensive um Innenverteidiger Adrian Kireski (rechts) war bisher das Prunkstück des TSV Aubstadt. In Augsburg war davon am Freitagabend jedoch nichts zu sehen.
Foto: Anand Anders | Die Defensive um Innenverteidiger Adrian Kireski (rechts) war bisher das Prunkstück des TSV Aubstadt. In Augsburg war davon am Freitagabend jedoch nichts zu sehen.

Doch nicht nur Maximilian Weisbäcker erlebte in Augsburg einen Abend zum Vergessen, sondern die gesamte TSV-Mannschaft war im Vergleich zu den bisherigen Saisonspielen kaum wieder zu erkennen. "Wir sind von Beginn an nicht in die Zweikämpfe gekommen und uns sind viele einfache Fehler unterlaufen", sagte Grell. So wie vor dem 0:4, als Steffen Behr in der eigenen Hälfte ein kapitaler Fehlpass unterlaufen war. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal 29 Minuten gespielt und spätestens jetzt war allen Aubstädtern bewusst, dass es in den restlichen 60 Minuten nur noch um Schadensbegrenzung gehen konnte.

Der TSV Aubstadt will gegen Bayern München II wieder sein wahres Gesicht zeigen

Nachdem Moritz Kaube fünf Minuten vor der Pause nach einem weiteren Missverständnis in der TSV-Defensive auch noch das 5:0 gelungen war, sammelten sich die Aubstädter in der Kabine und zeigten in den zweiten 45 Minuten zumindest Moral. "Wir wussten, dass wir die erste Halbzeit nicht mehr rückgängig machen konnten. Wir wollten nach der Pause aber wieder unser wahres Gesicht zeigen", sagte Müller.

Dass sich seine Spieler nach dem Seitenwechsel aufbäumten, selbst zu einigen Halbchancen kamen und kein weiteres Gegentor kassierten, machte auch Julian Grell Mut für die kommenden Aufgaben. "Diese Klatsche wird uns jetzt nicht umwerfen. Die Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit Moral gezeigt und hat sofort mit der Wiedergutmachung begonnen." Natürlich werde in der kommenden Woche das Spiel in Augsburg intern noch einmal gründlich aufgearbeitet und nichts unter den Tisch gekehrt, "doch lieber verliere ich einmal deutlich, statt dreimal knapp und unglücklich".

Das sah auch Kapitän Ben Müller so. "Uns war klar, dass es nach dem extrem anstrengenden August auch Rückschläge geben wird, was irgendwie auch menschlich ist. Die Mannschaft ist aber so gefestigt, dass sie sich davon nicht herunterziehen lässt. Gegen Bayern München II können wir nächsten Samstag vor einer hoffentlich tollen Kulisse zeigen, was wirklich in uns steckt."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Aubstadt
Florian Karlein
FC Augsburg
FC Bayern München
FC Würzburger Kickers
Fußball-Regionalliga Bayern
TSV Aubstadt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top