Fußball
Regionalliga Bayern FC Augsburg II – TSV Aubstadt 4:0 (1:0)
Nun hat Aubstadts Trainer Victor Kleinhenz also auch eine Punktspiel-Niederlage in seinem Regionalliga-Erfahrungsschatz. Von einer „Lehrstunde“ für seine junge TSV-Mannschaft sprach er nach dem 0:4 (0:1) beim FC Augsburg II, ohne ihr tragische, vielmehr nützliche Bedeutung für deren Entwicklung beizumessen. Seine personell arg gebeutelte Mannschaft – angetreten ohne sieben fehlende mögliche Startspieler – ging dennoch fast ans Limit ihrer derzeitigen Möglichkeiten.
Keine Zuschauer im Stadion
Im Augsburger Rosenau-Stadion gab es aber unter Ausschluss von Zuschauern nichts zu gewinnen. Es war diese Partie ein Paradebeispiel einer in der Wechselpause enorm verstärkten Jungprofi-Mannschaft, ebenso alle Vollprofis wie ihr Trainer Josef Steinberger. Der hatte wie ein Filmregisseur ein Drehbuch für dieses Match geschrieben und mit den passenden Akteuren besetzt, das diese fast detailgetreu umsetzten. Die Feierabendfußballer wehrten sich lange erfolgreich, aber ohne Happy End. In der Schlussphase gab es doch noch die Klatsche, ehe die Klappe fiel.
Die erste Viertelstunde der 90 Minuten galt der ersten Welle mit Druck pur auf das Gästetor mit einem schnellen Führungstreffer. Der wäre auch gefallen, wäre da nicht Aubstadts Keeper Lukas Wenzel ins Bild gelaufen. Er selber hatte den Elfmeter (17.) am Südkoreaner Seonghoon Cheon verursacht, seinen Lapsus repariert, indem er goldrichtig spekulierte und parierte den von Cheon selber ausgeführten Strafstoß. „Da hat er uns zum ersten Mal im Spiel gehalten“, lobte Kleinhenz seinen Schlussmann. Was darauf hindeutet, dass er das bis zur verspäteten Führung der Fuggerstädter noch mehrmals wiederholen musste.
Freilich waren die Gäste nicht untätig und beschränkten sich keineswegs nur aufs Tore-Verhindern. Besonders Lennart Seufert demonstrierte, dass er beide Aufgaben eines Außenverteidigers zu erfüllen imstande ist, schaltete sich immer wieder vorne mit ein, fütterte die Stürmer mit Flanken und bereitete Abschlüsse vor. Für FCA-Keeper Benjamin Leneis waren sie indes kein Problem.
Pitter verpasst Fesers Flanke
Am nächsten waren sie dem Ausgleich, als Leneis an einer Feser-Flanke vorbei segelte, hinter ihm Timo Pitter aber ebenso. Dann trat der Hauptdarsteller in den Mittelpunkt. Felix Götze (22), der jüngere Bruder des WM-Endspiel-Torschützen Mario Götze, steht beim FCA seit Februar 2018 unter Vertrag, kam vom FC Bayern München. Für Deutschland spielte er in der U17-, der U19- und der U20-Nationalmannschaft. Sechs Mal war er schon in Bundesligaspielen im Einsatz, erzielte unter anderem ein Tor gegen Bayern München. In der 36. Minute drehte er die Szene zur 1:0-Führung.
Trotz weiterhin mächtig Druck auf das TSV-Tor blieb es bis zur 76. Minute bei diesem Ergebnis. Das den Gästen ebenso lange die Möglichkeit zum Ausgleich offen ließ, der gleich mehrfach möglich gewesen wäre. Nachdem die Innenverteidiger Hüttl und Köttler (52.) sowie Wenzel in Co-Produktion erst noch eine große FCA-Chance vereitelt hatten, begann die starke halbe Stunde der Gäste.
Augsburger Konter sitzen
Hofmann und zwei Mal Pitter scheiterten aber an Leneis oder falscher Einstellung des Visiers. Dann kam die zweite Welle, begann die Schluss-Viertelstunde des Lehrfilms. Auch deshalb, weil die Kleinhenz-Elf volles Risiko zu gehen bereit war und sich hinten Räume auftaten, die von den Platzherren eiskalt genutzt wurden. Seonghoon Cheon (76.) eröffnete sie und besorgte die Entscheidung zum 2:0. Lukas Petkov legte beim nächsten Konter zum 3:0 nach und Henri Koudossou – dito, 4:0.
„Augsburg ist eine ganz spielstarke Mannschaft und hat verdient gewonnen“, blieb Victor Kleinhenz Realist. „Die haben enorm Qualität, besonders im Mittelfeld hat Felix Götze die Fäden gezogen und die Mannschaft dirigiert.“ Dementsprechend sei es ganz schwer gewesen, das Ganze zu verteidigen. „Lukas Wenzel hat uns drei Mal im Spiel gehalten. Eine richtig starke Phase hatten wir von der 46. Minute bis zum 2:0. Da waren wir am Drücker und haben uns viele Torchancen, zwei richtig gute, heraus gespielt. Das war ein sehr gepflegter Spielaufbau mit guten Angriffen über die Flügel.“ Jenes 2:0 habe den Aubstädtern das Genick gebrochen. „Dann mussten wir Lehrgeld bezahlen“, sagte Kleinhenz. "Schade ist halt, dass wir alle vier Gegentore nach Ballverlusten bekamen. Schön war?s nicht, das Ergebnis sieht brutal aus. Es haut uns aber nicht um.“ (rd)
Augsburg II: Leneis – Schuster, Pöllner (78. Müller), Cheon (88. Heckmeier), Petkov, Gerlspeck, Köppel (46. Koudossou), Lobenhofer, Hofgärtner, Götze, Deger. Aubstadt: Wenzel – Seufert, Hüttl, Köttler, Feser – Leicht, Volkmuth (87. Peci) – Rumpel (55. John), Müller (55. Dierke), Pitter – Hofmann. Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach). Zuschauer: keine. Tore: 1:0 Felix Götze (36.), 2:0 Seonghoon Cheon (76.), 3:0 Lukas Petkov (83.), 4:0 Henri Koudossou (85.). Bes. Vorkommnis: Wenzel (Aubstadt) hält Foulelfmeter von Cheon (17.). Gelb: Cheon – /.