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Fußball: Regionalliga Bayern
Eine taktische Umstellung bringt die Wende: Welche Erkenntnisse der TSV Aubstadt beim 2:2 in Augsburg gewinnt
Beim Remis zwischen dem FC Augsburg II und dem TSV Aubstadt stehen die Trainer im Mittelpunkt. Welche bemerkenswerte Aussage FCA-Coach Tobias Strobl tätigt.
Mit seiner taktischen Umstellung hatte Trainer Victor Kleinhenz großen Anteil am Punktgewinn des TSV Aubstadt im Auswärtsspiel beim FC Augsburg II.
Foto: Klaus Rainer Krieger | Mit seiner taktischen Umstellung hatte Trainer Victor Kleinhenz großen Anteil am Punktgewinn des TSV Aubstadt im Auswärtsspiel beim FC Augsburg II.
Florian Karlein
 |  aktualisiert: 06.03.2024 19:01 Uhr

Seinen 71. Geburtstag feierte am Freitagabend das altehrwürdige Rosenaustadion in Augsburg. Seit dem Eröffnungsspiel am 16. September 1951 gab es dort einige denkwürdige Fußballspiele wie das Länderspiel zwischen der BRD und der Schweiz im Jahr 1952 vor fast 65.000 Zuschauern. Zum Jubiläumsspiel des unter Denkmalschutz stehenden Stadions fanden am Freitag gerade einmal 222 Zuschauer den Weg in das weite Rund, um sich die Partie in der Regionalliga Bayern zwischen dem FC Augsburg II und dem TSV Aubstadt anzusehen. Enttäuscht gingen nach dem flotten Kick mit vier Treffern und einem am Ende gerechten 2:2-(1:1)-Unentschieden aber weder die Anhänger der Grabfelder noch die Fans der Gastgeber, darunter der 1990er Weltmeister und aktuelle FCA-Manager Stefan Reuter, nach Hause.

Tobias Strobl und Victor Kleinhenz sind sich bei der Analyse einig

Großen Anteil an der unterhaltsamen und teils packenden Partie hatten auch die Trainer beider Teams. Mit Tobias Strobl (34), der nach seiner Amtszeit beim FC 05 Schweinfurt mittlerweile die zweite Mannschaft des FC Augsburg trainiert, und Victor Kleinhenz (31) standen sich zwei der jüngsten Trainer der Liga an der Seitenlinie gegenüber. Dass sie sich gegenseitig schätzen, ist kein Geheimnis und wurde nach Spielende in den Katakomben des Stadions einmal mehr deutlich. Mit einem Bier in der Hand tauschten sich die beiden Trainer aus und waren sich bei der Analyse der Partie weitgehend einig.

"Wir hatten diesmal eine richtig unangenehme Aufgabe zu lösen. Und das sage ich voller Respekt vor der bärenstarken Leistung der Augsburger", unterstrich TSV-Trainer Victor Kleinhenz. Vor allem in den ersten 45 Minuten taten sich die Aubstädter schwer, die spielfreudigen Gastgeber zu stoppen. "Augsburg war enorm ballsicher und hat die Situationen im höchsten Tempo gelöst. Wir sind daher kaum einmal in die Zweikämpfe gekommen", so Kleinhenz.

Lukas Wenzel hält den TSV Aubstadt mehrfach im Spiel

In der Tat merkte man der jungen Augsburger Mannschaft an, dass sie sich nach einem schwachen Saisonstart mittlerweile gefunden hat und seit sechs Spielen unbesiegt ist. Die 1:0-Führung der Hausherren nach 20 Minuten war auch alles andere als überraschend. Nach einer weiten Flanke und der Kopfballablage von Tobias Heiland drückte der auffällige Josue Mbila den Ball aus fünf Metern über die Linie.

In der Folge verpasste es der FCA trotz einiger guter Gelegenheiten, die Führung auszubauen. Das lag auch daran, dass Aubstadts Torhüter Lukas Wenzel einen Sahnetag erwischt hatte. Gleich viermal verhinderte er mit guten Paraden vor der Pause einen zweiten Treffer der Gastgeber. "Lukas hat uns in dieser Phase im Spiel gehalten", lobte Kapitän Ben Müller seinen Torhüter. Mit einem weiten Ball leitete Wenzel zudem den zu diesem Zeitpunkt überraschenden Ausgleich ein.

Der TSV Aubstadt stellt auf Dreierkette um und dreht das Spiel

"In dieser Situation waren wir einmal unachtsam und bekommen sofort das 1:1", ärgerte sich Strobl. So verlängerte ein FCA-Spieler den langen Ball in den Lauf von Timo Pitter, der mit einem Lupfer Augsburgs Keeper Marcel Lubik überwand. "Die Jungs waren in der Kabine schon ein bisschen geknickt, dass es nur 1:1 stand", bekannte Strobl und fügte eine bemerkenswerte Aussage hinzu. "Unsere Leistung in der ersten Halbzeit war das Beste, was ich bisher von einer von mir trainierten Mannschaft gesehen habe."

Dass die Augsburger daran in den zweiten 45 Minuten nicht direkt anknüpfen konnten, lag in erster Linie an Victor Kleinhenz und seinen Umstellungen. Mit Steffen Behr und Marcel Volkmuth brachte er nicht nur zwei frische Spieler, sondern baute auch taktisch um. So rückte Kapitän Ben Müller aus dem defensiven Mittelfeld nach hinten und bildete fortan mit Tim Hüttl und Behr eine Dreierkette, die bei Augsburger Ballbesitz mit den beiden Außenverteidigern zu einer Fünferkette wurde.

"In der ersten Halbzeit mussten vor allem unsere beiden Sechser oft ins Eins gegen Eins und dabei weite Wege zurücklegen", erklärte Kleinhenz. "Vor der Pause hatten wir keinen Zugriff und haben teilweise ganz schön gelitten", gestand auch Müller. In seiner neuen Rolle als zentraler Spieler der Dreierkette fand sich der TSV-Kapitän schnell zurecht und verlieh seinen Mitspielern Sicherheit. Und das, obwohl diese Variante zuletzt überhaupt nicht gezielt trainiert worden war.

Christopher Bieber fehlt dem TSV Aubstadt nächste Woche gegen Heimstetten

"Zu Beginn der vergangenen Saison haben wir zunächst Dreierkette gespielt und trainiert. Seitdem eigentlich nicht mehr", gestand Müller. Eine Erklärung, warum die Umstellung auf Anhieb klappte, hatte er dennoch. "Tim und ich haben das in der A-Jugend zusammen in Nürnberg schon gespielt. Wichtig ist, dass man viel miteinander spricht." In einem nun offeneren Spiel waren es die Aubstädter, die offensiv die Akzente setzten und nach einem von Ingo Feser verwandelten Foulelfmeter in Führung gingen (73.)

Nun war es Strobl, der seinen Trainerkollegen Kleinhenz lobte. "Nach den Umstellungen bei Aubstadt haben wir Probleme bekommen. Das war ein kluger Schachzug." Seinen eigenen Spielern konnte er hingegen keinen Vorwurf machen. Nach dem Rückstand steckten sie nicht auf, scheiterten zunächst noch zweimal an Wenzel und erzielten nach einem schönen Spielzug den verdienten Ausgleich zum 2:2. "Natürlich will man gewinnen, wenn man in der zweiten Halbzeit in Führung geht. Drei Punkte hätten wir aber ehrlicherweise diesmal nicht verdient gehabt", sagte Kleinhenz.

Somit riss zwar die kleine Serie des TSV Aubstadt von drei Ligasiegen in Folge, es blieb aber die Erkenntnis, dass die Grabfelder taktisch flexibler geworden sind und nicht zwingend an einem System festhalten müssen. Für das kommende Heimspiel gegen den SV Heimstetten wird Victor Kleinhenz erneut neue Lösungen finden müssen. Nach seiner fünften gelben Karte wird dann Angreifer Christopher Bieber nicht mitwirken können.

Die Statistik des Spiels

Fußball: Regionalliga Bayern
FC Augsburg II - TSV Aubstadt 2:2 (1:1)
Augsburg: Lubik - Heiland, Katic, Grubner, Taseski - Wessig - Hofgärtner, Dell'Erba (73. Ivanovic), Zehnter - Cevis (87. Müller), Mbila.
Aubstadt: Wenzel - Langhans, Hüttl, Köttler (46. Behr), Feser - Müller, Trunk - Pitter (82. Hofmann), Schebak (46. Volkmuth), Endres - Bieber.
Schiedsrichter: Andreas Dinger (Bischofsgrün).
Zuschauende: 222.
Tore: 1:0 Josue Mbila (20.), 1:1 Timo Pitter (38.), 1:2 Ingo Feser (73., Foulelfmeter), 2:2 Franjo Ivanovic (81.).
Gelb: Aaron Zehnter - Ingo Feser, Christopher Bieber.
Quelle: fka
 
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