Riesen-Pech für Florian Dietz. Der Fußballer im Dienst des Bundesligisten 1. FC Köln hat sich am Sonntag im Spiel gegen die TSG Hoffenheim nach einem Foul schwer am Knie verletzt. Bereits am Mittwoch ist der 24-Jährige in Köln operiert worden. Ihm droht eine monatelange Pause - schon wieder. Dabei hatte die Saison so positiv begonnen für den Strahlunger.
Er wird jetzt auf der Straße erkannt und nach Fotos oder Autogrammen gefragt - ob zu Hause in Strahlungen auf dem Platz vor dem Rathaus Ende September oder in Köln. Diese Wünsche zu erfüllen sei für ihn selbstverständlich, sagt er und lächelt freundlich in eine Kamera. Gerne auch zweimal, bis das Motiv passt. Als Kind habe er selbst Unterschriften seiner Idole gesammelt, sagt er. Er wisse also, wie wenig Aufwand nötig sei, um jemanden glücklich zu machen.
Für ihn selbst habe sich das Leben in den vergangenen Wochen nicht verändert, sagt er: "Ich versuche bei mir zu bleiben. Mein Umfeld ist ja dasselbe wie vorher. Es sollen bitte alle weiterhin ganz normal mit mir umgehen."
Zum ersten Mal seit einiger Zeit war Florian Dietz daheim in Strahlungen (Landkreis Rhön-Grabfeld). Dem Ort, in dem er aufgewachsen ist und von dem er auszog, um Fußball-Profi zu werden. Und in den er immer wieder gerne zurückkehrt, weil er aus der familiären Geborgenheit so viel Stärke zieht. "Ich hatte Höhen, aber auch besonders viele Tiefen. Meine Familie hat mich immer unterstützt", sagt er. Man spürt, wie wichtig ihm dieser Satz ist.
Es sind erst wenige Kapitel geschrieben in der Geschichte von Florian Dietz, dem Bundesliga-Fußballer beim 1. FC Köln. Schon der Einstieg hatte es in sich: Sein Debüt in der höchsten deutschen Spielklasse feierte er Anfang August, wenige Tage nach seinem 24. Geburtstag. Am Tag der Partie gegen den FC Schalke 04 war bekannt geworden, dass der Kölner Starstürmer Anthony Modeste zu Borussia Dortmund wechseln wird. Für Dietz bedeutet das: Startelf statt Tribünenplatz.
Florian Dietz genießt bei seinem Bundesligadebüt für den 1. FC Köln den Moment
"Das war natürlich schon eine komische Situation für mich", denkt Dietz an jenen Sonntag zurück, "aber auch eine gute Chance und Herausforderung. Ich war natürlich froh darüber, weil ich genau darauf hingearbeitet habe". Er habe versucht, "den Moment zu genießen" und sich bewusst zu machen, dass er sich mit seinem ersten Einsatz in der Bundesliga einen Traum erfüllt habe. "Gerade vor dem Hintergrund, wie schwierig die letzten Jahre für mich waren."
In den folgenden Wochen blieb der Angreifer in aller Munde. Er traf in der Bundesliga bei RB Leipzig und in zwei Europapokalspielen. "Es hat was, wenn die Fans nach Toren deinen Namen schreien", sagt er. Nach seinen Treffern zeigte er die Gebärde "Ich liebe dich". Das sei ein "kleines Dankeschön an die Familie" und ein Gruß an seine schwerhörige Schwester und ihren gehörlosen Freund. "Meine Schwester ist ein Vorbild für mich, weil sie wegen ihrer Schwerhörigkeit einen schwierigen Weg zu bewältigen hat", sagt Dietz.
Mit 24 Jahren hat Florian Dietz schon eine lange Krankenakte
Er ist erst 24 Jahre alt, doch die Krankenakte ist lang. Beide Schultern waren schon kaputt, das Kreuzband gerissen und dann kam zu Beginn dieses Jahres erneut eine langwierige Schulterverletzung dazu. An dieser jüngsten Verletzung, räumt er ein, hatte er am meisten zu knabbern. Nach einer starken ersten Halbserie für den 1. FC Köln II in der Regionalliga West mit 13 Treffern sollte er im Januar eigentlich fest in den Profikader aufrücken. "Das war schon ein Rückschlag."
Geholfen habe ihm, dass er während dieser Zeit die Rückendeckung des Vereins spürte, besonders von Trainer Steffen Baumgart: "Er hat mir gesagt, der Plan bleibe der Gleiche und: ,Mach deine Reha, nimm der Zeit und dann kommst du zu uns.' Das war für mich persönlich sehr wichtig." Überhaupt Baumgart: "Bei ihm weiß man immer, woran man ist, woran man arbeiten muss, was noch fehlt, was gut ist. Er kommuniziert immer klar", sagt Dietz.
In der Jugend kickte Florian Dietz für den FC Strahlungen, den TSV Großbardorf und Carl Zeiss Jena. Von den Thüringern ging er zu Werder Bremen II, spielte für die SpVgg Unterhaching und wechselte anschließend in die Regionalliga West zum 1. FC Köln II zu seinem Förderer aus Jenaer Tagen, Mark Zimmermann. Die Person Zimmermann habe für seine Entscheidung, nach Köln zu wechseln, "eine Riesen-Rolle gespielt", sagt Dietz. "Mein Vater hatte mir gesagt: ,Der Trainer ist der wichtigste Mann, weil er derjenige ist, der dich aufstellt.'"
Florian Dietz: "Ich bin dankbar für jedes Spiel, das ich machen darf"
Nach einer Auszeit in der Heimat hieß es damals für Dietz: zurück auf den Platz. "Ich habe bewiesen, dass ich Bundesliga spielen kann. Aber ich weiß auch, dass ich mich noch stark weiterentwickeln kann. Deshalb muss ich an den Sachen arbeiten, die ich beeinflussen kann", sagt Dietz. Und ergänzt: "Ich bin dankbar für jedes Spiel, das ich machen darf. Weil ich weiß, wie schnell alles gehen kann."
"Er ist ein richtiger Kämpfer", spendet Steffen Baumgart dem Angreifer nach der neuerlichen Verletzung Trost. "Er hat sich nach seiner ersten Knieverletzung, aber auch nach seiner schweren Schulterverletzung mit eiserner Disziplin wieder rangearbeitet. Das wird er auch diesmal schaffen, und wir werden ihn auf diesem Weg mit allem, was wir machen können, unterstützen".