
Die Erfahrung im Fußball zeigt, dass es günstige und ungünstige Zeitpunkte gibt, zu denen man auf den einen oder anderen Gegner trifft: kurz vor beziehungsweise kurz nach einem Trainerwechsel, nach einer langen Durststrecke oder nach einer soeben beendeten. Bei Türkgücü München trifft Letzteres zu: Das Schlusslicht der Fußball-Regionalliga Bayern hat seine Niederlagen-Serie – gegen Vilzing (0:2), bei den Würzburger Kickers (0:3) und bei Viktoria Aschaffenburg (0:1) – mit einem Auswärtssieg vergangenen Freitag beim FC Augsburg II (1:0) beendet.
Und sich damit eine günstigere Ausgangsposition für die Partie gegen den TSV Aubstadt an diesem Samstag, 23. November, im Münchener Dante-Stadion geholt (14 Uhr). Nach dem Grünwalder Stadion und dem Sportpark in Heimstetten ist es inzwischen der dritte Begegnungsort mit dem Verein, der 1975 von türkischen Migranten gegründet wurde und seitdem eine bewegte Vergangenheit von der Kreisliga bis zur Dritten Liga hinter sich hat.
Aus den einfachen Gegentoren gegen Illertissen lernen
In dieser Saison löste Türkgücü am vierten Spieltag den TSV Aubstadt als Tabellenletzten ab und steht seitdem auf dieser Position. Den letzten Sieg vor dem in Augsburg hatte es für die Münchener am 19. Oktober, auch auswärts, beim 1. FC Nürnberg II (3:1) gegeben. Aus ihren vergangenen sechs Begegnungen holte die Mannschaft von Trainer Alper Kayabunar sieben Punkte mit zwei Siegen, einem Unentschieden und drei Niederlagen. Das ergibt einen bemerkenswerten Gleichstand bei der aktuellen Form mit dem Tabellenneunten Aubstadt.
Wobei der TSV mit einer Heimniederlage gegen den FV Illertissen (1:3) im Kopf in Richtung München aufbricht. Da sie "gegen eine der stärksten Mannschaften dieser Liga passierte", so Trainer Julian Grell, sehe er allerdings überhaupt keinen Grund dafür, den Kopf in den Sand zu stecken. "Ich sag's euch gleich, bevor einer zu zweifeln anfängt", trichterte er seinen teils sehr enttäuschten Spielern ein: "Ich bin mit eurer Leistung sehr zufrieden. Gegen den Ball super – wir haben keine einzige Torchance aus dem Spiel heraus zugelassen."
Dass alle drei Gegentreffer infolge von Standardsituationen fielen, wurde aber auch in die Agenda der drei Trainingseinheiten in dieser Woche eingetragen. "Wir haben aufgezeigt bekommen, dass wir da besser und konzentrierter verteidigen müssen. So einfache Gegentore darf man nicht bekommen. Wichtig ist, dass wir daraus lernen. Wir wollen in den letzten zwei Spielen vor der Winterpause noch mal alles in die Waagschale werfen", sagt Grell.

Komplett war seine Mannschaft aber auch in dieser Woche beim Training bei weitem nicht. Das ist einer der wenigen negativen Punkte, die der ansonsten lieber positiv denkende Trainer erst gar nicht besonders herausheben möchte: "Es ist schon ein brutaler Aderlass. Ich will aber nicht jammern, weil es überhaupt nichts bringt." Von den acht verletzten Spielern war keiner aktiv am Training beteiligt, anwesend dagegen schon ob des Zusammenhalts der Mannschaft.
Max Grimms Tore führen Aubstadt im Hinspiel zum Sieg
Was macht den Aubstädtern Hoffnung, nicht ausgerechnet beim Regionalliga-Letzten als Verlierer den Platz zu verlassen? Schließlich sind die Gastgeber gerade erst wieder auf den süßen Geschmack des Gewinnens gekommen. Jedoch weisen die Münchener eine schwache Heimbilanz auf: vier Unentschieden, vier Niederlagen, aber noch kein einziger Sieg. Auch die Gesamtbilanz mit zwei Siegen, vier Unentschieden und 13 Niederlagen sieht nicht viel besser aus. Und ihr Torverhältnis mit 17:37 Toren ist das zweitschlechteste der Liga.
Mut machen darf auch das Hinspiel: In der Nachspielzeit (90.+5), mit der letzten Aktion des Spiels, hatte Max Grimm das 2:1 für die Aubstädter erzielt und dem TSV dadurch den ersten Saisonsieg beschert. Der 21-jährige, von Carl Zeiss Jena gekommene und dort ausgebildete Mittelstürmer mit Gardemaß von 1,89 Metern und Torriecher kam in 19 der bisherigen 20 Spiele zum Einsatz und dabei durchschnittlich auf 55 Minuten Spielzeit.
Von den insgesamt sechs Begegnungen mit Türkgücü München in der Regionalliga hat Aubstadt drei gewonnen und zwei verloren. Eine Partie endete unentschieden. Jedoch hat sich bei den Münchenern von Saison zu Saison stets so viel verändert, dass diese Statistik für den jetzigen Vergleich nicht als Maßstab dient. Das weiß auch Grell: "Weder das noch die Tabelle sind ein Thema", versichert er und betont: "Entscheidend sind die 90 Minuten dort."