
Weil die Zahl der Corona-Infektionen hierzulande exponenziell wächst, ist es zur Eindämmung ab diesem Montag untersagt, Amateursport auszuüben. Böse Zungen behaupten, dass seit diesem Verbot auch die Zahl der selbsterklärten Profis exponenziell wachse, da diese trotz Beschränkungen ihren Beruf, also ihren Sport, weiter ausüben dürfen.
Klar ist: Zwischen Vollprofitum und Amateursport gibt es eine Grauzone. Wer spielen darf und wer nicht, ist daher oft unklar. Eindeutige Regeln durch die Politik gibt es derzeit nicht.
In besagtem Graubereich bewegt sich zum Beispiel die Fußball-Regionalliga Bayern: Da spielen einzelne Vereine mit Profis, die meisten jedoch unter semiprofessionellen Bedingungen. Auf die Frage, ob die Regionalliga eine Profi- oder Amateurliga sei, antwortet Fabian Frühwirth, der Pressesprecher des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV): "Diese rechtsverbindliche Einstufung muss der Bund bei der Auslegung seiner beschlossenen Maßnahmen definieren."
Von der Politik gibt es noch keine klaren Antworten
Aber genau das ist bislang nicht geschehen. Anfragen beim für den Sport zuständigen Bundesinnenministerium und beim Bayerischen Innenministerium, wie denn Profitum definiert sei, brachte wenig Erhellendes.
Mit Verweis auf die Debatte am Freitag im Münchner Landtag lautete die Antwort des Bayerischen Innenministeriums an diese Redaktion: "Es ist davon auszugehen, dass die Verordnung nach den Beratungen im Landtag vom Gesundheitsministerium veröffentlicht werden kann. Sobald die Verordnung im Ministerialblatt bekannt gemacht ist, können auch Ihre Fragen beantwortet werden." Vom Bundesinnenminsterium hieß es: "Die Zuständigkeit dafür liegt bei den Ländern, die derzeit an den neuen Corona-Verordnungen arbeiten bzw. diese beschließen und darin auch festlegen, welche Profisportveranstaltungen in Ausnahme zu der vereinbarten grundsätzlichen Untersagung von Unterhaltungsveranstaltungen durchgeführt werden dürfen."
Fabian Frühwirth gibt indes an: "Man muss das auch zu Ende denken: In den Bundesligen gibt es ja beispielsweise Hygienekonzepte, die zum Inhalt haben, dass regelmäßig auch auf das Virus getestet wird. Die gibt es in der Regionalliga Bayern nicht." Doch solle es nicht zu Klagen oder zu Regelungen kommen, die in der ganzen Republik unterschiedlich sind: "Wir wollen und müssen Präzedenzfälle ausschließen", sagt Frühwirth.
Markus Wolf rechnet mit Kurzarbeit bei Schweinfurt 05
Ein Regionalligist, bei dem die Fußballer ihren Sport unter professionellen Bedingungen betreiben, ist jedoch der FC 05 Schweinfurt. Das Team hat am Dienstag noch ein Erstrundenspiel im DFB-Pokal beim FC Schalke 04 vor sich. "Ich rechne damit, dass wir die Spieler danach in Kurzarbeit schicken müssen", sagt Schweinfurts Geschäftsführer Markus Wolf.
Das heißt aber auch: Die Profi-Fußballer dürfen während ihrer Kurzarbeit nicht arbeiten, also nicht im Mannschaftsverband trainieren. Das sei aber immer noch kostengünstiger, als Regionalliga-Fußball ohne Zuschauer zu spielen, erklärt Wolf und ergänzt: "Ich gehe davon aus, dass das auch die anderen Regionalligisten so sehen."

Wolf favorisiert einen Wiedereinstieg in der Regionalliga Anfang Februar 2021, um ausreichend zeitlichen Puffer für eventuelle Nachholspiele zu haben. In einem Fall aber müssten die Schweinfurter ihre Fußballer früher aus der Kurzarbeit holen: Wenn sie am Dienstag bei den seit Monaten sieglosen Schalkern tatsächlich gewinnen sollten. Dann stünde kurz vor Weihnachten nämlich noch die zweite Runde im Pokalwettbewerb an.
Fußballverband startet Umfrage unter den Regionalligisten
Der BFV hat indes nach Informationen dieser Redaktion eine Umfrage unter den Regionalligisten gestartet. Demnach wollen sie von Verbandsseite aus wissen, ob der Spielbetrieb bis zum 31. Januar 2021 unterbrochen werden soll.
Damit würde der Verband auf der Linie der Schweinfurter liegen. Doch nicht in allen Regionalligen herrscht die von Wolf in Bayern vermutete Einigkeit. So wollen beispielsweise die Offenbacher Kickers in der Südwest-Staffel mit der Begründung, sie seien Profis, gerne weiterspielen, während die Nachbarn von Bayern Alzenau lieber eine Unterbrechung hätten.
Doch die Frage, ob man sich als Profi oder Amateur definiert, wird nicht nur für die Fußball-Regionalliga diskutiert. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) fasste den Profisport-Begriff in einer am Freitag verbreiteten Erklärung sehr weit.
Ale Kaderathleten gehören für den DOSB zum Profisport
Nach seinem Verständnis fielen alle Kaderathleten und -athletinnen sowie die erste bis dritte Liga in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten, die vierte Liga im Männerfußball sowie nationale und internationale Sportveranstaltungen, an denen professionelle Sportler und Sportlerinnen teilnehmen, unter die Definition "Profisport".

Nach dieser Ausführung wären also auch die Handballer des HSC Bad Neustadt in der dritten Liga Profis. "Wir brauchen eine klare Linie", macht HSC-Geschäftsführer Eduard Mardian klar. Sein Verein würde den Spielbetrieb gerne fortsetzen, er wisse aber auch von anderen Klubs in seiner Staffel, die eine Unterbrechung befürworteten. Nach einem Präsidiumsbeschluss vom Freitag wird der Spielbetrieb nun zunächst von 2. bis 15. November ausgesetzt.
Auch wenn der HSC Bad Neustadt in Eigenregie schon Coronatests durchgeführt hat, sind diese in der dritten Handball-Liga genauso wie in der Fußball-Regionalliga Bayern nicht verpflichtend. Das zum Beispiel ist in der Zweiten Handball-Bundesliga anders. "Man muss aber sehen, dass die Tests nur ein kleiner Teil der Hygienekonzepte sind", macht Mardian klar, dass er sich mit seinem HSC durchaus in der Lage sehe, effektiven Infektionsschutz zu leisten: "So groß unterscheiden sich die Konzepte in der zweiten und dritten Liga nicht."

Dagegen sind in der Zweiten Volleyball-Bundesliga diese Tests verpflichtend. Das gilt auch für die Hammelburg Volleys. "Das zu organisieren und umzusetzen, ist für Ehrenamtliche ein Riesenaufwand", erklärt Teammanager Matthias Benner. Wie er berichtet, sind die Volleyballer aus der Saalestadt durchaus als Profis eingestuft, obwohl mit ihrem Sport in der zweiten Liga sicher keine Reichtümer zu verdienen sind.
Corona-Förderprogramm des Bundes als Kriterium
Nach Benners Worten leitet sich die Einordnung und die Berechtigung, den Spielbetrieb in einer zweiten Liga im November ohne Zuschauer fortsetzen zu können, aus einem Corona-Förderprogramm des Bundes ab, mit dem Zweitligisten im Basketball, Handball, Eishockey oder Volleyball nach Einnahmeausfällen in diesem Jahr unterstützt werden. Darin würden die Zweitligisten in den genannten Sportarten eben als Profis definiert.
Dagegen ist der Volleyball-Spielbetrieb unterhalb der Zweiten Bundesliga ausgesetzt. Ebenso wie in den Handball-Spielklassen unterhalb der dritten Liga. Der BFV will Montag entscheiden, ob seine Fußballer vorzeitig in die Winterpause gehen. Möglicherweise schaffen die Verbände also Fakten, bevor von der Politik eindeutige Regeln bestimmt werden.