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BADMINTON: 2. BUNDESLIGA
Trotz zweier Siege in Spitzenspielen sagt der TV Marktheidenfeld: "Bundesliga? Nein danke"
Der Badminton-Zweitligist hätte erneut Chancen, in die höchste deutsche Spielklasse aufzusteigen. Doch das wollen sie beim TVM und vielen anderen Klubs nicht. Das sind die Gründe.
Die Österreicherin Lena Rumpold ist eine von zwei U21-Nationalspielerinnen, die für das Badminton-Team des TV Marktheidenfeld in der 2. Bundesliga aufschlagen.
Foto: Heiko Becker (Archivfoto) | Die Österreicherin Lena Rumpold ist eine von zwei U21-Nationalspielerinnen, die für das Badminton-Team des TV Marktheidenfeld in der 2. Bundesliga aufschlagen.
Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 27.02.2025 02:38 Uhr

Zwei Spitzenspiele hat Badminton-Zweitligist TV Marktheidenfeld am Wochenende in eigener Halle bestritten – und beide deutlich mit 5:2 gewonnen. Am Samstag gegen den Spitzenreiter TSV Neuhausen-Nymphenburg, auf den der TVM nach diesem Wochenende in der Tabelle nur noch einen Punkt Rückstand aufweist. Und am Sonntag gegen den TuS Geretsried, den das derzeit stärkste unterfränkische Badminton-Team von Platz zwei der Staffel Süd verdrängt hat.

Ist also der TVM nun ein Kandidat für den erstmaligen Bundesliga-Aufstieg? "Nein", sagt Abteilungsleiter Karl Fuchs.: "Wir werden definitiv nicht aufsteigen." Die Leistungsunterschiede zwischen höchster und zweithöchster deutscher Klasse seien derart groß, "dass schnell Frustration entstehen würde".

Bereits vor Jahresfrist hatte der TVM als am Saisonende Tabellenzweiter die Chance auf den Aufstieg besessen und damals schon verzichtet. Und war damit nicht allein gewesen. Im Vorjahr hatte auch Meister TSV Freystadt den Sprung nach oben nicht gewagt, am Samstag war Zweitliga-Spitzenreiter TSV Neuhausen-Nymphenburg in einer Besetzung nach Marktheidenfeld gereist, die nicht unbedingt die Ambition erkennen ließ, ins Oberhaus aufzusteigen. Die Folge: Derzeit erreicht die Bundesliga mit neun Vereinen mangels Interesse spielwilliger Teams nicht einmal ihre Sollstärke von zehn.

Deutsche Meisterin ohne Satzverlust

In der Vorwoche hatte mit dem BC Beuel ein Bundesligist angekündigt, der seit einem Vierteljahrhundert der höchsten deutschen Spielklasse angehört, in der kommenden Saison nicht mehr für die Liga zu melden. Für den Verein aus dem Bonner Stadtteil, der intensiv Nachwuchsarbeit betreibt, spielt auch die frühere Marktheidenfelderin Brid Stepper. Die 28-Jährige war am ersten Februar-Wochenende in Cloppenburg ohne einen einzigen Satzverlust deutsche Einzelmeisterin geworden, hat aber in der laufenden Bundesliga-Saison lediglich vier von 20 Spielen gewonnen.

"Diese Idee in der 1. Bundesliga zu verfolgen, setzt aber voraus, dass die Rahmenbedingungen eine attraktive Gestaltung ermöglichen und unterstützen. Dies ist aktuell nicht der Fall. Während Vereine mit einem breiten Engagement für die Sportart stark belastet werden, profitieren strukturarme Vereine ohne große Nachwuchsarbeit, aber mit hohen finanziellen Mitteln für den Erstligabetrieb. Die Leistungsdiskrepanz ist so hoch wie seit vielen Jahren nicht", heißt es in einer Erklärung der Vereinsführung auf der Homepage des BC Beuel. Immer mehr Spiele endeten mit klaren Ergebnissen wie 7:0 oder 6:1. Ursächlich hierfür seien die großen finanziellen Unterschiede zwischen den Kontrahenten.

Große Firmen als Sponsoren der Topklubs

Hinter den Bundesliga-Spitzenklubs, wie etwa Wipperfeld im Oberbergischen oder Dortelweil im Wetteraukreis, stünden große Firmen, so Karl Fuchs. "Mit deren Hilfe verpflichten die Vereine international bekannte Spieler."

Die engagierten Spieler betreiben ihren Sport in der Regel unter Vollprofi-Bedingungen und finanzieren das durch Preisgelder bei internationalen Turnieren oder durch Einsätze im Ligen-Spielbetrieb. Wobei es erlaubt ist, für mehrere Vereine in unterschiedlichen europäischen Ligen anzutreten. "Damit können speziell Spieler aus der zweiten Reihe gutes Geld verdienen", sagt Michael Fuchs. Er ist Sohn des Abteilungsleiters, zweimaliger Olympia-Teilnehmerfrüherer Nachwuchs-Bundestrainer und seit knapp einem Jahr Leiter des Olympia-Stützpunkts Saarbrücken. Und mit seinen 42 Jahren in den Doppel-Konkurrenzen immer noch eine Stütze des Marktheidenfelder Zweitliga-Teams.

Er habe schon vor Jahren einen Brief an die Verantwortlichen geschrieben, mit dem Ziel, das System zu reformieren, berichtet Karl Fuchs "Doch es gab keine Reaktion darauf."

An der Herangehensweise wird sich wenig ändern

So wird sich in der kommenden Zweitliga-Saison an der Marktheidenfelder Herangehensweise wenig ändern. Egal, ob der TVM die aktuelle Runde als Erster, Zweiter oder Dritter abschließt. Die Männerriege wird sich weiter aus im Verein ausgebildeten Spielern oder aus Akteuren aus der Umgebung zusammensetzen, die ihren Sport ambitioniert, aber als Amateure neben dem Beruf, dem Studium oder der Schule ausüben.

Da es der eigene weibliche Nachwuchs noch schwer hat, in der 2. Bundesliga zu bestehen, kommt dieser dort nur gelegentlich zum Einsatz und spielt meistens für die zweite Mannschaft in der Bayernliga. Hier spielen für den TVM mit der Schweizerin Lina Schadegg oder der Österreicherin Lena Rumpold, die am Wochenende bei den Spitzenspielen aufschlug, U21-Nationalspielerinnen ihrer Länder, die in der 2. Bundesliga Wettkämpfe für ein geringeres Salär auf einem sportlichen Niveau suchen, das sie in ihrer Karriere weiterbringt.

Badminton: 2. Bundesliga Süd
TV Marktheidenfeld – TSV Neuhausen/Nymphenburg 5:2
Punkte für Marktheidenfeld: M. Fuchs/Grün, Hippold/Unz, Schumacher/Rumpold, Schumacher, M. Fuchs/Rumpold.
TV Marktheidenfeld – TuS Geretsried 5:2
Punkte für Marktheidenfeld: M. Fuchs/Grün, Redelbach/Unz, Grün, M. Fuchs/Rumpold, Unz.

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