
Ein kurzes "Yes" kam Lina Schadegg am späten Samstagnachmittag über die Lippen, als der Schlag ihrer Gegnerin Pheline Krüger im Netz gelandet war. Der Schweizer Neuzugang hatte gerade nach vier Sätzen in der 2. Badminton-Bundesliga Süd ihr erstes Spiel für den TV Marktheidenfeld gewonnen und legte mit dem daraus resultierenden 3:1-Zwischenstand einen Grundstein für den letztlichen 5:2-Erfolg über den TSV GutsMuths Jena bei der Saisonpremiere des TVM.
Stunden zuvor hatte die 19-Jährige aus Oberuzwil im Kanton St. Gallen auf ihrem Instagram-Account noch gepostet: "Du wechselst aus der Schweiz in die 2. Bundesliga, kennst niemanden und heute ist der erste Spieltag."
Zunächst hatte Lina Schadegg ihre neue Partnerin Anja Böhm kennengelernt, mit der sie zum Auftakt das Frauendoppel gegen Charlotte Mund/Pheline Krüger nach einer 2:0-Satzführung noch 2:3 verlor. Anschließend klappte es im Einzel besser, auch weil der Marktheidenfelder Neuzugang Pheline Krüger mit langen Ballwechseln immer wieder "quälte" und am Ende auch entnervte.
Tags darauf beim 6:1-Erfolg gegen die HSG DHfK Leipzig gewann Lina Schadegg dann sogar Einzel und Doppel, Letzteres an der Seite von Nachwuchsspielerin Rania Offe.
Gleichwohl ist eine externe Spielerin wie Lina Schadegg für den in der achten Saison in Folge zweitklassig spielenden TV Marktheidenfeld eher untypisch. In dessen Reihen stehen in erster Linie Akteure, die dem eigenen Verein entstammen oder schon Jahre für den TVM spielen. "Wir wollen die Klasse halten und unseren Spielern die Möglichkeit zur Weiterentwicklung geben", erläutert Abteilungsleiter Karl Fuchs die Herangehensweise.
Viel eigenes Personal im männlichen Bereich
Im männlichen Bereich sei etwa mit Steffen Grün, Tim Specht oder Moritz Unz beim höchtsklassigsten unterfränkischen Badminton-Klub genug eigenes Personal vorhanden, "bei den Frauen brauchen wir Unterstützung", so Fuchs. Neben Lina Schadegg steht mit Janina Schumacher deshalb noch eine zweite externe Spielerin im Aufgebot, die beim Saisonpremieren-Wochenende allerdings fehlte. Zusammen mit den beiden sollen Nachwuchskräfte aus der zweiten Mannschaft wie Esther Huth, Anja Böhm oder Rania Offe immer wieder Einsatzchancen erhalten und ans Zweitliga-Niveau herangeführt werden.
Vergangene Saison hätte der TVM als Tabellenzweiter sogar in die Bundesliga aufsteigen können, was aber nach den Worten des Abteilungsleiters mit ambitioniertem Amateursport, wie er beim TVM betrieben wird, nicht zu bewerkstelligen sei: "Da spielst du dann gegen Vollprofis und bist chancenlos."
Meist entstehen solche Bundesliga-Teams im Dunstkreis von Stützpunkten oder "da, wo viel Geld da ist", sagt Karl Fuchs. "Dieses Geld haben wir nicht. Wir haben im Schnitt 30 bis 100 Zuschauer. Und das mit den Sponsoren wird auch immer schwieriger."
Rote Liegestühle bei spätsommerlichen Temperaturen
Beim ersten Saisonspiel lag die Zuschauerzahl näher an 30, denn an 100, auch wenn ein Sponsor passend zu den spätsommerlichen Temperaturen rote Ligastühle neben die beiden Courts aufgestellt hatte, auf den es sich die Anwesenden bequem machen konnten.
Die nicht gekommen waren, denen entging jedenfalls der Auftritt eines zweimaligen Olympia-Teilnehmers. Michael Fuchs, Sohn des Abteilungsleiters, bei den Spielen 2012 in London im Viertelfinale des Mixed-Wettbewerbs und seit April 2024 Leiter des Olympia-Stützpunkts Saarbrücken, kombiniert Famlienbesuche in Unterfranken gerne mit Zweitliga-Spielen im Trikot des Marktheidenfelder Heimatvereins.
So auch am Wochenende, als er gegen Jena und Leipzig nicht nur in beiden Männer-Doppel gewann, sondern auch in den zwei Spielen des Mixed-Wettbewerbs, in denen er mit Anja Böhm beziehungsweise Ranja Offe zwei Nachwuchsspielerinnen an seiner Seite hatte.
Trotz seiner mittlerweile 42 Jahre gibt er den Jüngeren Halt und Orientierung. "Er sieht auf dem Feld Lücken, die andere nicht sehen, und er hat einen starken Aufschlag. Und er kann das Tempo variieren", umschreibt Hannes Gerberich, der Teammanager des Marktheidenfelder Zweitliga-Teams ist, die Qualitäten seines bekanntesten Spielers. Und von den Erfahrungen, die Michael Fuchs als Trainer gesammelt hat, profitieren andere zudem: "Er durfte bis letztes Jahr gegen deutsche Spieler nicht selber coachen, weil er ja Nachwuchs-Bundestrainer war", berichtet Hannes Gerberich. Nun aber nach dem Wechsel an den Saarbrücker Olympia-Stützpunkt ist dieser Einschränkung weggefallen.
Badminton: 2. Bundesliga Süd
TV Marktheidenfeld – TSV GutsMuths Jena 5:2
Punkte für Marktheidenfeld: M. Fuchs/Unz, St. Grün/Specht, Schadegg, M. Fuchs/Böhm, Unz.
TV Marktheidenfeld – HSG DHfK Leipzig 6:1
Punkte für Marktheidenfeld: Hippold/St. Grün, Schadegg/Offe, M. Fuchs/Unz, St. Grün, Schadegg, M. Fuchs/Offe.