Tag für Tag steigende Corona-Fallzahlen nähren die Vermutung, dass gerade erst beschlossene Lockerungen demnächst schon wieder zurückgenommen werden oder geplante Erleichterungen gar nicht vollzogen werden könnten. Die Hoffnung, dass Mitte April in Bayern wieder mit dem Amateurfußball begonnen werden kann, wird immer geringer.
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat einen Passus in seine Spielordnung aufgenommen, der Modalitäten für einen Saisonabbruch festlegt. Der wird derzeit immer wahrscheinlicher. Es erscheint kaum möglich, die Runde wie vorgesehen bis zum 30. Juni zu Ende zu bringen.
"Kann ein Spieljahr aufgrund einer staatlichen oder kommunalen Verfügungslage oder höherer Gewalt nicht bis zum festgelegten Spieljahresende beendet werden, wird dieses unter den nachfolgenden Regelungen abgebrochen und gewertet, sofern bei 75 Prozent der Mannschaften aus der jeweiligen Spielgruppe mindestens 50 Prozent der Verbandsspiele ausgetragen bzw. durch die Sportgerichte gewertet wurden", heißt es unter Paragraf 93, Punkt 1, der Spielordnung – ein Passus, der laut Auskunft von BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth bereits seit August 2020 existiert.
Bei einem Saisonabbruch gibt es auch keine Relegation
Bei einem Abbruch erfolgt eine Wertung nicht nach Punktestand, sondern nach Quotientenregel. Die besagt, dass die Anzahl der Punkte durch die der Spiele geteilt wird. Dadurch werden Mannschaften, die weniger Partien als die Konkurrenz absolviert haben, nicht benachteiligt. Ferner heißt es: "Die Auf- und Abstiegsregelungen, wie in den amtlichen Teilen auf www.bfv.de veröffentlicht, behalten ihre Gültigkeit."
Das gelte allerdings nur für den direkten Auf- und Abstieg, die Relegation indes entfiele: "Die Mannschaften verbleiben in ihrer Spielklasse", heißt zur Relegation in Paragraf 93. Das bedeutet: Zweitplatzierten Relegationsanwärtern wird die Aufstiegsmöglichkeit genommen, Teams auf den Abstiegsrelegationsrängen bleibt ein "Nachsitzen" erspart.
Ein Profiteur eines solchen Abbruchs wäre der TSV Karlburg. Der Verein aus Main-Spessart ist 2019 in die zweithöchste Klasse im Freistaat aufgestiegen und hat seit Juli 2019 in 25 Spielen 14 Punkte geholt. Mit einem Quotienten von 0,56 stünde der TSV weiterhin besser als Schlusslicht Viktoria Kahl auf dem einzigen direkten Abstiegsrang.
Markus Köhler hält einen Saisonabbruch für wahrscheinlich, der seinem Team den Klassenerhalt bescheren würde: "Wir müssen natürlich die Vorgaben der Politik abwarten. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass angesichts der Infektionszahlen Anfang April Kontaktsport erlaubt sein wird", sagt der Karlburger Coach, in dessen Landkreis derzeit wegen einer Inzidenz über 100 ein Trainingsverbot gilt. Er ergänzt: "Wir hoffen einfach drauf, dass wir irgendwann wieder spielen können."
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Hoffnung: Verband hat konkretere Pläne in der Schublade
Ähnlich äußert sich Karlburgs Sportvorstand Michael Gehret: "Wichtig wäre, dass wir überhaupt wieder spielen können. Ob das in der Bayern- oder Landesliga ist, ist uns fast egal. Wir wollen einfach nur wieder unseren geliebten Fußball zurück." Gehret bekundet die Hoffnung, dass der Verband konkretere Szenarien als derzeit publiziert plant, wie es weitergehen könnte.
Auch im Osten Unterfrankens steht mit dem 1. FC Sand ein Bayernligist mit einem Quotienten von 0,88 auf dem Relegationsplatz. "Wir waren schon seit jeher für einen Saisonabbruch. Auch, wenn die Spieler bei uns nicht viel bekommen, ist eine Bayernligasaison unter den Bedingungen wie im Herbst 2020 wirtschaftlich kaum zu stemmen", meint Sportleiter Erich Barfuß. Auch Unsicherheit in der Planung sei derzeit ein Problem.
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"Natürlich hätten wir den Klassenerhalt gerne auf sportlichem Wege erreicht, aber so nehmen wir das auch gerne mit", macht Barfuß klar, dass sie auch in Sand mit einem Abbruch rechnen.
Fleißig gepunktet hat der TSV Abtswind vor dem zweiten Lockdown im November 2020 und so die Relegationsränge in der Bayernliga verlassen. Ein Abbruch würde endgültig die Rettung bedeuten.
"Wir nehmen's, wie es kommt. Letztes Jahr waren wir für einen Abbruch wegen der besseren Planbarkeit", sagt Abtswinds Manager Christoph Mix und ergänzt: "Ich hätte nichts dagegen, dass es wieder losgeht." Schließlich halte Trainer Claudiu Bozesan die Mannschaft fit, was dadurch begünstigt werde, dass wegen bislang relativ niedriger Inzidenzen im Landkreis Kitzingen kontaktloses Training in der Gruppe erlaubt sei. Es wäre schön, wieder Fußball spielen zu dürfen, so Mix.
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Nach aktueller Lage könnte das frühestens im Sommer wieder möglich sein. Dann, sollte der Abbruch tatsächlich kommen, wird es für Abtswind, Sand und Karlburg in der Bayernliga weitergehen.