
Die fünfte Bayernliga-Saison in Folge ist für den FC Sand ohne Zweifel die ungewöhnlichste. Begonnen hat sie im Juli 2019 mit einer 1:3-Auswärtsniederlage beim TSV Großbardorf. 600 Tage später ist die Spielzeit und somit auch der Sander Abstiegskampf immer noch nicht vorbei. Seit jetzt bereits wieder vier Monaten steht der Amateurfußball wieder still, und die Sander dürfen genervt auf die eingefrorene Tabellen der Bayernliga Nord blicken. Kein schöner Anblick. Stand jetzt müsste der FC als Tabellen-15. In die Relegation.
"Derzeit weiß ja noch keiner, ob die Saison abgebrochen oder noch durchgezogen wird", sagt Sands Cheftrainer Matthias Strätz, der im letzten Sommer – zwischen der ersten und zweiten Saisonunterbrechung – den Job an der Seitenlinie im Seestadion als Nachfolger von Dieter Schlereth übernommen hat. In der kurzen Zeit, in der im September und Oktober 2020 gespielt werden konnte, gelang es dem 39-Jährigen, der zuvor Trainer beim Kreisligisten SG Eltmann war, nicht, den FC Sand raus aus den Abstiegsrängen zu führen.
Strätz will keine Ausreden
Viele Gelegenheiten dazu boten sich ihm allerdings auch nicht. Nach dem vielversprechenden 1:0-Heimsieg zum Auftakt gegen den ATSV Erlangen folgten Niederlagen gegen die DJK Ammerthal (0:2) und Eintracht Bamberg (0:3) – und dann war auch schon wieder Schluss. Dazwischen standen auch noch Spiele in der Toto-Pokal-Qualifikation und dem Ligapokal auf dem Programm.
Der Fokus beim FC Sand liegt weiter darauf, im Dauer-Abstiegskampf am Ende irgendwie noch über den Strich zu springen. "In die Lage haben wir uns selber gebracht", betont Strätz, der nicht der Typ für Ausreden zu sein scheint. "Wir müssen als Mannschaft einfach versuchen da unten rauszukommen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das Potenzial haben die Klasse zu halten." Noch hat man alles selbst in der Hand, sagt er. Den Rechenschieber muss er dabei gar nicht zücken. Einfach Spiele gewinnen, lautet sein simples Rezept. Was die Konkurrenz dann macht, sei eigentlich egal.
Dafür müsste es aber auch mal weitergehen im bayerischen Amateurfußball. Strätz wünscht sich wie viele einfach ein Signal, wann wieder trainiert und gespielt werden darf. "Die Spieler brauchen ein Ziel, auf das sie hinarbeiten können", erklärt er. "Irgendwann wird es für uns alle eintönig", konstatiert der junge Trainer und beschreibt sein Trainingspensum, dass er im "Lockdown" wöchentlich abspult. Zwei, drei Laufeinheiten, dazu kommen Workouts mit der Mannschaft, um die Muskulatur stabil zu halten. "Wir sind trotzdem keine Läufer", sagt er: "Wir sind Fußballer. Wir brauchen die Mannschaft und den Ball."
Auch bei seinen Spielern bemerkt er in den vielen Gesprächen, dass die Pause einfach verdammt lang ist. "Da herrscht viel Ungewissheit. Die Spieler fragen mich oft, ob ich schon Neuigkeiten habe." Die kann der Coach derzeit aber nicht verkünden.
Der Laufplan bleibt noch in der Schublade
Was denn wäre, wenn die Pause noch ein paar Monate dauert, möchte er sich gar nicht ausmalen. "Es ist jetzt wichtig, dass wir wieder auf dem Platz kommen und der Ball regelmäßig dabei ist und wir wieder zum Kicken kommen. Das wäre einfach wichtig für den Kopf und für die Motivation." Die Workouts, die momentan zweimal pro Woche stattfinden – davon einmal mit Achim Kaufmann, einem Athletiktrainer – sind dennoch immens wichtig, um dann wieder voll angreifen zu können.
"Die Verletzungsgefahr wird einfach sehr hoch sein", befürchtet er. Den Laufplan für die Spieler hält er momentan aber noch zurück, damit wird gewartet, bis ein konkretes Datum für den neuerlichen Re-Start feststeht.
Gut gerüstet für den Re-Start
Falls die Saison noch zu Ende gespielt wird, ist mit einer kurzen Vorbereitungszeit zu rechnen. "Ein gute Vorbereitung und ein guter Start", lautet die Sander Grundvoraussetzung, um die Endlos-Saison 2019/21 doch noch mit einem sportlichen Happy-End zu krönen. Dabei könne man durchaus am vergangenen Herbst anknüpfen, findet Strätz: "Wir waren auf einem ganz guten Weg." Dass nicht mehr Punkte aus den drei damals absolvierten Liga-Spielen heraussprangen, habe auch an der angespannten Kadersituation gelegen.
Zum Re-Start wäre der FC Sand jetzt besser gerüstet. Sven Wieczorek, der nach dem Saisonstart aus beruflichen Gründen kürzer treten musste, steht wieder voll zur Verfügung. Zurück im Team sind auch die Langzeitverletzten Danny Schlereth, Max Witchen und Julius Neuendorfer. Vier "halbe Neuzugänge" sozusagen. Als einzig echter Winter-Neuzugang konnte der 19 Jahre alte Tim Dotterweich von Eintracht Bamberg verpflichtet werden. In Sand erhofft sich der Linksfuß, der sowohl defensiv wie offensiv flexibel auflaufen kann, Spielzeit, die er in Bamberg nicht bekommen hat. Der frühere Bayernauswahlspieler passe perfekt in das Sander Konzept, findet Coach Strätz: "Wir wollen junge Spieler mit Potenzial bei uns, die wir hier aufbauen können."
Planungen sind bereits angelaufen
Auch die Planungen für die nächste Saison laufen bereits, gestalten sich jedoch den Umständen entsprechend kompliziert. Corona, Lockdown, Saisonunterbrechung und Abstiegsgefahr sind nicht gerade die idealen Voraussetzungen, um in Verhandlungen und Gespräche zu gehen. Strätz wartet, bis es auf den Platz geht. "Dann ist einfacher den ein oder anderen für uns zu gewinnen", sagt er mit einem vielsagenden Lächeln. "Wir wollen den Kader im Großen und Ganzen zusammenhalten und uns dazu noch verstärken." Im besten Fall für die sechste Bayernliga-Saison hintereinander.
Neuzugang: Tim Dotterweich (Eintracht Bamberg), Sven Wieczorek (zurück im Kader nach berufsbedingter Pause).
Abgang: keiner.