Es war kein guter Samstagabend für die Oberbekleidung von Maximilian Schmitt. Nach Abpfiff der Bayernliga-Partie gegen den TV Erlangen-Bruck stand der Spielertrainer der gastgebenden Lohrer TSV-Handballer mit einem zerrissenem rotem Trikot mit der Nummer zwei auf dem Spielfeld der Nägelseehalle. Das Shirt hatte erst während der zweiten Spielhälfte angezogen, weil sein eigentliches Trikot (mit der Nummer sechs) zuvor ebenfalls bei einer Erlanger Abwehraktion zerfetzt worden war.
Die beiden zerrissenen Trikots waren freilich die einzigen beiden vorzeigbaren Arbeitsnachweise der Gäste-Abwehr, die dem Lohrer Angriff an diesem Abend zumeist hinterherlief. Am Ende siegten Maximilian Schmitt und sein Team mit 34:22 (16:12) und zeigten dabei über weite Strecken höchst ansehnlichen Handball. "Der Spielfluss war da. Es zeigt sich, dass sich das Training, das wir machen, auszahlt", erklärte der Lohrer Spielertrainer, dem seine ramponierte Oberbekleidung herzlich egal zu sein schien, nach dem Schlusspfiff.
Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch nicht sicher, dass die Lohrer den Sprung in die am 23. April beginnenden Aufstiegsrunde schaffen würden. Dies war erst am Tag darauf nach dem 33:31-Sieg des TSV Roßtal bei der DJK Rimpar II sicher. "Wahnsinn", kommentierte Maximilian Schmitt den überraschenden Spielausgang am Sonntag. Womit sein Team das vor der Saison formulierte Saisonziel, nämlich den Klassenerhalt, jetzt schon erreicht hat.
Wichtige Spieler fallen aus
Dass die Gastgeber auch in der Aufstiegsrunde bestehen können, unterstrichen sie mit ihrer Leistung gegen Erlangen-Bruck. Sie dominierten, obwohl die beiden Akteure, die eine Woche zuvor beim 33:28-Heimsieg über den TSV Friedberg die Hauptdarsteller gegeben hatten, diesmal keine einzige Sekunde spielten. Rückraumspieler Jannik Schmitt hatte drei Tage vor der Partie auf der Arbeit einen Hörsturz erlitten, Torhüter Tom Scheiner hatten Schmerzen in der Wade zu schaffen gemacht. Beide hatten sich zwar vor dem Spiel mit warmgemacht, dann aber ihren Platz auf der Auswechselbank eingenommen. "Wir haben mittlerweile eine Tiefe im Kader, dass wir auch damit umgehen können", betonte Spielertrainer Schmitt.
Will heißen: Wenn zwei Spieler fehlen, springen andere in die Bresche. Und das waren gegen den TV Erlangen-Bruck die Oldies im Team. So etwa der 39-jährige Torwart Tamas Szabo, der dafür sorgte, dass die Werfer der Gäste meist wenig Spaß hatten. Oder auch Spielertrainer Maximilian Schmitt (30), der nach überstandener Coronainfektion wieder selbst für lange Zeit auf dem Feld stand und für Struktur im Spiel der Heimsieben sorgte.
Und nicht zuletzt Lukas Horky: Der 30-jährige Tscheche hat stets eine wichtige Rolle im Abwehrzentrum der Lohrer 6:0-Deckung und erhält deshalb oft während des Angriffs längere Pause. Gegen den TV Erlangen-Bruck durfte der 1,97 Meter lange Rechtshänder wegen des Fehlens von Kapitän Jannik Schmitt auch über lange Strecken im Angriff ran. Und er war mit Würfen aus der Distanz und über Parallelstoß-Aktionen immer wieder gefährlich und mit acht Treffern der Spieler, der an diesem Samstagabend die meisten Feldtore für die Lohrer erzielte. "Wenn Jannik nicht da ist, muss es eben jemand anders machen", erklärte Horky trocken. "Bei den Toren hatte ich manchmal auch etwas Glück." Doch bei allem Understatement, sein Lächeln verriet: Das ausgiebige Torewerfen hatte ihm sichtlich Spaß gemacht.
Mit dem Sieg haben sich die Lohrer auf Platz eins der Bayernliga-Vorrundengruppe Nordwest verbessert und setzen die Saison mit einem Heimspiel am Samstag, 26. März, gegen die nun ebenfalls für die Aufstiegsrunde qualifizierte DJK Waldbüttelbrunn fort. "Ab jetzt heißt es nur noch: genießen", gibt der TSV-Spielertrainer für den Rest der Runde vor.