Irgendwie scheint die Handballer des TSV Lohr in dieser Bayernliga-Saison kaum etwas aus der Bahn werfen zu können. Eine von vielen Problemen in Bezug auf die Trainingsmöglichkeiten geprägte Vorbereitung im Spätsommer, der Verlust der Spielstätte in der Spessartorhalle, die zum Impfzentrum des Landkreises umfunktioniert wurde, und zuletzt mehrere Corona-Infektionen im Team, wegen derer das Heimspiel gegen den TSV Friedberg um eine Woche verlegt werden musste. Und in der Nachholpartie am letzten Februar-Samstag? Da zeigten sich die Lohrer kaum beeindruckt und fuhren im Nägelseesport-Zentrum gegen Friedberg einen 33:28 (16:14)-Heimerfolg ein. Es war der sechste Sieg im achten Bayernliga-Vorrundenspiel.
"Das war eine deutliche Steigerung gegenüber dem Haunstetten-Spiel", spielte Lohrs Spielertrainer Maximilian Schmitt auf die bislang einzige Saison-Niederlage in der letzten Bayernliga-Partie am ersten Februar-Wochenende an. "Besonders die Einstellung hat mir diesmal gefallen", bemerkte der 30-Jährige, der drei Tage zuvor als letzter Lohrer Akteur aus der Corona-Quarantäne entlassen worden war. Wegen seiner vorangegangenen Infektion beschränkte sich der Spielertrainer selbst auf Kurzeinsätze, überließ gegen den TSV Friedberg vor allem anderen die Bühne.
Fehlerfrei war die Darbietung zwar nicht, die die Einheimischen zeigten, was allerdings aufgrund der durch die Coronainfektionen bedingten Trainingsunterbrechnung eine Woche zuvor auch nicht unbedingt zu erwarten gewesen war. Nach gutem Beginn der Gastgeber holte Friedberg auf und blieb bis kurz nach der Pause auf Tuchfühlung. Vor allem mit dem routinierten Rückraumspieler Fabian Abstreiter taten sich die Lohrer schwer, der mit zehn Treffern bester Werfer der Partie war.
Allerdings wirkte das Gästeteam, das eine Kombination aus sehr jungen Spielern und erfahrenen Handballern war, nicht unbedingt homogen. Die Lohrer waren in ihren Abläufen handlungssicherer und machten schlichtweg einen eingespielteren Eindruck. Besonders lobte Spielertrainer Maximilian Schmitt seine Kapitäne, Rückraumspieler Jannik Schmitt und Keeper Tom Scheiner, die in der Phase zu Beginn der zweiten Hälfte, als die Heim-Sieben entscheidend davonzog, wichtige Akzente setzten. "Die beiden sind vorangegangen, das erwarte ich auch von meinen Kapitänen", betonte Maximilian Schmitt.
"Natürlich hat nicht alles geklappt, aber trotzdem war's ein geiles Spiel", fasste Jannik Schmitt, der mit neun Treffern erfolgreichster Lohrer Werfer war, die Partie zusammen. "Wir sind, als mal Dinge nicht so liefen, über die Emotion gekommen, das war wichtig."
Mit dem Sieg haben die Lohrer Platz zwei ihrer Bayernliga-Vorrundengruppe gefestigt, die ersten drei Teams qualifizieren sich für die Aufstiegsrunde, die am 23. April beginnen soll. Womöglich reicht den Lohrern bereits ein Sieg aus den letzten drei Saisonspielen, um den Platz unter die ersten drei Mannschaften zu sichern. Die erste Gelegenheit, besagten Sieg zu holen, ergibt sich bereits am kommenden Samstag, 5. März, wenn der TV Erlangen-Bruck in der Nägelseehalle zu Gast ist.
Die Statistik des Spiels
In eigener Sache: Der Krieg in der Ukraine schockiert viele Menschen hierzulande. Und er ist auch Thema bei vielen Sportveranstaltungen in der Region. Diese Redaktion hat sich entschieden, dennoch nicht in jedem Text unserer Berichterstattung über Sport in Unterfranken auf den Krieg einzugehen – es sei denn, Vereine oder Verbände nehmen bei Spielen öffentlich darauf Bezug. So wie zum Beispiel bei der Spieltagsinitiative der Handball-Bundesliga (HBL), in deren Rahmen beim Heimspiel der DJK Rimpar Wölfe gegen Dormagen am Samstag ein offizielles Statement verlesen und eine Schweigeminute in Gedenken an die vom Krieg betroffenen Menschen abgehalten wurde. Solche Aktionen fanden beim Handball-Bayernliga-Heimspiel des TSV Lohr gegen Friedberg nicht statt. Dass der Ausbruch des Kriegs die Menschen in der Halle in hohem Maße bewegt hat, war allerdings in vielen Gesprächen rund um das Spiel vernehmbar. Wie präsent das Thema jedoch auch bei den Sportlern selbst ist, geht auch dem Facebook-Post der Lohrer Handballer zum Spiel hervor. Der beginnt mit den Worten: „Schöne Nebensächlichkeiten in dunklen Zeiten.“ Dahinter zwei Herzen in Gelb und Blau – den Nationalfarben der Ukraine.
