Der 28. Mai 2022 – einer sonniger und doch etwas kühler Frühsommertag. Und gleichzeitig der Tag, an dem der TSV Karlburg nach drei Jahren und 17 Tagen nach dem Aufstieg in die Klasse aus der Fußball-Bayernliga abgestiegen ist.
Besiegelt war der Schicksal des TSV nach einer 1:4 (0:3)-Niederlage im Relegations-Rückspiel beim FV 04 Würzburg, auf dessen Sportgelände im Stadtteil Zellerau die Karlburger nach dem Abpfiff am späten Samstagnachmittag auf ihrer Auswechselbank und darum herum saßen. Spontane Frustbekundungen waren seitens der TSV-Fußballer nicht zu registrieren, eher betretene Stille oder die ein oder andere Aufmunterung nach dem Rückschlag. Wahrscheinlich, weil die Karlburger das Schicksal nach der 1:3-Hinspiel-Niederlage drei Tage zuvor nicht unerwartet ereilt hatte.
TSV-Trainer Markus Köhler versammelte sein Team einige Minuten nach dem Abpfiff im Kreis um sich und sprach längere Zeit auf die Spieler ein. "Dabei geht es nicht um Details des vorangegangen Spiels, sondern um die Mannschaft an sich. Und ich habe der Mannschaft gesagt, dass sie eine tolle Truppe ist", erklärte Köhler. Das hört sich nach einem Abstieg vielleicht etwas komisch an, erklärt sich aber, wenn man auf die Möglichkeiten des Teams aus Main-Spessart blickt. Das konnte nämlich in der Bayernliga in Bezug auf die individuelle Klasse der Spieler mit den meisten Mannschaften der Liga nur schwer mithalten, schaffte es aber immer wieder, mit engagierten Teamleistungen besser besetzte Gegner zu ärgern. Am Ende der regulären Runde hatten gerade mal zwei Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz gefehlt.
Jan Martin fällt mit Kreislaufproblemen aus
Die Kräfteverhältnisse führten freilich dazu, dass die Karlburger sehr auf Defensive setzen mussten und in den drei Jahren ihrer Bayernliga-Zugehörigkeit nie mehr als zwei Treffer in einer Partie erzielten. Beim FV 04 Würzburg freilich hätte es nach der 1:3-Hinspiel-Niederlage am Samstagnachmittag zumindest drei Treffer gebraucht. Zudem fiel mit Jan Martin noch ein wichtiger Mittelfeldspieler aus, der beim Aufwärmen mit Kreislaufproblemen kollabiert, aber nach der Partie wieder auf den Beinen war.
Trotzdem schaffte es der Gast 25 Minuten lang, ein unangenehmer Gegner zu sein, bevor dann binnen sechs Minuten alle Karlburger Träume auf den Klassenerhalt dahin waren. Dennie Michel aus kurzer Distanz (26.), Lukas Imgrund (31.) nach einem zu kurz abgewehrten Eckball und wieder Michel mit einem fulminanten Distanzschuss (32.) sorgten für die Würzburger 3:0-Führung und damit für die Entscheidung.
"Die Schlüsselszene war die vor dem ersten Tor. Da wird Sebastian Fries klar gefoult", erklärte Markus Köhler, der außerdem monierte, dass Würzburgs Fabio Bozesan, nachdem Karlburgs spielender Co-Trainer zu Boden gegangen war, den Ball nicht ins Aus gespielt habe. Stattdessen folgten der Pass auf Michel und das 1:0. Und der zweite sowie der dritte Würzburger Treffer gleich hintendran. Kurz nach der Pause markierte Mohamed Conte das 4:0 (49.) vor von der Stadiondurchsage verkündeten 1225 Zuschauenden, von denen der Bayerische Fußball-Verband aber nur 761 offiziell bestätigte.
Fortan nahm der WFV etwas den Fuß vom Gas – und Karlburg konnte auch Akzente setzen. Nachdem Steffen Bachmann am Pfosten getroffen hatte und der durchgelaufene Pascal Jeni freistehend an FV-Keeper Andre Koob gescheitert war, verkürzte Jonas Leibold mit einem wuchtigen Distanzschuss auf 1:4 (85.), was freilich am Karlburger Abstieg nichts mehr ändern sollte.
"Das ist schon bitter. Wir wollten sie zumindest noch etwas ärgern", betonte Karlburgs Außenstürmer Steffen Bachmann, der den TSV nach neun Jahren verlässt, um beim Kreisklassisten FC Wiesenfeld-Halsbach als spielender Co-Trainer anzuheuern. Auch die Aussage von Würzburgs Trainer Harald Funsch, dass das Ergebnis insgesamt zu hoch ausgefallen sei, dürfte nur ein schwacher Trost für die Gäste gewesen sein.
Doch während Funsch und seine Nullvierer am Mittwoch, 1. Juni, und Samstag, 4. Juni, in der zweiten Relegationsrunde gegen den Landesliga-Zweiten TuS Röllbach um einen freien Bayernliga-Platz spielen, ist die Karlburger Zukunft bereits klarer. In zweieinhalb Wochen will Markus Köhler, der ebenso wie sein spielender Assistent Sebastian Fries beim TSV weitermacht, die Vorbereitung auf die Landesliga-Saison 2022/23 starten. Die Frage, ob neben den bereits feststehenden Abgängen von Steffen Bachmann, Andreas Hetterich und Andreas Rösch noch weitere zu befürchten seien, antwortete der 35-jährige Coach: "Ich gehe davon nicht aus, dass es weitere Abgänge gibt."