Simon Goldhammer ist am Telefon kaum mehr zu bremsen: "Das ist der absolute Wahnsinn, der absolute Hammer", berichtet der 35-Jährige, der im Duo mit Michael Ball den TuS Röllbach trainiert, von den beiden Relegationsspielen (2:2, 3:2) gegen Vatan Spor Aschaffenburg. Selbst als das Gespräch kurz abbricht, hält ihn das nicht auf, die Worte sprudeln weiter euphorisch aus ihm heraus.
"Wir haben im Hinspiel eine 2:0-Führung in den letzten fünf Minuten aus der Hand gegeben, da war das Momentum schon auf Seiten von Vatan Spor", sagt Goldhammer. Auch im Rückspiel sei Röllbach "gefühlt mit einem Bein über der Ziellinie gewesen", als Robin Naun kurz vor Schluss zum 2:1 traf (86.). Numan Altin erzwang aber mit seinem erneuten Ausgleich (90.+2) fast noch die Verlängerung, doch Till Link erzielte das Röllbacher Siegtor (90.+6).
Röllbach kann für jeden ein extrem unangenehmer Gegner sein
Die Aschaffenburger seien "spielerisch schon sehr dominant" gewesen, doch seine Elf habe "versucht, sie vom Tor fernzuhalten" und dabei "richtig stark alles wegverteidigt". Überhaupt sei dies die Stärke seiner Mannschaft, schwärmt der ehemalige Regionalliga-Spieler vom SV Elversberg und Bayern Alzenau: "Leidenschaft, Intensität und Wille" zeichne sie aus. "Wenn wir in allen Bereichen bei 100 Prozent sind, können wir für jeden ein extrem unangenehmer Gegner sein."
Goldhammer und der 34-jährige Ball trainieren die Röllbacher seit Mitte 2020. Sie hatten die Mannschaft während der Unterbrechung der später abgebrochenen Saison 2019/21 übernommen. Mit einem "extrem starken Teamgeist" fange die seit kurzem auch den Ausfall ihres Kapitäns Alexander Grimm auf.
Der 33-Jährige, der seit 15 Jahren für die erste Mannschaft des TuS spielt, zog sich im vorletzten Saisonspiel gegen Coburg, mit dem die Röllbacher die Teilnahme an der Relegation sicherten, kurz vor Schluss eine Schultereckgelenkssprengung zu und werde an diesem Montag operiert, erklärt Goldhammer. Grimm sei aber weiterhin auch in der Kabine mit dabei.
Ein Höhepunkt folgt für Röllbach in dieser Saison auf den nächsten
Die zweite Relegationsrunde erreicht zu haben, "darauf können wir jetzt richtig, richtig stolz sein", findet Goldhammer. Ein Höhepunkt folgt beim TuS derzeit auf den nächsten: Der Landesliga-Aufstieg 2016 war bislang der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Im Vorjahr waren sie Vorletzter und wären fast abgestiegen, doch der Saisonabbruch, die Wertung per Quotientenregel sowie der Ausfall der Relegation verhinderten das. Absteigen musste nur der ASV Rimpar.
Röllbachs folgende, fünfte Saison in der Landesliga war die bisher erfolgreichste. Die Vorrunde in der zweigeteilten Liga beendeten sie als Erster ihrer Gruppe, die anschließende Meisterrunde als Zweiter. "Wir spielen eine überragende Saison, das lässt sich kaum in Worte fassen", findet Goldhammer. Diese setzt sich mit der Relegation zur Bayernliga fort: "Damit belohnen sich die Jungs für ihre harte Arbeit."
Gegen den FV sind es die größten Spiele der Vereinsgeschichte
Das Relegationsduell mit dem FV 04 Würzburg – am Mittwoch, 1. Juni, um 18.30 Uhr in Röllbach und am Samstag, 4. Juni, um 16 Uhr in Würzburg – brächte nun "mit Sicherheit die größten Spiele in der Vereinsgeschichte". Zunächst müssten die Röllbacher nach zwei intensiven Partien gegen Vatan Spor aber mal regenerieren, so ihr Trainer, denn "wir müssen in jedes Spiel sehr viel investieren, da geht die Kraft irgendwann mal zu Ende".
Am Sonntag wollen sich die beiden Trainer und die Mannschaft mit dem FV beschäftigten, Videomaterial sichten und sich am Montag noch mal gezielt auf dem Platz auf das Gesehene vorbereiten. Im Moment verspüre Goldhammer allerdings noch "Freude pur, Extase pur". Röllbachs Sportleiter Alexander Heider erreichte die Kunde über den Erfolg im Griechenland-Urlaub. Am Mittwoch werde er aber ganz sicher wieder dabei sein, versichert er.
Aus Gegnern werden Freunde: Röllbach pflegt das Miteinander
Die Röllbacher pflegen bereits seit Jahren freundschaftliche Kontakte zum TSV Rottendorf, die auf die gemeinsamen Bezirksliga-Zeiten zurückgehen. TSV-Trainer Martin Lang und Dirk Pschiebl von der TG Höchberg hätten ihm auch diesmal nach Spielende gleich eine Nachricht geschrieben, freute sich Goldhammer über die kollegialen Grüße.
Auch mit der DJK Schwebenried-Schwemmelsbach sei "eine Freundschaft entstanden, nachdem sie uns mal den Klassenerhalt gerettet haben". Als Röllbach am drittletzten Spieltag beim FC Lichtenfels und die DJK bei der FT Schweinfurt antraten, verabredeten sich beide Teams am Abend an einer Tankstelle. "Das Miteinander und das Menschliche gehören bei uns auch immer dazu." Mit dieser Einstellung will der TuS am Mittwoch erstmals überhaupt auch den FV 04 auf seinem Sportgelände an der Jahnstraße willkommen heißen.
