Wer nach der 1:2 (0:0)-Heimniederlage gegen den TSV Gochsheim in die Gesichter der Fußballer des TSV Karlburg blickte, der sah Frust und Enttäuschung. Denn es war nicht nur ein Spiel verloren gegangen und wohl endgültig der Anschluss an die Tabellenspitze der Landesliga Nordwest, sondern auch der wohl wichtigste Spieler im Team. Denn die schwere Knöchelverletzung, die sich Ex-Profi Sebastian Fries kurz nach der Pause zugezogen hatte, dürfte weitaus schwerer wiegen als drei verlorene Punkte. Die Stimmung bei der Heimelf war nach dem Abpfiff so trübe wie das Wetter am Samstagnachmittag.
Fries, mit bislang zehn Treffern erfolgreichster Karlburger Torschütze und als ein steter Motivator auf dem Spielfeld für das Team enorm wichtig, war in einem Zweikampf mit Alexander Derra zu Boden gegangen und wurde anschließend mit schmerzverzerrtem Gesicht gestützt auf zwei Mitspieler vom Platz geführt. "Was da passiert ist, ist ganz bitter. Der Gochsheimer Spieler tritt Friesi das Sprunggelenk zusammen", kommentierte Karlburgs Coach Markus Köhler die Szene, die zum Ausscheiden seines spielenden Co-Trainers führte. Somit fehlte neben dem erkrankten Jan Martin bereits der zweite zentrale Mittelfeldspieler auf Seiten der Heimelf.
Derra selbst erklärte tags drauf gegenüber dieser Redaktion, dass die Aktion keine Absicht gewesen sei: "Ich weiß, das sieht blöd aus. Aber ich bin im Zweikampf einfach zu spät dran gewesen und treffe ihn dann mit offener Sohle." Es tue ihm sehr leid, versicherte der Gochsheimer Mittelfeldspieler, der in den nächsten Tagen auch noch persönlich Kontakt zu Sebastian Fries suchen will.
Hektische Angelegenheit
Nach der Aktion wurde das Spiel eine hektische Angelegenheit: Kurz nachdem Fries vom Feld geführt worden war, ging der Gast durch Yannick Sprenger in Führung, der einen Alleingang mit dem 0:1 abschloss. Nur Sekunden später fiel der Ausgleich, nachdem der für Fries eingewechselte Paul Karle seinen Teamkollegen Adrian Winter mit einem feinen Pass auf der rechten Außenbahn geschickt hatte, dessen Zuspiel in die Mitte Pascal Jeni mit dem 1:1 vollendete.
In der Folge bekam die Heimelf ein Übergewicht und hätte beim wuchtigen Schuss von Marco Kunzmann, der nur knapp am Tor vorbeistrich (75.), in Führung gehen können. "Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, die Spieler haben von Anfang an gekämpft. Nur nutzen wir eben unsere Chancen nicht", sagte Köhler und dürfte dabei auch Pascal Jenis Pfostenschuss in der zweiten Spielminute gedacht haben.
Das Siegtor erzielten dann aber nicht die Karlburger, sondern der Gast, als der eingewechselte Edisan Berisha in der Schlussminute nach einem Eckball einköpfte. Als Referee Thomas Raßbach dann abgepfiffen hatte, genehmigten sich Gochsheims Coach Stefan Riegler und sein Betreuerteam auf dem Rasen ein Schnäpschen.
Dass sie einen "Kurzen" tranken, hatte nichts damit zu tun, dass mit Berisha ein klein gewachsener Spieler den Siegtreffer erzielt hatte, versicherte der Gästetrainer: "Das machen wir nach Siegen immer so", so Riegler, der nach dem Erfolg naturgemäß besser gelaunt war als sein Karlburger Kollege.
Riegler lobte den Kampfgeist seiner Elf, der mit den drei Punkten dafür gesorgt hatte, dass sie die Nichtabstiegsplätze nicht aus den Augen verliert. Bayernliga-Absteiger Karlburg indes ist erst einmal im Landesliga-Mittelmaß angekommen. Und dass sich die Situation schnell bessert, davon ist erst einmal nicht auszugehen: Schließlich sind die beiden nächsten Gegner mit Alemannia Haibach und FT Schweinfurt Spitzenteams, ohne die es ohne einen verletzten Sebastian Fries sehr schwer werden dürfte.