Wer am späten Samstagnachmittag nach dem Abpfiff des Main-Spessart-Derbys in der Fußball-Landesliga zwischen dem TSV Karlburg und der TuS Frammersbach in die Gesichter der Spieler blickte, den überkam der Eindruck, dass die Gäste über den Entstand von 1:1 (0:0) doch einigermaßen froh waren. Und dies, obwohl sie insgesamt in der Begegnung die klareren Chancen besessen hatten.
Die Frammersbacher Erleichterung hatte augenscheinlich mit den Ereignissen drei Tage zuvor zu tun, als der Aufsteiger aus dem Nordspessart im Heimspiel gegen Alemannia Haibach in der ersten Hälfte haufenweise klare Chancen vergeben und nach Gegentreffern in der zweiten Hälfte dennoch mit einer 0:3-Niederlage den Platz verlassen hatte. Und auch in Karlburg hat die TuS in der ersten Hälfte mehr Abschlüsse, darunter zwei ganz klare Chancen: Erst traf Spielertrainer Patrick Amrhein die Latte (37.), dann scheiterte der Ex-Profi völlig freistehend am stark reagierenden TSV-Keeper Marvin Fischer-Vallecilla (45.).
Und wiederum geriet Frammersbach in der zweiten Hälfte ins Hintertreffen – diesmal durch einen Treffer des Karlburgers Sebastian Fries (53.). "Da lief im Kopf der ganze Film aus dem Haibach-Spiel ab", berichtete Frammersbachs spielender Co-Trainer Marco Schiebel. Der 29-Jährige, der von 2015 bis 2020 in Karlburg gespielt hatte und dann in den Nordspessart zurückgekehrt war, sorgte allerdings selbst dafür, dass sich die jüngsten Ereignisse nicht wiederholten. Der Innenverteidiger rückte nach einer Stunde Spielzeit ins Sturmzentrum auf und verwertete eine Hereingabe von links zum 1:1.
Wiedergutmachung für einen verschossenen Elfmeter
"Das war die Wiedergutmachung für Mittwoch", erklärte Schiebel hinterher und spielte darauf an, dass er gegen Haibach beim Stande von 0:0 einen Elfmeter verschossen hatte.
Gegner TSV Karlburg ist indes nach drei Spieltagen zwar noch ungeschlagen, doch weist der Bayernliga-Absteiger aufgrund zweier Unentschieden schon einen Vier-Punkte-Rückstand auf den Tabellenführer auf. "Wir machen mit Ball zu viele Fehler", nannte TSV-Trainer Markus Köhler den Hauptgrund, warum einiges noch nicht rund läuft.
Sein Team macht seinerseits auch einiges richtig: Es steht hinten solide, attackiert den Gegner wirkungsvoll und erzielt immer wieder Ballgewinne. Allerdings wissen die Karlburger mit den gewonnenen Bällen oft zu wenig anzufangen, Pässe in den gegnerischen Strafraum kaum zu selten an. Wie es gehen kann, demonstrierte Köhlers Team nach wenigen Sekunden, als Marco Kunzmann nach einem Zuspiel in die Tiefe frei stand, aber den Ball nicht richtig traf. Ein anderes positives Beispiel war das 1:0, als Christoph Seeger auf den durchstartenden Sebastian Fries durchsteckte und der mit einem trockenen Schuss vollendete.
Eine weitere Karlburger Baustelle ist der zunehmend kleiner werdende Kader: So zog sich kurz vor Schluss der Partie gegen Frammersbach Max Lambrecht eine Muskelverletzung zu und dürfte damit in der Englischen Woche zwischen 30. Juli und 6. August, mit der die Landesliga-Runde weitergeht, kaum einsetzbar sein. Ferner wird Christoph Seeger demnächst wieder zu seinem Studium in die USA aufbrechen.
Karlburgs Marvin Schramm mit der Chance zum Siegtreffer
Trotz alledem hatte Karlburg in der Endphase mehr zuzusetzen als Frammersbach und hätte fast noch das Siegtor erzielt. TSV-Kapitän Marvin Schramm kam fünf Meter vor dem Gästetor frei zum Schuss, scheiterte jedoch an TuS-Torhüter Joshua Schumacher, dessen Leistung vor allem darin bestand, den in die Tormitte abgegebenen wuchtigen Abschluss im Strafraumgetümmel festgehalten zu haben (86.).
Joshua Schumacher war für Leon Raven, der am Mittwoch das 0:1 gegen Haibach durch einen Fristoß ins Torwarteck kassiert hatte, in den Frammersbacher Kasten gerückt. "Der Wechsel hatte aber nichts mit der Aktion zu tun. Es war abgesprochen, dass wir ohne feste Nummer eins in die Saison gehen und nach zwei Spielen wechseln", betonte Marco Schiebel, dessen Mannschaft als nächsten Gegner am Sonntag, 31. Juli, die TG Höchberg empfängt. Karlburg spielt tags zuvor beim ASV Rimpar.