Max Lambrecht ist mit 1,93 Meter Körpergröße der Längste im Team des Fußball-Landesligisten TSV Karlburg. Und dennoch im Spiel kein Herr der Lüfte. "Kopfballspiel ist eigentlich nicht so meine Stärke", gibt der Allrounder im Team des TSV zu, der vom Außenverteidiger bis Angreifer schon vieles gespielt hat. Und ausgerechnet mit dem Kopf erzielte Lambrecht in der 86. Minute den einzigen Treffer im Derby gegen die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, durch den seine Karlburger mit lautem "Humbatätärä" einen 1:0 (0:0)-Heimsieg feiern durften.
"Friesi hat mir den Ball auch perfekt vorgelegt", lobte Lambrecht den Flankengeber Sebastian Fries, der eine Freistoßflanke punktgenau auf seinen Teamkollegen platziert hatte. "Ich weiß nicht, ob er bei mir überhaupt schon einmal ein Kopfballtor erzielt hat. Sein letztes hat er wohl in der Jugend gemacht", sagte TSV-Trainer Markus Köhler über einen "Langen", der einer der Jüngeren im Team ist, die nach dem Bayernliga-Abstieg im Mai 2022 vom Coach verstärkt in die Verantwortung genommen werden.
Eigentlich deutete im Main-Spessart-Duell lange vieles auf ein 0:0 hin in einer Partie, in der die Torhüter im Mittelpunkt standen. Karlburgs Marvin Fischer-Vallecilla angelte Christopher Lehmann gerade noch den Ball vom Fuß, als der DJK-Außenbahnspieler fast schon an ihm vorbei war (49.), in der Schlussminute verhinderte der TSV-Schlussmann mit einem Reflex bei Andreas Jazevs Kopfball den Ausgleich.
Mehrere Rettungstaten von DJK-Keeper Leo Brand
Auf der anderen Seite war Leo Brand immer wieder zur Stelle, als Sebastian Fries (29., 67.) und Jan Martin (46., 54.) aus kurzer Distanz abgezogen hatten. Bei Jan Martins Schuss aus kurzer Distanz übers Tor (1.) und Christopher Lehmanns Heber an die Oberkante der Latte (60.) brauchten die gut aufgelegten Schlussmänner nicht einzugreifen. Tore hätten also schon vor dem 1:0 fallen können.
"Es war dann schwer erkämpft, weil wir unsere Chancen lange nicht genutzt haben", so Köhler. Allerdings war die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach auch ein starker Gegner gewesen, der sich den Karlburger Pressingversuchen immer wieder entzog und in der ersten Hälfte sicher von hinten rauskombinierte. "Genauso wollen wir auch spielen. Es hat uns eben nur vor dem Tor etwas die Genauigkeit gefehlt", stellte Thomas Cäsar fest, der am Spielfeldrand coachende Teil des DJK-Trainerduos. "In der ersten Hälfte waren wir sogar die etwas bessere Mannschaft", befand sein Kollege Felix Zöller, der als Spielertrainer 94 Minuten auf dem Feld gestanden war.
Wurde in der ersten Hälfte noch ansehnlicher Landesliga-Fußball gespielt, wurde es nach dem Wechsel immer hektischer. Vertreter beider Teams diskutierten viel mit Schiedsrichter Dominik Fober und auch mit den Gegnerspielern, so dass der Fokus auf das Spiel, das nun härter wurde, bisweilen etwas verloren ging.
Zwei Karlburger Zehn-Minuten-Zeitstrafen gegen Julian Meyer (64., wegen Foulspiels) sowie gegen Jan Martin (83., wegen Ballwegschlagens) erwiesen sich nicht unbedingt als Vorteil für die Gäste. Im Gegenteil: In den jeweiligen Unterzahl-Situationen war Karlburg die Mannschaft mit den besseren Chancen. Während Meyers Abwesenheit parierte DJK-Keeper Brand noch gegen Fries (67.), um dann, als sich Martin das Geschehen von der Bank betrachten musste, bei Lambrechts Kopfball nichts mehr retten zu können (86.).
"Wir haben uns in den letzten Wochen verbessert und werden unseren Weg weitergehen", versicherte Thomas Cäsar, dessen Team weiter in der unteren Tabellenhälfte zu Hause ist, sich aber nicht wie eine Mannschaft präsentierte, die sich ernsthaft um den Klassenerhalt Sorgen machen muss.
Karlburg ist indes nach dem fünften Spiel ohne Niederlage und Gegentor weiter Teil der Spitzengruppe, hat aber nicht zum ersten Mal in dieser Saison die Erkenntnis gewonnen, dass es auch für Siege gegen hinter dem TSV platzierte Teams bisweilen Energieleistungen braucht. Und an diesem Samstagnachmittag auch einen 1,93-Meter-Hünen, der sich selbst gar nicht als Kopfballspezialist sieht.