Wenn der SSV Kitzingen und die SG Buchbrunn/Mainstockheim in der Bezirksliga West zum Landkreis-Derby aufeinandertreffen, ist es für beide Klubs so etwas wie das Spiel des Jahres. Nicht nur, weil es sich für das jeweilige Auswärtsteam um die mit Abstand kürzeste Anreise handelt, sondern auch, weil es das einzige echte Nachbarschaftsduell für beide in der Klasse ist. Und auch sportlich bot die Partie durchaus Brisanz. Schließlich standen gerade die Gäste, die vor dem Spiel den unteren Relegationsrang belegten, unter Zugzwang zu punkten. Was dann aber in den 90 Minuten, speziell unter diesem Gesichtspunkt, von der SG kam, ist mit wenig noch geschönt umschrieben.
Deren Coach Oliver Bayer sah das genauso. "Sehr enttäuschend, was wir heute angeboten haben. Wir haben zwar probiert, in die Zweikämpfe zu kommen, waren aber immer den entscheidenden Meter zu langsam und einfach nicht präsent," so der Übungsleiter, der zudem fehlende Aggressivität bei den Seinen bemängelte. So hatte der personell etwas geschwächt angetretene Gast gegen forsch loslegende und pressende Kitzinger Glück, nicht schon in der Anfangsphase deutlicher ins Hintertreffen zu geraten.
SSV Kitzingen lässt Chancen liegen
Nach einer knappen Viertelstunde hatte Jakob Wehr die Hausherren mit einem präzisen Schuss ins linke Eck zwar hochverdient in Führung gebracht, jedoch hätte es eigentlich bereits wenige Sekunden zuvor klingeln müssen, als ein Buchbrunner Verteidiger den Versuch Robin Mühlbauers aus kürzester Entfernung per Kopf an die Unterkante der Latte abwehrte, von wo die Kugel erst zurück ins Feld sprang, dann aber kurz darauf doch im Netz zappelte. Anschließend vergaben Mario Paul und erneut Wehr, der aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf(18.), weitere hochkarätige Möglichkeiten für den SSV.
"Das Einzige, was heute nicht gepasst hat, war die Chancenverwertung. Wenn das Spiel 6:1 oder 7:1 ausgeht, kann sich auch niemand beschweren", wusste Siedler-Coach Thomas Beer, dass sein Team allzu verschwenderisch mit seinen Möglichkeiten umging. An den Kräfteverhältnissen auf dem Rasen änderte das aber nichts. Die Kitzinger kontrollierten das Zentrum nach Belieben und standen in der Defensive felsenfest.
So sorgten sie dafür, dass die Gäste so gut wie gar nicht in gefährliche Abschlusspositionen kamen und, wenn überhaupt, in Ansätzen Gefahr aus der Distanz oder nach Standards ausstrahlten. "Wir wollten eigentlich über die Außen angreifen, haben dann aber doch viel durch die Mitte gespielt und jeder zweite Ball ist beim Gegner gelandet," monierte Bayer, dass seine Jungs den Plan nicht umgesetzt hätten. Ein Versäumnis mit Ansage, wie der Trainer feststellte. Immerhin habe ihm schon die Einstellung in der Trainingswoche, als er eine Einheit wegen mangelnder Beteiligung absagen musste, wie auch das Aufwärmen vor der Partie nicht gefallen.
Entscheidung erst in der Schlussphase
Wesentlich mehr Freude am Auftritt seiner Mannschaft hatte derweil Beer, der treffend bemerkte: "Wir haben das echt richtig gut gemacht, haben das Ding sauber durchgespielt und hinten fast nichts zugelassen." Trotz der Überlegenheit brauchten die Platzherren bis 20 Minuten vor Ultimo, ehe sie das Derby entschieden. Florian Rumpel versetzte auf dem rechten Flügel einen Gegenspieler und servierte maßgerecht auf den Schädel Mario Pauls, der zum 2:0 verwandelte (70.).
Ein Treffer, mit dem er die Tür für den SSV Richtung weiteres Bezirksliga-Jahr endgültig ganz weit aufstieß. Trotz mittlerweile 13 Zählern Vorsprung auf Buchbrunn/Mainstockheim will Beer aber noch keinen Haken hinter das Thema Klassenerhalt machen. "Das ist auf keinen Fall schon durch, wir brauchen auf jeden Fall noch mindestens sechs Punkte," rechnete er vor. Die würden dem Gegner indes wohl kaum genügen, um nach zwei vergeblichen Anläufen innerhalb der letzten zehn Jahre erstmals in der Klasse zu verbleiben.
Mehr als das Erreichen der Relegation scheint für die nun wieder auf einen direkten Abstiegsplatz abgerutschte SG Buchbrunn/Mainstockheim derzeit nicht realistisch. Selbst, wenn Oliver Bayer sagt: "Es sind noch genügend Spiele. Wir wollen versuchen, das Optimum rauszuholen und ohne Relegation drinbleiben." Jedoch könne es natürlich auch in Richtung Saisonverlängerung gehen. "Darüber unterhalten wir uns dann aber drei, vier Spieltage vor Schluss," möchte der Coach nicht allzu weit nach vorne blicken.
Die Statistik des Spiels