Wenigstens nach Spielende waren sich beide kurz mal nicht einig: "Das waren zwei verlorene Punkte", meinte Thomas Beer, Trainer des SSV Kitzingen, zum 1:1 (0:0) im Landkreisderby der Fußball-Bezirksliga West. "In unserer Lage haben wir einen Punkt gewonnen", bewertete Thorsten Selzam von der SG Buchbrunn-Mainstockheim das Ergebnis im Duell der beiden Mannschaften aus dem Landkreis Kitzingen. "Durch das späte Gegentor haben wir aber auch zwei verloren."
Zahlreiche Aktive und Ehemalige nutzten das zur Mainstockheimer Kirchweih auf den Samstag vorgezogene Duell für ein Stelldichein der lokalen Fußballerszene. So wollte sich eine Giftig- und Galligkeit, die gerne mal in Lokalderbys auftritt, weil jeder unbedingt über den benachbarten Rivalen triumphieren möchte, die meiste Zeit so gar nicht einstellen.
Gegen Ende der ersten Halbzeit drängen die Siedler
Auf dem Platz ließen's beide Teams sehr gemächlich angehen. Für die Gäste nahm SSV-Stürmer Fabian Zehn als Erster das gegnerische Tor ins Visier (10.). Kurz danach musste sein Torhüter Philipp Seufert nach einem langen Ball vor David Kopping zupacken (15.). Als die Gäste mal unaufmerksam waren, zog Mirco Pfeuffer ab, Seufert wehrte ab und Fabian Jakobys Nachschuss flog drüber: die größte Chance der Heimelf vor der Pause (25.).
Bis dorthin musste die SG aber noch eine tatsächliche Drang- und Druckphase der Siedler überstehen, die in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit mit mehreren Eckbällen und Freistößen den Strafraum der Gastgeber belagerten. "Wir hatten da zwei bis drei Szenen, die wir noch besser ausspielen müssen. Auch bei Standards waren wir, bis auf eine Ecke von Fabio Vogel, ungefährlich", sagte Beer.
Buchbrunn-Mainstockheims Führung durch Eberhardt
Nach dem Seitenwechsel tat sich wieder eine Weile kaum was, bis Eberhardt, der sich in der ersten Halbzeit auf seiner linken Seite eher nach hinten orientiert hatte, seinem Gegenspieler entwischte und im Sechzehner zum Abschluss kam. Der 28-Jährige ließ sich diese Einladung nicht entgehen und feierte mit seinen Mitspielern die 1:0-Führung (63.).
Den Siedlern, die auch bis hierhin kaum Aktionen nach vorne geboten hatten, lief die Zeit davon, und Beer handelte: "Wir wollten den Dreier unbedingt und haben jeden offensiven Spieler, den wir noch hatten, gebracht." Auch Dennis Ketturkat verließ seinen Platz in der Abwehrreihe und ging an die vorderste Front.
Diese offensive Ausrichtung lud die SG zum Kontern ein, doch Seufert, der eine starke Leistung bot, verhinderte gegen Eberhardt zehn Minuten vor Schluss die Vorentscheidung. Während sich nun so etwas wie Derbyatmosphäre eingestellt hatte, traf Florian Rumpel nur den Außenpfosten (80.). Zuvor war sich die Abwehr bei einem Rückpass zum Torhüter uneinig gewesen, so dass sich schließlich der SSV-Kapitän den Ball am Fünfer schnappen und schießen konnte.
SSV wirft in der Schlussphase alles nach vorne
Als Jan Kleinschrodt nach Rumpels Freistoß vom rechten Sechzehnereck aus wenigen Metern zum 1:1 traf, hatte das Drängen der Siedler Erfolg (87.) "Wir hätten das leicht vermeiden können. Zehn Sekunden vorher hatten wir vorne einen Freistoß, da müssen wir nur den Ball behaupten und möglichst viel Zeit von der Uhr nehmen", haderte Selzam mit der Vorgeschichte des Gegentreffers.
Die Gäste drängten in den verbleibenden Minuten sogar auf das zweite Tor, da die SG sowohl im Kopf als auch in den Beinen nach dem späten Ausgleich kaum mehr Gegenwehr leisten konnte. "Am Ende war das vogelwild von uns. Aber wir waren platt", gestand Selzam und befürchtete, "wenn so ein 'Drecksding' durchrutscht", die Partie sogar noch zu verlieren.
Erster Punktgewinn für den Bezirksliga-Aufsteiger
Aber der Schlusspfiff beendete das zum Ende hin einseitige Duell. "Mit der letzten Viertelstunde haben wir uns mindestens den Ausgleich verdient", fand Beer. Einig waren sich beide Seiten über das Spiel an sich: Es sei kein gutes gewesen, wobei beide Mannschaften weniger durch eigene Aktionen, aber mehr durch Fehler des Gegners begünstigt worden seien.
Die Siedler bleiben einen weiteren Spieltag außerhalb der Abstiegszone und müssen am nächsten Sonntag im Heimspiel gegen den schlechter platzierten TSV Uettingen diese Position verteidigen.
Für die SG geht's in einer Woche auswärts beim TSV Neuhütten-Wiesthal weiter. "Beim Tabellenplatz macht das Ergebnis für uns zwar noch keinen Unterschied, aber die Null ist jetzt mal weg. Ich hoffe, dass die Jungs dadurch Selbstvertrauen bekommen", nahm Selzam was Positives aus dem Landkreisderby mit.
Die Statistik des Spiels
Bezirksliga-Stenogramm
TuS Leider – TSV Lohr 2:0 (1:0). Tore: 1:0 Alwin Stefani (13.), 2:0 Philipp Seitz (87.). Zuschauer: 150.
TSV Uettingen – FC Mömlingen 1:3 (0:1). Tore: 0:1 Jannik Jakob (43.), 1:1 Valentin Förster (50.), 1:2 Luca Kupski (64.), 1:3 Tobias Bystrek (85.). Zuschauer: 123.
TSV Keilberg – TSV Neuhütten-Wiesthal 4:3 (3:2). Tore: 1:0 Ugur Öger (7.), 2:0 Niklas Stenger (15.), 3:0 Ugur Öger (21.), 3:1 Felix Schanbacher (35., Elfmeter), 3:2 Steffen Münster (44.), 3:3 Steffen Münster (57.), 4:3 Daniel Reinhardt (90.+3). Zuschauer: 165.