Ein Urteil des Bundesgerichts des Deutschen Handball-Bundes hatte Ende August, drei Wochen vor dem Saisonbeginn, die Landesliga und Bezirksoberliga durcheinandergewirbelt. Der SV Michelfeld, der vier Monate zuvor in Schweinfurt die nicht mehr für möglich gehaltene Meisterschaft und den Aufstieg gefeiert hatte, stand plötzlich ohne Titel und Landesliga-Spielrecht da.
Der TSV Lohr II wurde zwar nachträglich zum Meister ernannt, wollte aber gar nicht aufsteigen und musste erst einen außerordentlichen Antrag beim Bezirksverband stellen, um doch wieder in der Bezirksoberliga antreten zu können.
Höherklassig erfahrenes Duo leitet das brisante Duell
Die DJK Waldbüttelbrunn II hatte sich wegen formaler Mängel im Bescheid des Bayerischen Handball-Verbands die zuvor aberkannten 14 Punkte – ein Spieler hatte mitgewirkt, ohne eine gültige Spielgenehmigung zu haben – am Grünen Tisch zwar zurückgeholt, hatte aber als neuer Zweiter trotzdem nicht die Möglichkeit, nach oben nachzurücken.
Wunden verheilen mitunter schnell, tiefe brauchen etwas länger. Gefeierte und im Nachhinein verlorene Meisterschaften erzeugen derart tiefe Wunden. Die bereits am vierten Spieltag, nur eineinhalb Monate nach dem Urteil, angesetzte Begegnung Michelfelds mit Waldbüttelbrunn II war nach dieser Vorgeschichte eine heiße Kiste.
Das sah auch der Bezirksschiedsrichterausschuss so und schickte mit Wolfgang Balzer und Heiko Schreiner aus dem oberfränkischen Gefrees ein höherklassig erfahrenes Duo in die Marktstefter Mehrzweckhalle. Die voll war mit circa 350 Zuschauerinnen und Zuschauern, von denen die allermeisten zum SV Michelfeld hielten und dessen gelungene Aktionen gar frenetisch bejubelten. Aber auch mal darüber jauchzten, wenn dem Gegner etwas nicht gelingen sollte. Auch das hatte in der Vorgeschichte seinen Ursprung.
Waldbüttelbrunn hadert mit seinen vergebenen Chancen
"Es war abzusehen, dass hier Alarm ist", sagte DJK-Trainer Marcus Müller, nach Stationen in Volkach und Königsberg in der zweiten Saison in Waldbüttelbrunn. "Wir hatten vorher darüber gesprochen und sind ruhig geblieben."
Als seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit mit 22:20 führte (47.), habe sie es versäumt, ein weiteres Tor nachzulegen. "Da machen wir ein paar dumme Aktionen und halten uns nicht an die Vorgaben. So verlieren wir das Spiel halt", resümierte Müller. Die Saison sei "noch lange" und die Niederlage daher "kein Beinbruch." Außerdem müsse Michelfeld noch am 2. März 2024 zum Rückspiel am Sumpfler antreten.
"Am Ende tut die Niederlage natürlich weh, ein Unentschieden wäre zumindest möglich gewesen", fand Müller. "Dass wir die Bälle nicht reingemacht haben", sei das Einzige, was sich seine Mannschaft vorwerfen könne. Nur vier ihrer sieben Strafwürfe nutzten die Gäste. Ansonsten: "Einsatz, Kampf – alles war da."
Michelfeld zeigt seine bislang beste Saisonleistung
Sieben der neun Zeitstrafen sprachen die von beiden Seiten gelobten Schiedsrichter in der zweiten Halbzeit aus, als die Kräfte bei beiden Teams zwar schwanden, der Ehrgeiz, diese Partie zu gewinnen, aber weiterhin hohen Einsatz verlangte.
Michelfelds Spielertrainer Andreas Kister erfreute es, dass seine Mannschaft "die bislang beste Saisonleistung" gezeigt habe. "Wir haben uns gar nicht so sehr auf diesen Gegner eingestellt, sondern wollen uns immer darauf konzentrieren, was wir selbst können. Wenn wir das bringen, sind wir sehr schwer zu schlagen."
Die Gastgeber legten in der temporeichen und ausgeglichenen Partie, in der die Führung mehrmals wechselte, zwar 21 Mal vor (Waldbüttelbrunn achtmal), doch erst mit dem 26:24 führten sie erstmals mit zwei Toren (53.). "Glücklicherweise hatten wir Anfang der zweiten Halbzeit ein kleines Loch, nicht erst am Ende. So konnten wir in der entscheidenden Phase noch mal vorlegen und das Spiel für uns entscheiden", erklärte Kister.
Geplatztes Derby als gutes Omen für die Gastgeber
"Wir sind aus dem Tief, in das wir vor ein paar Wochen gezwungen wurden, raus. Das war ein steiniger, schwieriger Weg. Den haben wir als Mannschaft aber mit Bravour gemeistert. Wir sind auf Kurs, schauen aber nur von Woche zu Woche", sagte Kister, dessen Mannschaft mit nun drei Siegen die Tabelle anführt.
Was Michelfelds Vorsitzender Harald Dennerlein nach Spielschluss mit einem versöhnlichen Lächeln erzählte: Im zuerst veröffentlichen, doch dann wegen des DHB-Urteils widerrufenen Landesliga-Spielplan hätte der SV Michelfeld just an diesem Samstagabend das große Derby gegen den TV Marktsteft gespielt: "Das war wohl das gute Omen für uns."
Die Statistik des Spiels
SV Michelfeld – DJK Waldbüttelbrunn II 29:28 (15:15)