Gerade mal 50 Kilometer liegen zwischen Gelsenkirchen, dem Geburtsort von Norbert Nigbur, und Düsseldorf, der Heimatregion des Großvaters von Nils Nigbur. Die Frage nach einer eventuellen Verwandtschaft zwischen dem ehemaligen Schalker Torhüter, der bei der Weltmeisterschaft 1974 der Ersatzmann von Sepp Maier war, und der aktuellen Nummer eins des Fußball-Landesligisten FC Sand drängt sich da schon auf. Doch der 20-Jährige winkt ab.
"Ich bin schon öfter danach gefragt worden, aber nein, da besteht kein Verwandtschaftsverhältnis", hat der Sander auch bei einer eigenen "Ahnenforschung" keinerlei Verbindung zur Schalker Legende gefunden.
Norbert Nigbur hatte in den 1970- und 1980er-Jahren 393 Bundesliga-Spiele für Schalke 04, 101 für Hertha BSC Berlin und sechs in der A-Nationalmannschaft absolviert. In der Saison 1971/72 war der Schalker der Bundesliga-Keeper mit den wenigsten Gegentoren. Über 555 Minuten hinweg musste er keinen Treffer hinnehmen: eine Statistik, von der Nils Nigbur derzeit nur träumen kann.
Der Sander hat erst sieben Bayernliga- und 18 Landesliga-Spiele auf dem Buckel. Und in diesen 18 Partien der laufenden Saison stehen für den Auszubildenden satte 72 Gegentore zu Buche – macht vier pro Spiel und damit die schlechteste Quote in der gesamten Region. Ein "zu null" gab es für ihn noch gar nicht. Zahlen, die für einen Torhüter niederschmetternd sein könnten, obwohl klar ist, dass höchstens ein Bruchteil davon auf seine Kappe geht. Doch Nils Nigbur sieht es sportlich.
"Es war ja schon vor der Saison klar, dass es ein hartes Jahr wird", gibt der junge Schlussmann, dessen Vater ebenfalls Torhüter war, zu, dass der Spaßfaktor etwas in den Hintergrund gerückt ist. "Für mich es ein Lehrjahr", weiß Nils Nigbur, dass jeder der zahlreichen Schüsse auf sein Tor dazu beitragen kann, immer ein kleines bisschen besser zu werden.
Auch deshalb habe er sich vor der Saison dazu entschieden, in Sand zu bleiben. "Klar habe auch ich mir anfangs Gedanken gemacht, aber das war schnell vorbei. Ich bin seit der U 7 in Sand, und der Verein hat mir auch viel gegeben", hatte Nigbur, der in der Bayernliga aufgrund der Sander Personalnot auch schon im Feld spielte, im Sommer – anders als 17 andere Spieler – dem Seestadion ein Treuebekenntnis gegeben.
Ein erneuter Abstieg ist höchstwahrscheinlich
Das gilt auch für die Saison 2023/24. "Ich habe schon zugesagt, in Sand zu bleiben, egal in welcher Liga wir dann spielen", ist dem Schlussmann bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit, mit 22 Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und zehn Zählern auf einen Relegationsrang in die Bezirksliga abzusteigen, ziemlich groß ist. Auch wenn er sagt, dass "noch alles möglich" sei, denn "die letzten paar Spiele waren bis auf das 0:5 gegen Aschaffenburg ganz gut".
Die Stimmung innerhalb der Mannschaft sei trotz Platz 18 und des sehr harten Sommers "überragend". Wohl auch, weil die junge Truppe, wie auch er, wusste, worauf sie sich in dieser Saison einlässt.
Ab sofort gibt es wieder Torwarttraining
Doch wie motiviert man sich, wenn man weiß, dass es mal wieder eine scheppernde Niederlage geben könnte? "Die Motivation übernimmt unser Trainer Maxi Zang. Und das macht er richtig gut", weiß die Sander Nummer eins, dass der momentan keinen leichten Job hat. Unterstützung bekommt Zang ab sofort von Sascha Haupt, der sich um die Torhüter kümmern wird.
In der kommenden Saison übernimmt dann mit Christian Breunig ein neuer Trainer den FC Sand. Den hat Nigbur vor zwei Wochen kennengelernt, als der sich der Mannschaft vorgestellt hatte. "Selbst gesprochen haben wir aber noch nicht" – was aber sicherlich noch der Fall sein wird, wenn Breunig die Sander persönlich in Augenschein nimmt.
Weiter geht es für die Korbmacher am 4. März gleich gegen Tabellenführer FC Coburg. Nils Nigbur will dann seinen "Schnitt" von vier Gegentoren pro Partien drücken. Das Hinspiel in Coburg endete aus Sander Sicht genau mit dem Durchschnittsergebnis: 0:4.