Kegeln gehört wohl zu den beliebtesten Breitensportarten in Unterfranken. Rund 170 Mannschaften sind aktuell im Bezirk gemeldet und hätten eigentlich am Wochenende die laufende Saison fortführen sollen. Doch hat sich die Zahl der Teams, die den Spielbetrieb wieder aufgenommen haben, kräftig verringert. 32 Mannschaften wollen oder können nicht unter der von der Politik geforderten 2G-plus-Regel antreten, haben sich für diese Saison aus dem Kegelsport verabschiedet. Das sind immerhin rund 20 Prozent aller gemeldeten Mannschaften.
"Es macht langsam keinen Spaß mehr", erklärt Richard Vollert, Sportwart des Bezirks Unterfranken und selbst aktiver Kegler beim TSV Großbardorf III, wenn er auf die aktuelle Situation blickt. Wobei ihm weniger die aktuellen Abmeldungen die Laune verhageln, sondern die Gesamtsituation seines Sports. Insgesamt seien die Mitgliederzahlen rückläufig, man habe die abgebrochene Saison 2020/21 deutlich zu spüren bekommen. "Ich kann nur hoffen, dass die Inzidenzen nicht noch weiter steigen", glaubt Vollert, dass ein erneuter Lockdown katastrophale Folgen für den Kegelsport hätte.
"Ich weiß gar nicht mehr, was ich den Keglerinnen und Keglern sagen soll", sagt der Bezirks-Sportwart ratlos, wenn die Vereine mit Fragen rund um die Corona-Bestimmungen und deren Konsequenzen an ihn herantreten. Lediglich eines scheint geklärt: "Auf Bezirksebene werden wir wohl erneut auf Absteiger verzichten." Das bedeutet: Er will die zurückgezogenen Mannschaften aus Fairness-Gründen nicht noch zusätzlich bestrafen.
Unter den Vereine, die sämtliche Mannschaften aus dem Spielbetrieb zurückgezogen haben, ist der SKV Versbach, selbst die in der Landesliga beheimatete erste Mannschaft. Marc Wiedemann, Vorstandsvorsitzender des Klubs aus dem Würzburger Norden, betont auf Nachfrage, dass das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken, viel zu groß und die Testpflicht zu aufwändig sei.
Die Landesliga-Mannschaft sei zu Auswärtsspielen rund eineinhalb Stunden unterwegs. "Dann müssten wir uns alle noch testen lassen. Und was ist, wenn dann ein Spieler positiv getestet wird? Müssen wir dann sofort zurückfahren? Müssen wir in Quarantäne?" Ihm fehlten auf diese Fragen die Antworten. "Keiner weiß, wie dann verfahren werden muss", kritisiert Wiedemann die mangelnden Informationen.
Wiedemann geht davon aus, "dass wir uns alle über kurz oder lang ohnehin mit Omikron anstecken. Das müssen wir jetzt nicht auch noch provozieren. Beim Spiel sitzen zehn Leute in einem relativ engen, ungelüfteten Raum", macht er klar, dass ihm das Gesundheitsrisiko einfach zu groß sei. "Den eventuellen Abstieg aus der Landesliga nehmen wir hingegen in Kauf", betont der Versbacher, dass er sich eines mögliches sportlichen Risikos durchaus bewusst sei.
Sämtliche Mannschaften zurückgezogen haben neben Versbach auch der SV Bergtheim, der TSV Mittelstreu, die Sportfreunde Althausen und der KSV Unterpreppach.
Der SKK Haßfurt zieht seine zweite Mannschaft zurück
Mit drei Mannschaften in die Saison gestartet ist der SKK Haßfurt, inzwischen sind es nur noch zwei. Der Bezirksoberligist hat seine zweite Mannschaft aus der Bezirksliga A, Nordost, zurückgezogen. Grund: "Die 2G-plus-Regel. Einige der Spieler haben keine Lust, sich immer wieder zu testen", so Michael Hunger, der Sportwart des Vereins. "Andere sind bereits geboostert oder auch bereit, sich regelmäßig testen zu lassen", zeigt sich Hunger froh darüber, dass er die erste und die dritte Mannschaft, in der auch die Frauen integriert sind, weiterhin antreten lassen kann.
Was ist mit den Meisterschaften?
"Wir waren schon zu Saisonbeginn personell nicht so toll aufgestellt", gibt Hunger allerdings auch zu, mit drei Mannschaft recht großzügig kalkuliert zu haben.
Eine weitere Folge der "ungewissen Zukunft" des Kegeln in Pandemie-Zeiten: Alle deutschen Meisterschaften bis auf die der Jugend sind in diesem Jahr abgesagt. Die Kreis- und Bezirksmeisterschaften sollen laut Vollert hingegen ausgetragen werden.