Axolotl, Amurnatter, Achatschnecke - kennen Sie vielleicht gar nicht? Und das war erst der Buchstabe A! Hier finden Sie einige der kuriosesten Haustiere Unterfrankens, die diese Redaktion anlässlich des 11. April aufstöbern konnte. In den USA gilt dieser Tag als Tag des Haustiers - zumindest soll Tierschützerin Colleen Paige den Tag dort angestoßen haben, um die Freude zu feiern, die Haustiere mit sich bringen. Aber auch, um auf die vielen Haustiere aufmerksam zu machen, die in Tierheimen auf ein neues Zuhause warten. Deshalb haben wir bei den Haltern und Halterinnen nachgefragt, wie viel Pflege ihre Tiere brauchen und ob sie die Tiere jedem empfehlen könnten. Heraus kam: Es gibt viele Gründe, warum die Anschaffung eines Haustiers gut überlegt sein sollte, selbst wenn das Tier vergleichsweise pflegeleicht zu sein scheint.
1. Laura Dürrlauf aus Estenfeld (Lkr. Würzburg) macht Fotoshootings mit ihren Wolfhunden
"Sie sind ein bisschen vorsichtiger", sagt Laura Dürrlauf (30) aus Estenfeld (Lkr. Würzburg) über ihre beiden Wolfhunde im Vergleich zu Hunden. Zu 25 bis 30 Prozent seien ihre Tschechoslowakischen Wolfhundmischlinge noch Wölfe. Die zwei Schwestern stammen aus ihrer eigenen Nachzucht. "Die denken mehr und sind von der Erziehung her intensiver", sagt sie. Sollen die Wolfhunde beispielsweise Platz machen, würden sie erst überlegen, warum sie das jetzt tun sollen.
Avery und Rosalie haben aber gelernt, ganz genau auf ihre Besitzerin zu achten. Sie machen sogar Fotoshootings zusammen, teilweise auch mit Greifvögeln. Dafür wird Dürrlauf sogar von Fotografen und Models angefragt. "Rotkäppchen oder Prinzessin im Wald ist ganz beliebt", sagt sie.
Doch die Haltung der Wolfhunde ist nicht immer einfach: "Man braucht einen etwas höheren Zaun", sagt Dürrlauf. Am besten sei ein Eigenheim mit Garten. Wolfhunde könnten außerdem schlecht allein sein; dann würden sie eventuell sogar in der Wohnung randalieren: "Ich kenne ein Tier, das hat schon einmal ein Sofa zerpflückt oder sie heulen", sagt sie. Drei bis vier Stunden würden ihre beiden schaffen, mehr habe sie noch nicht ausprobiert.
Alleinstehende, die Vollzeit arbeiten, könnten daher schon einmal keinen Wolfhund halten – außer sie würden das Tier mit auf die Arbeit nehmen. "Du musst dich dem Hund anpassen, nicht der Hund dir", sagt Dürrlauf über die Eignung als Wolfhundhalter oder -halterin.
3. Mandy Mößner aus Neubessingen (Lkr. Main-Spessart) und ihre Nacktkatze Salome
"Ich finde Nacktkatzen einfach wunderschön", sagt Mandy Mößner (24) aus Neubessingen (Lkr. Main-Spessart). Sie wisse aber, dass andere das nicht so sehen. Zusammen mit ihrer Schwiegermutter hatte sie schon fünf (behaarte) Katzen und einen Hund, als Nacktkatze Salome dazukam. Die beiden Frauen sagen, ihnen sei wichtig, Tiere zu retten. Deshalb habe Mößner gezögert, sich eine solche Katze aus einer Zucht zu holen. Der Zufall spielte ihr in die Hände: Salome lebte bei einer Bekannten, verstand sich aber mit deren Katzen nicht gut. So konnte Mößner sie doch "retten". Besonders begeistert ist sie von Salome und Nacktkatzen generell, weil sie viel Nähe und Zuneigung suchen würden.
"Ich musste mich erst einmal einlesen", sagt Mößner trotz ihrer Vorerfahrung mit Katzen. Weil die Haut Talg produziere, bade sie Salome etwa alle zwei Wochen. Bei den Hygieneprodukten müsse beispielsweise der pH-Wert stimmen. Salome putzt sich auch selbst, genau wie eine behaarte Katze. Eine Lösung für Allergiker sind die Katzen aber nicht unbedingt; denn teils sind Menschen gegen den Speichel der Katzen allergisch.
Selbst könnten Nacktkatzen auch mit Ausschlägen reagieren, weiß Mößner. Auslöser könne beispielsweise ein Waschmittel sein, das für Kleidung oder Decken verwendet wird. Eine weitere Gefahr: Ohne Fell könnten sich Nacktkatzen im Freien leichter verletzen oder unangenehme Stiche abbekommen. Nur unter Aufsicht nach draußen lassen, rät Mößner. Unbeaufsichtigt dürfe Salome aber auf den Balkon.
2. Familie Gätzner aus Gerchsheim (Main-Tauber-Kreis) hält armlange Achatschnecken
"Wenn du nicht hinterherguckst, hast du sofort Nachkommen", sagt Nadja Gätzner (42) aus Gerchsheim (Main-Tauber-Kreis) über ihre Achatschnecken. Knapp über der Grenze Unterfrankens dürfen die Schnecken in dieser Liste als Nachbarn auftauchen. Sohn Bastian Gätzner (8) zeigt ein Exemplar in die Kamera: So groß wie eine Hand sind die sechs Schnecken der Gätzners schon. Bis zu 30 Zentimeter lang kann ihr Körper werden. Die Vermehrung zu kontrollieren ist laut Nadja Gätzner der größte Aufwand bei der Pflege: Achatschnecken können um die 400 Eier auf einmal legen und schon nach etwa 10 Tagen könnten die Schneckenbabys schlüpfen. Daher muss Gätzner das Terrarium regelmäßig nach Eiern durchsuchen.
Die Schnecken allein zu halten, ist auch keine Lösung: "Artgerecht sind mindestens vier Tiere", sagt Gätzner. Weil die Schnecken Zwitter sind, hilft auch eine Trennung in Männchen und Weibchen nicht weiter. Ansonsten seien die Achatschnecken aber sehr pflegeleicht. Zum Essen gibt es Obst und Gemüse, garniert mit getrockneten Bachflohkrebsen; die Reste aus den Brotzeitboxen der Kinder könne Gätzner ebenfalls verfüttern.
Als nachtaktive Tiere klettern und klappern die Achatschnecken zur Schlafenszeit der Menschen im Terrarium, berichtet Nadja Gätzner. Bei leichtem Schlaf also lieber nicht ins Schlaf- oder Kinderzimmer damit. Abends zum Fressen lassen sich die Schnecken mit lauwarmen Wasser aufwecken: Als Bastian sie ansprüht, strecken sie langsam ihre Fühler heraus, wie an einem Regentag. Als Haustiere würde Mutter Nadja die Schnecken unbedingt und uneingeschränkt weiterempfehlen, vor allem für Familien mit Kindern - allein schon wegen des faszinierenden Aussehens.
4. Bei Familie Hartmann aus Gerbrunn (Lkr. Würzburg) leben mehrere Wandelnde Blätter
"Im Terrarium muss es riechen wie in einem Wald, in dem es gerade geregnet hat", sagt Jonas Hartmann (9) aus Gerbrunn (Lkr. Würzburg). Denn das Haustier der Familie Hartmann, ein Wandelndes Blatt, kommt ursprünglich in den Tropen vor. Die Luftfeuchtigkeit muss also stimmen; dazu wird regelmäßig Wasser ins Terrarium gesprüht. Fahren Hartmanns in den Urlaub, kümmert sich beispielsweise die Oma um das Insekt. Aufwändig ist die Pflege trotzdem nicht: "Für ein Wochenende reicht ein nasser Waschlappen", sagt Mutter Jennifer Hartmann. Auch das Saubermachen hält sich in Grenzen. Im Rindenmulch würden die Ausscheidungen nicht einmal auffallen.
Damit die tropische Hitze nachempfunden wird, erzeugt eine kleine Lampe die richtige Temperatur. Bruder Linus Hartmann (11) ist von den Tarnfähigkeiten der Wandelnden Blätter begeistert. Der Nachwuchs, der gerade nach mehreren Monaten aus gelegten Eiern geschlüpft ist, lässt sich auf pflanzlichen Blättern nur schwer erkennen. Er berichtet aber auch, dass einer ihrer "Wandis" schon einmal gebissen hat. Das fühle sich allerdings nur wie ein leichtes Zwicken an.
Spezielles Futter ist für Wandelnde Blätter nicht nötig. Die Insekten ernähren sich beispielsweise von Rosenblättern oder Brombeerblättern. Zwar sind sie nachtaktiv und tagsüber lassen sie sich kaum in Aktion beobachten – trotzdem sind Jonas und Linus von ihrem Haustier begeistert. Hartmanns können ihre "Wandis" auch als Anfängertiere empfehlen.
5. Familie Schäflein aus Rottendorf (Lkr. Würzburg) ist fasziniert vom Aussehen ihrer Axolotl
"Innerhalb von Sekunden schnappen die zu, da erschrickt man", sagt Lea Schäflein (19) aus Rottendorf (Lkr. Würzburg) über ihre Axolotl. Die würden alles anfressen, was ihnen vor die Nase komme und kleiner als ihr Kopf sei. Selbst besonderen Kies braucht Familie Schäflein deswegen für das Aquarium. Ihre eigenen Eier oder andere Axolotl bleiben ebenfalls nicht verschont: Weibchen Luna knabbert bei Männchen Ohnezahn die Beine und Kiemen immer wieder ab, sagt Besitzerin Lea Schäflein. Die Kiemen haben sie nämlich außerhalb des Körpers. Denn Axolotl bleiben quasi ihr Leben lang Salamander im Larvenstadium, erklärt Vater Marco Schäflein (45).
Aber keine Sorge: Beine und Kiemen wachsen wieder nach. "Sie sind sehr empfindlich. Ich glaube, deswegen hat die Natur das auch so eingerichtet", sagt Lea Schäflein. Das Wasser im Aquarium muss beispielsweise immer kalt sein, am besten über einen Durchlaufkühler. Der koste aber mehrere hundert Euro, warnt Mutter Madeleine Schäflein (47). Die Deko im Aquarium müsse ebenfalls gut ausgewählt sein, weil Axolotl eben gern alles anfressen, aber nicht alles vertragen.
"Ich habe mir das spannender vorgestellt", sagt Lea Schäflein über ihre zwei Axolotl, die oft den ganzen Tag rumliegen würden. Aber das Aussehen und ihre Art zu jagen begeistert sie: Hält sie ihnen einen Regenwurm vor die Nase, fangen sie sofort an zu suchen. Übrigens: Axolotl können über 20 Jahre alt werden und sind daher eine langfristige Entscheidung. Als Anfängertier seien Axolotl nicht geeignet, sind sich Schäfleins einig. Erste Erfahrungen mit Reptilien oder Amphibien seien eine gute Voraussetzung.
6. Lilly McCormack und Karoline Schaum aus Würzburg nahmen eine dreibeinige Katze bei sich auf
Als Wildkatze legte sie ihre Jungen im Schrebergarten ab, geriet in eine Wolfsfalle und kämpfte sich mit einem schwer verletzten Bein zurück zu ihren Kätzchen. Dann wurde sie als Wohnungskatze von ihrer Katzen-Mitbewohnerin so geärgert, dass sie sich kaum unterm Bett hervortraute: Die dreibeinige Katze Schminzi hat wirklich schon mehrere "Katzenleben" hinter sich, bis sie jetzt in Würzburg bei Lilly McCormack (44) und Karoline Schaum (41) ankam.
Die beiden haben ihre Wohnung seither an die Bedürfnisse der Katze angepasst. Zur Fensterbank geht der Weg über das Sofa und einen kleinen Hocker, damit Schminzi auch mit drei Beinen überall dorthin kann, wo sie hin möchte. Hoch sei gar nicht das Problem; die Vorrichtungen helfen eher beim Herunterspringen, erklärt Schaum. Da eine Vorderpfote fehlt, müsste Schminzi mit dem Hauptteil ihres Gewichts auf den Hinterpfoten landen. Mit ihren drei Beinen kommt sie aber super zurecht: Schaum brachte ihr sogar "High Five" und "Männchen" bei.
Auf Platz unter dem Bett und dem Sofa haben die Katzen-Besitzerinnen ebenfalls geachtet, sodass Schminzi Rückzugsorte hat. Schon ein lautes Klappern kann sie sehr erschrecken. Schaum vermutet, dass noch aus der Zeit als Wildkatze die Angst ums Überleben bei Schminzi größer ist als bei Hauskatzen. Auch an Besuch musste sich Schminzi erst gewöhnen. Deshalb rät Schaum allen, die selbst ein ehemals wildes Tier aufnehmen möchten: "Extra viel Geduld und nicht zu viel erwarten." Dafür würde Schminzi auch sehr viel zurückgeben: "Der Moment, in dem sie einem vertrauen – das kann man gar nicht in Worten beschreiben", sagt Schaum.
7. Kerstin Zorn und Heidrun Spellerberg aus Unterpleichfeld (Lr. Würzburg) trainieren und züchten Trüffelhunde
"Sie sind keine Couch-Potatoes", sagt Heidrun Spellerberg (55) über ihre Lagotti Romagnolo – eine italienische Hunderasse, die für die Trüffelsuche eingesetzt werden kann. Sie hat mit ihrer Freundin Kerstin Zorn (58) vor fast fünf Jahren sogar mit der Zucht der Hunde begonnen. Selbst haben die beiden sechs Lagotti – fünf Weibchen und einen Rüden. Für jeden sei die quirlige Rasse nicht geeignet: Aktiv müssten die Besitzerinnen und Besitzer sein. Und obwohl sie sehr gern kuscheln würden, warnt Spellerberg vor dem Einsatz als Familienhund. Denn: "Die können ganz schön hochdrehen."
Der Super-Vorteil für Spellerberg: Lagotti haaren nicht. Ihr Fell fühlt sich tatsächlich ein wenig an wie Schafswolle und schützt die Wasserhunde vor Nässe. Deshalb müssen sie ihre Hunde allerdings je nach Fellwuchs alle zwei bis drei Monate scheren. Das mussten die beiden erst lernen. Mittlerweile klappe es recht gut, etwa eine Stunde bräuchten sie pro Hund.
Für die Trüffelsuche hatte Spellerberg im Wald bei Rimpar (Lkr. Würzburg) mitgebrachte Trüffel vorher im Boden versteckt; in Deutschland sind zumindest Trüffelder Gattung Tuber eine besonders geschützte Art und dürfen nicht gesammelt werden. Auf Plantagen ist laut Spellerberg die Suche möglich, außerdem gebe es in der Schweiz und in Österreich beispielsweise Gegenden, in denen die Trüffelsuche erlaubt sei. Warum dann überhaupt die Trüffelsuche antrainieren? „Die Rasse braucht Auslastung“, sagt Spellerberg. Die intensive Suche verbrauche viel Energie; auch Personensuche würde mit Lagotti funktionieren. Dann seien die Hunde etwa nach einer halben Stunde ausgelastet. Bei normalem Gassi-Gehen dauere das ungefähr dreimal so lang.
8. Michael Siedler aus Hettstadt (Lkr. Würzburg) und seine seltenen Schlangen
"Wenn man sie regelmäßig auf die Hand nimmt, werden sie zahm", sagt Michael Siedler (37) aus Hettstadt (Lkr. Würzburg) über seine Schlangen. Tatsächlich klettert seine Amurnatter entspannt über Arme und Oberkörper und sucht sich sogar ein warmes Plätzchen unter seiner Mütze. Die Herausforderung bei der Haltung sei trotzdem, Geduld zu haben und den Tieren Ruhe zu lassen.
Siedler studiert Gartenbau und experimentiert in seinen Terrarien gerne mit Pflanzen. Von der Wärmelampe über die schattig-feuchte Pflanzenerde bis zum kühlen Terrariumboden entsteht so ein Temperaturgefälle. "Das ist wichtig für die Schlange", sagt Siedler. Damit seine fünf Nattern dahin könnten, wo es für die Körpertemperatur der wechselwarmen Reptilien passe.
Die Versorgung scheint einfach: Einmal im Monat zu füttern reiche aus. Doch es müssten ganze Beutetiere sein: "Da führt bei den meisten Schlangen kein Weg vorbei", sagt Siedler und lässt eine weiße Maus ins Terrarium klettern. Sobald die Schlange das Mäuschen riecht, schnappt sie zu und verschluckt es im Ganzen. Für ein Wochenende können seine Nattern also allein bleiben - und während eines längeren Urlaubs müsse sich nur jemand um den Wassernachschub kümmern.
Insgesamt findet er, seine Schlangen seien leicht zu halten. Siedler rät aber, den Tieren viel Platz zu bieten. Seine Äskulapnattern züchtet er sogar nach. In Deutschlang gebe es Projekte, diese hierzulande bedrohte Natternart wieder auszuwildern. Das wolle er unterstützen.