
Eigentlich ist Heike Pepperle aus Böttigheim nach eigener Aussage ein positiver Mensch. Auch in Coronazeiten hat die Dreifachmama nicht allzu oft gejammert. Zwar sei ihr nicht jede getroffene Maßnahme, um das Coronavirus einzudämmen, zu hundert Prozent verständlich, "aber natürlich muss etwas getan werden und ich möchte nicht in der Haut der Entscheider stecken, denn gemeckert wird immer".
Dennoch hat sich Pepperle, die in einem Pflegeberuf arbeitet, an diese Redaktion gewandt, um ihren Fall zu schildern und ihrem Unmut Luft zu machen. Vor Kurzem kamen ihre beiden achtjährigen Zwillinge, die die zweite Klasse einer Grundschule in Helmstadt besuchen, in Quarantäne. Sie wurden vom Gesundheitsamt als Kontaktperson eins eingestuft, obwohl sie laut Pepperle keinen Kontakt zu einem Corona-Positiven hatten." Eine Mitarbeiterin der Mittagsbetreuung, die in einer anderen Gruppe tätig war, sowie insgesamt drei Kinder aus zwei parallelen zweiten Klassen ihrer Kinder waren positiv auf Corona getestet worden.
Überfüllter Schulbus interessiert niemanden
Obwohl eigentlich kein direkter Kontakt bestand, wurden Pepperles Kinder auf Anordnung des Würzburger Gesundheitsamtes vorsorglich für 14 Tage in Quarantäne geschickt. Genannter Grund: Sie könnten sich auf dem Flur begegnet sein. "Dass sie jeden Tag im überfüllten Schulbus sitzen, interessiert dabei niemanden", sagt Pepperle. Ihrer Meinung nach hätte man da längst mehrere Busfahrten organisieren müssen, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren.
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Auf Nachfrage beim Gesundheitsamt heißt es in einer schriftlichen Antwort: "Sobald ein Schüler oder eine Lehrkraft positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet wurde, wird wie bei jedem anderen Indexfall eine Umgebungsuntersuchung angestoßen und ermittelt, welche Personen engen Kontakt zu den Indexpersonen hatte und als Kontaktperson der Kategorie I einzustufen sind." Dies erfolge nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts.
Nach zwei negativen Tests immer noch in Quarantäne
Das sei ja auch in Ordnung, "wenn eben ein Anhaltspunkt für einen Kontakt da ist". Den sieht Pepperle hier nicht. Zumal auch die Grundschüler seit einigen Wochen Mundschutz tragen müssen, sowohl in der Schule als auch auf dem Pausenhof und in der Mittagsbetreuung, so die Dreifachmama. Damit sei die Gefahr einer Ansteckung bei einer "eventuell kurzen Begegnung auf dem Flur" nochmal minimiert.
Ein weiterer Aufreger für Pepperle: Nach zweimaligen negativen Testergebnissen wird die Quarantäne nicht aufgehoben, "Reiserückkehrer aus einem Risikogebiet werden jedoch nach einmaligem Negativtest aus der Quarantäne entlassen". Auch mit Blick auf den Profi-Sport, besonders im Fußball, werde mit zweierlei Maß gemessen, sagt sie. Dazu das Gesundheitsamt: "Da die Inkubationszeit zwei Wochen beträgt und eine Erkrankung auch erst am 14. Tag erfolgen kann, ist diese 14-tägige Quarantäne unabhängig von negativen Testergebnissen notwendig."
Und in puncto Ungerechtigkeit: "Nein, das ist nicht ungerecht. Insbesondere bei den Reiserückkehren ist eine andere Ausgangslage gegeben. Eine gesicherte Kontaktsituation mit einer infizierten Person liegt bei Reiserückkehrern nicht zwingend vor", heißt es in der Stellungnahme weiter. Zudem hätten sich die Regelungen hinsichtlich der Reiserückkehrer zwischenzeitlich auch geändert, "so dass jetzt auch eine Quarantäne einzuhalten ist und erst nach sechs Tagen durch einen negativen Test aufgehoben werden kann".
Bleibende Anspannung
Die zwei Wochen Quarantäne sind jetzt um, aber Pepperle bleibt angespannt: Ihre Angst ist groß, dass sie in diesem Winter als Alleinerziehende mit drei Kindern von einer in die nächste Quarantäne schlittern könnte. Schwierig sei vor allem, dass die Kinder ja in dieser Zeit überhaupt nicht nach draußen dürfen. "Jeder, der Kinder hat, weiß wie schwer es gesunden Kindern fällt, nicht ihrem Bewegungsdrang nachgehen zu können."

Da werden zwei Wochen lang: "Wir haben vor dem Haus einen Spielplatz, beim Blick aus dem Fenster konnten die Kids sehen, wie ihre Freunde draußen Fahrrad fahren und auf dem Spielplatz toben." Das sei für ihre Kinder eine "riesige Strafe" gewesen und in ihrer kindlichen Wahrnehmung "absolut nicht zu verstehen", erzählt Pepperle. Glück sei noch gewesen, "dass wir einen Garten haben, in dem wir uns aufhalten durften" und "dass meine Kinder die Geschwister als Spielpartner haben".
Als Pflegerin wird sie dringend benötigt
Weiteres Problem sei ihre Arbeit, erklärt Pepperle. Als gelernte Krankenschwester arbeitet sie in der Tagespflege einer Caritas-Sozialstation und werde hier dringend gebraucht, "aber nun musste ich 14 Tage zu Hause bleiben, um die Betreuung meiner Kinder sicherzustellen".
Da Pepperle alleinerziehend ist, dürfe sie auch niemand anderen mit der Betreuung beauftragen. "Meinem Arbeitgeber und den Patienten bringt in diesem Fall die Verdienstentschädigung der Regierung überhaupt nichts. Meine Arbeitskraft wäre an dieser Stelle so dringend nötig", sagt sie. Zumal auch weitere Kolleginnen Kinder haben und ausfallen könnten, dann breche das Kartenhaus zusammen.
Das Gesundheitsamt reagiert darauf verhalten: "Da sich die Inkubationszeit nicht verändert, sind hinsichtlich der Quarantänedauer keine Änderungen ersichtlich." Allerdings würden die Maßnahmen fortlaufend überprüft und hinterfragt. Sollte ein Präsenzunterricht nicht mehr möglich sein, werde eine Lösung für systemrelevantes Personal, wie zum Beispiel Krankenschwestern, für die Betreuungsregelung getroffen werden müssen, so die schriftliche Aussage aus dem Gesundheitsamt.
Leute wie Sie braucht unser Land !!!