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Würzburg
Zwangsräumung in Würzburg: Diese 5 Fragen muss die Stadt endlich beantworten
Erneut ist das verrufene Wohnhaus in Würzburg-Grombühl Thema im Stadtrat. Zahlreiche Aspekte sind unklar. Die fünf wichtigsten Fragen, zu denen sich die Stadt jetzt äußern muss.
Das verrufene Wohnhaus in Würzburg-Grombühl ist am Donnerstag erneut Thema im Stadtrat.
Foto: Daniel Peter | Das verrufene Wohnhaus in Würzburg-Grombühl ist am Donnerstag erneut Thema im Stadtrat.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

Eine geplante Zwangsräumung im Würzburger Stadtteil Grombühl wird am Donnerstag auf Anfrage der Grünen erneut im Stadtrat debattiert. Die Stadt hatte die Nutzung des Gebäudes untersagt, weil sich der Vermieter über Jahre nicht um Brandschutz gekümmert hatte. Umgesetzt wurde die Räumung nie – laut einem Insider, weil die Stadt keine Lösung gegen die drohende Obdachlosigkeit vieler Bewohnerinnen und Bewohner hat. Die Stadtverwaltung selbst hält sich bedeckt, beantwortet viele Anfragen nur ausweichend. Zahlreiche Aspekte sind daher noch offen.

1. Warum wurde nicht früher geräumt, wenn doch Lebensgefahr besteht? 

Seit 2011 errichtete der Vermieter Wohnungen in dem Gebäude, viele seiner Bauanträge wurden nie genehmigt. Dass der Mann trotzdem dutzende Wohnungen illegal errichtete, weiß die Stadt Würzburg spätestens seit 2016. Im Jahr 2019 folgte die Nutzungsuntersagung, die nie durchgesetzt wurde, angeblich, weil man auf "mildere Mittel" setzte. Diese führten offenkundig nicht zum Ziel. Warum also wurde nie geräumt, wenn doch laut Stadt Lebensgefahr in dem Haus herrscht? Relevant ist außerdem die aktuelle Anfrage der Grünen, in der erfragt wird, wie konsequent die Bauaufsicht die Arbeiten in dem Haus kontrollierte. Die Stadt wird erklären müssen, wie mitten in Würzburg fünf Jahre lang illegal dutzende Wohnungen gebaut werden konnten.

2. Was hat die Stadt Würzburg unternommen, um Obdachlosigkeit zu vermeiden?

Sowohl die Linken-Stadträtin Anna-Maria Dürr als auch die Redaktion wollten von der Stadt wissen, was seit 2019 getan wurde, um die drohende Obdachlosigkeit der Bewohner und Bewohnerinnen zu vermeiden. Beantwortet wurde diese Frage im Stadtrat nur nichtöffentlich. Weder Stadträtin Dürr noch die Stadtverwaltung nannten anschließend gegenüber der Redaktion konkrete Details. Nach Informationen der Redaktion war die Stadt in den vergangenen Jahren untätig geblieben. Ein Eindruck, der sich auch aus den Ausführungen von Michael Thiergärtner, Leiter der Würzburger Wohnungslosenhilfe, ergibt. Ihm zufolge gab in den vergangenen Jahren keine außerplanmäßigen Gespräche mit der Stadt, in denen Lösungen für eine drohende Räumung diskutiert wurden.

3. Wann wird die Räumung durchgesetzt, womit müssen Betroffene rechnen?

Im Juli hat das Amtsgericht Würzburg die angeordnete Räumung bestätigt, bereits 2019 hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof eine Aufschiebung der Räumung abgelehnt. Dennoch hat die Stadt Würzburg dem Vermieter erneut eine Frist bis Oktober gesetzt. Dann werde man weiteres Vorgehen direkt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern besprechen, so die Stadt. Details wolle man der Öffentlichkeit nicht mitteilen, um die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen. Bis dahin bleiben die Bewohnerinnen und Bewohner im Unklaren. Nach Informationen der Redaktion will die Stadt Würzburg den Betroffenen ab Mitte Oktober vier Monate Zeit geben, bevor die Räumung vollstreckt wird. Die Stadtverwaltung hat diese Information weder bestätigt noch dementiert.

4. Kennt die Stadt Würzburg die sozialen Hintergründe der Betroffenen?

Wie Recherchen der Redaktion zeigen, wohnen in dem Haus viele Menschen ausländischer Herkunft, die sich dort zwar nicht wohlfühlen, auf dem angespannten Würzburger Wohnungsmarkt jedoch keine Alternative finden. Nach Angaben einer Mieterin und des Vermieters leben zahlreiche Drogenabhängige in dem Haus sowie Familien mit Kindern und Menschen, die ansonsten von Obdachlosigkeit bedroht seien. Eine entsprechende Anfrage der Redaktion lässt die Stadt mit Verweis auf "Datenschutz" weitgehend unbeantwortet.

5. Welche Hilfe können die Betroffenen jetzt von der Stadt Würzburg erwarten?

Angesichts der offenkundigen Schutzbedürftigkeit vieler Bewohnerinnen und Bewohner und der mangelnden Kooperationsbereitschaft des Vermieters stellt sich die Frage, welche Hilfsangebote die Stadtverwaltung im Falle einer Räumung geplant hat. Dazu die Anfrage der Grünen: "Sollten in dem Haus Familien, Alleinerziehende mit Kindern, Menschen mit Beeinträchtigungen oder ältere Menschen leben, welche Begleitung und Hilfestellung bekommen diese vonseiten der Stadt?" Eine ähnliche Frage der Redaktion beantwortete die Stadtverwaltung lediglich mit einem Hinweis auf die rechtliche Zuständigkeit des Vermieters und einem Verweis auf existierende städtische Beratungsangebote.

 
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  • roxy@
    Mit denen welche die Mieten nicht mehr zahlen können oder in Armut leben oder Altersarmut droht usw. habe ich langsam kein Mitleid mehr wenn ich sehe wie wenige Stimmen die Linke b
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  • marent1@hotmail.de
    Ich kann gut verstehen, wenn die Stadt vielleicht nicht alles der Presse erzählen KANN, offensichtlich schwelt da ja ein Rechtsstreit und der Hauptverantwortliche IST UND BLEIBT der Bauherr. Und hätte die Stadt die Leute einfach auf die Strasse gesetzt OHNE mit dem Bauherr zu verhandeln, wäre das auch nicht im Sinne der Menschen gewesen.
    Ich bin mir sicher, dass das ordentlich bearbeitet wird, notfalls eben vor Gericht.
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  • Erding
    Was soll die Stadt denn noch alles tun. Wie soll die Stadt dies alles bezahlen? Die Stadt "lebt" nur von den Steuereinnahmen. Warum haben wir auf einmal diese große Wohnungsnot? Und warum steigt diese täglich? Ein Ende ist nicht abzusehen. Fordern kann jeder. Fördern aber auch. Alles hat seinen Preis. Wie sagt schon das Sprichwort: Jammern schafft keine "Kammern" hier neue Wohnungen.
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  • 1860loewenalex@gmail.com
    Gebe ich Ihnen vollkommen recht und möchte an alle Nörgler wie folgt antworten: " Wenn Sie alle eine Person oder Familie aus dem Haus als Mieter aufnehmen wäre viel getan anstatt nur daher gemotzt 🤗
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  • letsgo101
    Es werden ja Wohnungen/Häuser gebaut. Doch für diese "Einkommensgruppe" alles nicht bezahlbar. Wenn schon die Stadt Würzburg ungenehmigten Wohnraum für Bedürftige in diesem Haus anmietet sagt das ja schon viel aus. Ungenehmigte Wohnungen anmieten, geht ja gar nicht. Was erscherend dazu kommt, die Stadt erklärt sich stetig bereit immer neue Flüchtlinge auf zu nehmen, kann aber keinen "bezahlbaren" Wohnraum zur Verfügung stellen. Komisch, komisch
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  • presse@awo-unterfranken.de
    Für soz. Wohnungsbau, vernünftiges Verkehrskonzept und ordentl renovierte Schulen ist kein Geld da! Aber HAUPTSACHE Millionen ins Theater stecken, für einen kleinen elitären Kreis!
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  • Erding
    Hinterher lässt sich immer gut reden. Wo waren denn die kritischen Stimmen bei den Vorplanungen, den Vorstellungen der Baupläne usw. Wie freute man sich über die millionenschwere Zuschüsse von Seiten der bayerischen Staatsregierung? Wer ging auf die Straße? Wer trat auf die Schuldenbremse? Damals wie heute weiß und wusste man, Kultur ist ein Teil der Verpflichtung der Öffentlichen Hand. Nur wer wagt(e) es, auf die Bremse zu treten, zu sagen: Alles hat seine Grenzen, alles hat seinen Preis. Und wer soll das bezahlen? Die "elitären" Bürgerinnen und Bürger werben doch auch für die/ihre Kultur auch für kleine Leute: Geht doch öfters in "unsere" Theater. Die Eintrittspreise sind nicht gerade gering, trotz der Zuschüsse. Theater sind und bleiben Zuschussbetriebe und fordern ihren Tribut. Jetzt ist das Geschrei groß. "Aber wir müssen da durch!" Wirklich?
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  • letsgo101
    Das ist ja wieder typisch für die Stadt Würzburg. Überall wo Probleme anstehen wird das/die Themen vor sich hergeschoben. Niemand ist im Stande auch einmal durch zu greifen. Siehe hier: illegaler Wohnungsbau, Umweltverschmutzung auf den Mainwiesen, Lärmbelästung der Anwohner am Mainkai, usw. . Für was gibt es denn noch Behörden wenn diese untätig bleiben (wollen).
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  • 1958kosb
    Hier zeigt sich wie unfähig die Stadt ist. Sie bringt NICHTS aber auch gar NICHTS auf die Reihe!!!
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  • weisdergeier@gmx.net
    Seit 2011 errichtete der Vermieter Wohnungen in dem Gebäude, viele seiner Bauanträge wurden nie genehmigt. Dass der Mann trotzdem dutzende Wohnungen illegal errichtete, weiß die Stadt Würzburg spätestens seit 2016. Ganz Toll Liebe Stadt Würzburg. Das ist ja schon .... und der Vermieter stopft sich die Taschen voll. ich könnte ....
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  • kej0018@aol.com
    @nur
    Genau. Aber wehe Du stellst dein Fahrzeug mal kurz im Parkverbot ab...
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  • Barbara
    ein Skandal ...10 Jahre weg geschaut, debattiert .....wo, wann folgen Taten???? der Eigentümer lacht sich ins Fäustchen und die Betroffenen sitzen auf der Strasse......
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  • conmex@aol.com
    Autofahrer zu schikanieren scheint der Stadt wichtiger zu sein.
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  • Zeder
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