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Würzburg
Zum Schutz vor Gewalt und sexuellen Übergriffen: Braucht Würzburg männerfreie Tage auf dem Frühjahrsvolksfest?
In Bremen forderte die junge Generation der SPD einen männerfreien Tag für die Bremer Volksfeste. Was halten Würzburger Entscheidungsträger von dem Vorschlag?
Beim Frühjahrsvolksfest in Würzburg werden in diesem Jahr wieder viele Besucherinnen und Besucher erwartet. Sollte es männerfreie Tage geben, damit sich Frauen sicherer fühlen können?
Foto: Silvia Gralla | Beim Frühjahrsvolksfest in Würzburg werden in diesem Jahr wieder viele Besucherinnen und Besucher erwartet. Sollte es männerfreie Tage geben, damit sich Frauen sicherer fühlen können?
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:24 Uhr

Blöde Sprüche, sexuelle Übergriffe und Prügeleien sind auf Volksfesten keine Seltenheit. Insbesondere Frauen fühlen sich daher oft nicht sicher oder betreten Festzelte und Volksfeste mit einem mulmigen Gefühl. Die junge Generation der SPD (Jusos) aus Bremen will dafür jetzt eine Lösung gefunden haben: Sie fordern einen männerfreien Tag für die städtischen Volksfeste.

Damit soll für weibliche Personen ein sicherer Ort (englisch: Safe Space) geschaffen werden, an dem sie ohne Angst vor Übergriffen und Beleidigungen einen Tag in Festzelten und Fahrgeschäften verbringen können. Auch der Würzburger Vorstand der Jungsozialisten in der SPD (Jusos) hat diesen Vorschlag für das Frühjahrsvolksfest und Kiliani diskutiert.

Das Ergebnis: Der Vorschlag als alleinige Maßnahme gegen sexuelle Übergriffe und Diskriminierung sei zu kurz gedacht, sagt Sophie Rumpel, Mitglied des Juso-Vorstandes. Ein Ausschluss männlicher Personen an bestimmten Volksfesttagen sei keine optimale Lösung, um sexuellen Übergriffen im Festzelt entgegenzuwirken.

Jusos Würzburg wünschen sich eine Überarbeitung des Volkfest-Konzeptes für Würzburg

Aus Sicht der Jusos Würzburg müsse es ein neues Gesamtkonzept geben, dass allen Formen von Grenzüberschreitungen und Diskriminierung, auch gegenüber BIPoC (Anmerkung der Redaktion: Black, Indigenious and People of Color; ist eine positiv besetzte, politische Selbstbezeichnung rassistisch diskriminierter Personen) und Menschen mit Behinderungen vorbeugt. Einen großen Faktor sehe Rumpel vor allem im übermäßigen Alkoholkonsum auf Volksfesten und äußert die Idee, alkoholfreie Tage auf Kiliani und dem Frühjahrsvolksfest einzuführen.

Felicitas Jander würde sich den Einsatz von sogenannten Awareness-Teams auf den Volksfesten in Würzburg wünschen, um einen sicheren Ort für alle Besucherinnen und Besucher zu schaffen.
Foto: Silvia Gralla | Felicitas Jander würde sich den Einsatz von sogenannten Awareness-Teams auf den Volksfesten in Würzburg wünschen, um einen sicheren Ort für alle Besucherinnen und Besucher zu schaffen.

Dem schließt sich auch Felicitas Jander an, die in der Vergangenheit immer wieder feministische Veranstaltungen und Demonstrationen mitorganisiert hat und sich seit mehreren Jahren für die Rechte von FLINTAS (Frauen, Lesben, inter-, nichtbinäre-, trans- und agender- Personen) einsetzt. Sie findet den Anstoß der Jusos-Bremen interessant, sieht jedoch darin keine Lösung der Problematik. Männer von Festen auszuschließen würde die Situation weder verbessern noch ein sensibles Bewusstsein für die Thematik schaffen. Sie bevorzugt das Konzept von sogenannten Awareness-Teams (deutsch: Achtsamkeits-Teams), die als ständige Ansprechpersonen auf Volksfesten präsent und geschult im Umgang mit emotionalen Ausnahmesituationen sind.

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Stadt Würzburg sieht kein Anlass zum Handeln und nennt Volksfeste "sichere Familienfeste"

Änderungsvorschläge, die es nach Auffassung der Stadt und Polizei Würzburg nicht braucht. Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt: "Volksfeste in Würzburg sind sichere Volksfeste." Das zeige die Bilanz der vergangenen Jahre deutlich. Tage einzuführen, an denen ausschließlich weibliche Personen das Volksfest oder die Festzelte besuchen, komme für die Stadt nicht in Betracht, so Wagenbrenner.

Doch sexuelle Übergriffe passieren – auch auf Würzburger Volksfesten. Insgesamt fünf Fälle von sexueller Belästigung seien beim Kiliani-Volksfest im vergangenen Jahr zur Anzeige gebracht wurden, erklärt Wagenbrenner. Man sei den fünf Hinweisen polizeilich sofort nachgegangen, doch die Täterermittlung blieb erfolglos. Und dennoch spricht die Stadt von einem "sicheren Familienvolksfest". Und verweist auf bewährte Mittel wie Präventionsarbeit und das Sicherheitskonzept.

Juso-Vorstandsmitglied Sophie Rumpel nennt unter anderem den Verzicht auf Alkohol auf Würzburger Volksfesten als einen Änderungsvorschlag.
Foto: Thomas Obermeier | Juso-Vorstandsmitglied Sophie Rumpel nennt unter anderem den Verzicht auf Alkohol auf Würzburger Volksfesten als einen Änderungsvorschlag.

Felicitas Jander zeigt für die Argumentation allein basierend auf der Kriminalitätsstatistik der Polizei wenig Verständnis. "Ich kenne keine einzige Person, die sexualisierte Übergriffe erlebt und diese gemeldet hat." Dies belegen auch verschiedene Studien aus der Vergangenheit. So ist auf der Website "Weisser Ring" zu lesen, dass schätzungsweise nur jede 15. Tat zur sexualisierten Gewalt gegen Frauen bei der Polizei angezeigt werde.

Polizei sieht in Würzburger Volksfesten kein Risikoraum für Frauen

Anlass zur Sorge sieht auch die Polizei Würzburg dennoch aktuell nicht, wie Martin Meilhammer, Pressesprecher der Polizeiinspektion Würzburg Stadt auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilt. "Aus polizeilicher Sicht stellen die Festzelte, sowie das Festgelände kein Risikoraum für Frauen dar." Durchgängige Polizeipräsenz und eine eigens für das Kiliani-Volksfest eingerichtete Polizeiwache sorgten aus Sicht der Polizei für ausreichend Sicherheit.

Diese Redaktion hat auch Festzeltbetreiber Michael Hahn zu der aktuellen Debatte befragt. Konkrete Fragen zum Umgang mit sexuellen Übergriffen in Festzelten und dem Sicherheitskonzept wollte der Betreiber nicht kommentieren.

 
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  • A. G.
    Puh
    Männerfreier Tag.

    Wär jetzt nicht drauf gekommen, aber ja, man muss das sachlich durch überlegen.

    Wenn es Frauen ermöglicht, das Feiern zu genießen und das anders (Alkoholverbot?) nicht zu erreichen ist, sollte es vielleicht probiert werden.

    -Gab´s das denn schonmal wo? Ladiesnight im Zelt statt in der Disco? Und zwar in Mitteleuropa und nicht in muslimischen Ländern, wo die Geschlechtertrennung teils ja selbst in Gotteshäusern (da wird wohl kaum gegrapscht?) ganz normal ist?

    -heißt "M-frei" dann nur Frauen, oder wie steht es dann mit den inter-, nichtbinäre-, trans- und agender- Personen? Wie wird jemand im M-freien Festzelt von der angetrunkenen Frauenmenge angeschaut/angefeindet, der/die sich als Frau bzw keinem Geschlecht zugehörig fühlt, aber optisch als Mann wahrgenommen wird?

    -Angenommen, der M-freie Tag ist z.B. der erste Freitag. Fühlen sich Männer an den übrigen Tagen dann animiert, Frauen im Zelt anzugrapschen? Motto: wenn die heute da ist, will sie´s wohl so?
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  • F. S.
    Ich finde man sollte konsequent sein und mindestens einen wöchentlichen männerfreien Tag auf Würzburgs Straßen fordern. Autofrei, männerfrei.....noch was?
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  • W. R.
    Der zählt aber dann auch am Arbeitsplatz
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  • M. R.
    Wegen mir!
    Gut dass mir keiner vorschreiben kann als was ich mich identifiziere!
    Und ab auf Kiliani, und wenn mann nicht drauf gelassen wird einfach bei der MP ausheulend!
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  • H. S.
    Sexuelle Übergriffe passieren. Leider! Und zwar überall, nicht nur auf dem Volksfest...
    Und jetzt wird's brisant: Die gehen auch nicht ausschließlich von Männern aus.
    Doch wenn jetzt Forderungen laut werden, dass Männer irgendwo tageweise ausgesperrt werden sollen, nur weil sie Männer sind, bekomme ich einen Vogel!
    Kommt demnächst eine Ausgangssperre für Männer an bestimmten Tagen?
    Sollte unsere Gesellschaft nicht lieber an der Bildung etwas grundsätzlich verbessern, und schon die Kinder besser erziehen, anstatt sich von solch populistischen Forderungen führen zu lassen?
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  • G. L.
    Nach diesen Überlegungen ist dann auch ein Menschenfreier Tag angesagt…..die Welt ist einfach nur noch irre.
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  • R. P.
    Wenn das unsere politisch Führung werden soll die solche Ideen haben dann habe ich Angst vor der Zukunft. Die spinnen die Römer hätten wohl Asterix und Obelix gemeint.
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  • H. S.
    Komisch, früher brauchte es offensichtlich keinen männerfreien Tag auf dem Volksfest, warum dann jetzt?
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  • B. T.
    Es gab mal eine Zeit, da wurde in Bezug auf Diskriminierung gesagt: „Aber wir sind doch alle nur one mankind!!!“ und es wurde gerufen:“One World!“
    In den letzten Jahren geht es genau andersrum: Jede kleine Gruppe braucht offenbar ihr eigenes Label, unter dem sie bezeichnet und medial wahrgenommen werden will, nach dem Motto:“Nein, ich gehöre nicht zur LGTBQI-Cummunity, ich bin anders, respektiere das, ich gehöre zu den FLINTAS!“ NERVTÖTEND, überflüssig und kontraproduktiv!
    Und während die einen meinen, Sie bräuchten Extraklos, weil sie so besonders sind, rennen auf jedem Volksfest wie selbstverständlich Frauen auf die Männerklos, um die Schlange vor dem Frauenklo zu vermeiden. Ist das Sexismus oder braucht es da ein neues, schlagkräftiges und medial einprägsames Label? Wir haben ja noch nicht genug davon! Und offensichtlich keine echten Probleme in diesem reichen, völlig abgehobenen Land!
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  • R. F.
    Männer sollten kommen können, ein Mann jedoch nicht. Also nicht der einzelne Mann, sondern "Ein Mann" - der böse Mann, der immer in der Zeitung als Täter benannt wird.
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  • E. S.
    ich bin eine Frau und möchte nicht als Flinta bezeichnet werden, danke daß Sie mir in Zukunft diesen Respekt erweisen
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  • T. W.
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  • H. H.
    Ich glaube, die meisten Frauen auf einem Volksfest wollen auch mit Männern, Brüdern, Söhnen etc. eine gute Zeit haben. Die wollen nicht nur unter sich sein, aber sie wollen eben auch nicht begrapscht werden. Demnach wäre der männerfreie Tag keine Lösung des Problems.
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  • B. M.
    Selten so einen Schwachsinn gelesen. Das löst nicht das Problem.
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  • J. T.
    Entschuldigung, liebe Mainpost. Diese Frage der Überschrift könnt ihr / der Autor sich selbst beantworten. Da braucht es keine weitere Diskussion.
    Ihr müsst doch nicht alles aufgreifen.
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  • U. A.
    Ich gehe sowieso nicht hin, aber den Vorschlag von Herrn/ Frau/ Divers Rumpel im Bierzelt kein Bier mehr auszuschenken finde ich klasse.

    Respekt, darauf muss man erst mal kommen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Auf eigenen Wunsch gesperrt.
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    Einfach irre - manchmal denke ich, dass in der Corona Pandemie das Hirn bei Jung und Alt ausgetrocknet ist. Die Forderung nach den männerfreien Tagen auf Volksfesten ist genauso absurd wie die Forderung nach "Oben ohne" für Frauen im Schwimmbad. Ich bin immer für Feminismus eingetreten, fühle mich nicht diskriminiert - liegt wohl aber auch mit daran, dass ich einen gesunden Menschenverstand habe.
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  • G. Z.
    Liegt wohl eher daran dass du männlich und weiß bist.
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