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Ochsenfurt
Zuckerrübenernte Ochsenfurt: Wie es um die Erträge steht und wie sich Südzucker auf die Verarbeitung vorbereitet
In wenigen Tagen beginnt die Rübenkampagne in der Zuckerfabrik Ochsenfurt unter dem Eindruck schlechter Erträge und unsicherer Energieversorgung.
Ein Rübenfeld bei Ochsenfurt zeigt die Folgen der anhaltenden Trockenheit in den vergangenen Monaten. 
Foto: Gerhard Meißner | Ein Rübenfeld bei Ochsenfurt zeigt die Folgen der anhaltenden Trockenheit in den vergangenen Monaten. 
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:32 Uhr

Kurz vor Beginn der Zuckerrübenverarbeitung schauen Rübenbestände vielerorts in Franken katastrophal aus. Zu Zeiten, als in manchen Jahren die Ochsenfurter Zuckerfabrik schon auf Hochtouren lief, steht an den meisten Standorten eine Missernte bevor, ausgelöst durch die monatelange Trockenheit. Auch die Niederschläge der vergangenen Tage werden daran nichts mehr ändern. Zugleich bereitet die energieintensive Verarbeitung der Rüben Sorgen.

"Es wird definitiv schwierig", sagt Simon Vogel von der Rübenabteilung des Ochsenfurter Südzucker-Werks. Die jüngste Proberodung vom 13. September lässt auf einen Rüben- und Zuckerertrag schließen, der 30 Prozent unter dem fünfjährigen Durchschnitt liegt, schlechter noch als im letzten Trockenjahr 2018. Die Proberodungen an 21 Referenzstandorten dienen nicht nur der Ertragsprognose, sondern liefern dem Werk auch wichtige Anhaltspunkte über den Bedarf an Hilfsstoffen und Energie.

Erhöhte Prämie für frühen Erntezeitpunkt

Wie Südzucker-Sprecher Dominik Risser mitteilt, beginnt die Kampagne im Ochsenfurter Werk am 26. September. Dem Verband fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) wäre ein späterer Erntebeginn lieber gewesen. Stattdessen hat Südzucker die sogenannte Frühlieferprämie um zwei Euro pro Tonne erhöht und den Zeitraum, für den diese Prämie gewährt wird, bis Mitte Oktober verlängert. So sollen Nachteile durch einen frühen Erntetermin ausgeglichen werden.

Die Hoffnung, dass die jüngsten Niederschläge noch einen nennenswerten Zuwachs bewirken könnten, teilt Rübeninspektor Simon Vogel nicht. An den besonders von der Trockenheit betroffenen Standorten, tragen die Rüben kaum noch Blätter. Die müssten aber erst nachwachsen, bevor sie Zucker bilden können. "Der Regen erleichtert die Ernte zwar erheblich, aber für das Wachstum bringt er kaum noch was", so Vogel.

Im Durchschnitt der fränkischen Anbaufläche von 22.500 Hektar erwartet der VFZ 55 Tonnen Zuckerrüben pro Hektar. Dabei variieren die Erträge je nach Standort erheblich. Eine Bandbreite zwischen 28 Tonnen und 113 Tonnen pro Hektar hat die jüngste Proberodung ergeben. Letztere von einem Acker im Ochsenfurter Gau, der während der Trockenphase mehrere Gewitterschauer abbekommen hatte. "Die Rübe ist an sich eine genügsame Pflanze, zwei Gewitter zur richtigen Zeit reichen da manchmal schon", so Vogel.

Dabei blickte VFZ-Vorsitzender Johannes Menth in der jüngsten Hauptversammlung des Verbandes Anfang Juli noch voller Zuversicht in die nahe Zukunft. Die schwerste Preiskrise der europäischen Zuckerindustrie nach Ende der Zuckermarktordnung schien überwunden. Die Preisnotierungen für europäischen Zucker an der Londoner Leitbörse haben sich im Vergleich zu den Tiefstständen des Jahres 2018 verdoppelt und liegen aktuell bei knapp 600 Euro.

Höhere Kosten fressen die höheren Erlöse auf

Von der Preiserholung profitieren die Landwirte, deren Erlöse seit Ende der Marktordnung direkt an die Verkaufserlöse der Südzucker AG gekoppelt sind. "Die Rübenpreise werden deutlich steigen", sagt auch Konzernsprecher Risser mit Blick auf die bereits getätigten Verkaufskontrakte. Im Gegenzug müssten die höheren Erlöse aber nicht nur die geringen Erträge wettmachen, sondern auch die extrem gestiegenen Preise für Treibstoff und Düngemittel. "Gute Rübenpreise können das Problem nur etwas abmildern", sagt Simon Vogel von der Rübenabteilung.

Das Augenmerk des Konzerns galt in den vergangenen Monaten vor allem der Energiebeschaffung. Neben den Rüben ist die Energie der größte Kostenfaktor bei der Zuckerherstellung. Inzwischen sieht sich Südzucker gut gewappnet für die bevorstehende Kampagne. Für alle Standorte seien angepasste Energiekonzepte ausgearbeitet worden. "Wir sehen uns gut vorbereitet, nur wenn wir die zugesicherten Mengen nicht bekommen würden, wäre es schwierig", so Konzernsprecher Risser. Wie diese Energiekonzepte konkret aussehen, dazu könne er sich aus Wettbewerbsgründen nicht äußern, so Risser weiter. 

In Ochsenfurt werden 80 Prozent der Energie aus Kohle gewonnen, der Rest - vor allem für die Trocknung der Rübenschnitzel - aus Gas. Ursprünglich wollte man die Energieversorgung des Werks ab dem kommenden Jahr komplett auf Gas umstellen. Stattdessen wurden jetzt die technischen Voraussetzungen geschaffen, um die Trocknung notfalls statt mit Gas auch mit Schweröl betreiben zu können.

Bundeskartellamt lockert Kooperationsverbot

Immerhin ist das Bundeskartellamt in diesem Jahr vor dem Hintergrund einer drohenden Gasmangellage vom Kooperationsverbot der Zuckerkonzerne abgerückt. So dürfen Verarbeiter Rüben des Wettbewerbers übernehmen, wenn der sie wegen Energieknappheit nicht selbst verarbeiten kann und sie sonst verderben würden. "Das ist erst mal eine hypothetische Überlegung, aber wir begrüßen die Entscheidung", sagt Risser. "Sie zeigt, dass die regionale Zuckerproduktion auch in den Augen des Kartellamts einen Wert hat."

Sicher werden die niedrigen Erträge eine kurze Kampagne zur Folge haben. Intern rechnet man in der Ochsenfurter Zuckerfabrik mit höchstens 80 Verarbeitungstagen. Im Vorjahr war die Kampagne 128 Tage lang. Das ist auch die Größenordnung, die die Südzucker AG anpeilt, um ihre Standorte möglichst wirtschaftlich ausnutzen zu können. 

 
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    Wird, angesichts der Erdgasknappheit eigentlich bei Südzucker nachgedacht, ergasbetriebene Zuckerfabriken erst gar nicht anlaufen zu lassen und die jeweiligen Zuckerrüben an die angrenzenden Zuckerfabriken zu liefern?
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  • D. E.
    Im Frühling und Sommer wären sicher noch Kapazitäten frei. Aber ob die Zuckerrüben so lange durchhalten?
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    HabenSie den Artikel gelesen? Da steht doch geschrieben, dass die Kampagne dieses mal besonders kurz sein soll
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    Kann die MP mal ermitteln, wieviel Kohle täglich in der Zuckerfabrik Och verheizt werden? Nach meinen Berechnungen müssten es ca. 270 to Kohle und ca 34 to Schweröl sein.
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  • D. E.
    Trocknung mit Gas und Schweröl nur im Notfall.
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    Und wann tritt der Notfall ein? Schweröl muss doch beschafft werden. Da kann man doch nicht warten bis eine Gasnotlage eintritt. Und was macht man dann mit dem Schweröl, wenn es mal eingelagert ist?
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  • D. E.
    Machen sie es nicht zu kompliziert.

    Soviel Schweröl kann und wird die Zuckerfabrik Ochsenfurt nie für einen Notfall lagern das eine Saison die Trocknung funktioniert. Totes Kapital womöglich auf Jahre.
    Da ist es wesentlich einfacher Gas für die Saison zu lagern und aufzubrauchen.
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  • H. S.
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  • K. F.
    wird halt wohl eine "magere" Ernte geben - Fazit: Zucker und Süßigkeiten werden wieder teurer. Aber der Steuerzahler zahlts ja.
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  • J. Z.
    Ist doch beides ohnehin nicht gesund ...
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    Schweröle, das ist so ziemlich das dreckigste und umweltschädlichste Heizmittel. Und nur, um einen gesundheitsschädlichen Zucker herzustellen.
    Wir brauchen auch hier eine Zeitenwende.
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  • R. B.
    Super Argumentation, also brauchen wir künftig auch keinen Zucker mehr. Am besten wir kehren zurück in die Höhle und warten darauf, bis der Erdball verglüht.
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  • D. E.
    Die Trocknung erfolgt mit Gas und nicht mit Schweröl. Schweröl ist JETZT erst möglich im Notfall. Das ist wie mit dem Atomstrom, im Notfall werden diese nächstes Jahr wieder hochgefahren.
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    Die Trockenheit wird wegen des Klimawandels zunehmen. Auf der anderen Seite wird bei der Zuckerproduktion viel fossile Energie benötigt, die die Klimaproblematik noch verschärft. Warum wird nichts ernsthaft überlegt, ob nur noch soviel Zucker produziert wird, wie für eine gesunde Lebensweise notwendig. Weniger Zucker heisst mehr Gesundheit, mehr Umweltschutz und mehr Energie für wichtigere Zwecke. 50% weniger Zucker wären schnell machbar. Zuckersteuer und Hinweise auf der Lebensmittelverpackung wirken da wie wunder.
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  • D. E.
    Wir haben Marktwirtschaft da entscheidet der Unternehmer und nicht der Staat.

    Was wollen Sie alternativ produzieren lassen? Mehr Sonderkulturen mit Bewässerung, mehr Futterpflanzen, mehr Energiepflanzen, mehr PV-Freilandflächen?
    Lassen Sie den Landwirt eigenverantwortlicher Unternehmer sein.
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  • R. B.
    Da täuschen Sie sich aber gewaltig, noch nie hat der Staat derart rigide in den Markt eingegriffen wie derzeit (Gas, Strom, Benzin, Verstaatlichung u.s.w.).
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  • D. E.
    Das ist ein Ausnahmezustad - wie Corona oder Bankenkrise - aber nicht die Normalität.
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  • R. B.
    @mainpostl, und das Rettungspaket über 500 Mrd. € 2008 für deutsche Großbanken war dann auch ein Ausnahmezustand oder wie?
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  • D. E.
    Ja, habe ich doch geschrieben das Bankenkrise auch ein Ausnahmezustand war.
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