
Die Initiative "Zero Covid" fordert eine radikale Wende in der Corona-Politik, hin zu einem europaweiten "solidarischen Shutdown". Dazu sollen auf dem ganzen Kontinent alle Wirtschaftsbereiche, die nicht systemrelevant sind, für einige Zeit komplett stillstehen. Den Aufruf der Initiative im Netz haben bisher über 88 000 Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterschrieben. Simone Barrientos zählt zu den 300 Erstunterzeichnern aus Wissenschaft, Gesundheit, Pflege, Bildung, Gewerkschaften, Kultur und politische Initiativen. Die Linken-Politikerin aus Ochsenfurt (Lkr. Würzburg), die seit 2017 im Bundestag sitzt, erklärt im Interview, warum es eine solidarische Corona-Strategie braucht und wer sie finanzieren soll.
Simone Barrientos: Die Frage ist: Warum brauchen wir einen solidarischen Shutdown? Das ist die Kernaussage von "Zero Covid". Bisher waren die Einschränkungen wenig solidarisch. Wir haben gerade die Situation, dass sich die Zustände verschärfen, die wir als Linke schon immer kritisieren. Wenn man die gesamte Bevölkerung mitnehmen will, was man ja eigentlich müsste, dann geht das nur mit einem solidarischen Shutdown.
Barrientos: Die Pandemie trifft uns alle unterschiedlich. Die Situation für mich hier in Ochsenfurt, wo ich am Main spazieren gehen kann und keine Kinder betreuen muss, ist eine andere als für eine alleinerziehende Mutter. Die sitzt vielleicht in einer kleinen Wohnung irgendwo in der Großstadt und weiß nicht, wie sie die nächste Miete bezahlen soll. Diese Mutter muss zusätzlich ein Kind betreuen und beschulen, obwohl die technischen Geräte fehlen und die Schulsoftware nicht funktioniert. Gleichzeitig soll sie im Homeoffice arbeiten. Solidarisch bedeutet, dass eine solche Frau eben keine finanzielle Not leiden muss. Und dass sie möglicherweise vom Homeoffice und der Arbeit befreit ist, damit sie die Beschulung ihres Kindes sicherstellen kann. Dass technische Geräte zur Verfügung gestellt werden für Kinder, die keine haben. Dies lässt sich auf alle Gebiete ausweiten: materielle Unterstützung für die, die es brauchen.
Barrientos: Man muss darüber reden, ob es sinnvoll ist, alles im Freizeitbereich abzusagen, aber die Leute weiterhin in die Fabriken fahren zu lassen. Tönnies hat doch gezeigt, dass auf der Arbeit durchaus eine Infektionsgefahr besteht und dass Arbeits- und Lebensbedingungen sehr wohl einen massiven Einfluss haben auf die Infektionszahlen. Wie soll denn die Gefahr geringer sein in einer vollen U-Bahn als in einem halbleeren Theater? Das erklärt sich mir nicht.
Barrientos: Das ist das Maximalziel. Ich glaube, man muss sich ein weites Ziel setzen, um ein realistisches zu erreichen. Die Kurve nur zu senken hat's nicht gebracht, das sehen wir gerade ja. Man muss die Kurve brechen. Insofern finde ich diese Maximalforderung richtig. Ob sie realistisch ist, damit befassen sich Fachleute der Initiative sehr intensiv. Aber man muss den Kompass erstmal richtig einstellen.
Barrientos: Dass das Virus an den Grenzen nicht stoppt, wissen wir. Ich glaube, für eine globale Pandemie gibt es keine nationalen Lösungen. Und wir haben doch die Europäische Union – ein Gebiet, das ohnehin schon zusammenarbeitet. Das muss man natürlich nutzen, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Barrientos: Das ist ein Widerspruch, zweifellos. Aber das muss ja nicht zwingend heißen, dass Lager wie in Griechenland weiter bestehen. Es muss natürlich Lösungen für die Menschen in Not geben, die da auf der Strecke bleiben. Die Grenzen ganz zuzusperren ginge sowieso nicht, weil es einen relevanten Warenverkehr gibt. Generell braucht es aber eine solidarische europäische Lösung.
Barrientos: Da stehen wir vor der Systemfrage. Es bedeutet aber nicht, die Demokratie abzuschaffen. Sondern zu hinterfragen, was die Demokratie gefährdet – wie zum Beispiel mangelnde Teilhabe. Gerade kam der neueste Oxfam-Bericht. In dem steht etwa, dass die zehn reichsten Menschen der Welt so viel Geld haben, dass damit nicht nur alle Menschen auf der Welt Zugang zum Impfstoff bekommen könnten. Mit dem Geld ließe sich außerdem verhindern, dass sich die Armut weiter verschärft. Da haben wir in Ungleichgewicht. Es kann doch nicht sein, dass manche Menschen mehr Geld haben als das Bruttosozialprodukt der ganzen EU. Das Geld ist ja da. Es ist nur nicht dort, wo es hingehört. Wir brauchen eine Umverteilung.
"Immer dann, wenn man von nix ne Ahnung hat, kommt die AFD-Keule"
Sie haben Recht, aber: Genau sowas meinte ich.
Wenn jemand etwas äußert, das nicht in Ihr (und etlicher anderer hier) Weltbild passt, heißt es sofort Linker / Grüner / Rotgrüner / brauner /... (Zutreffendes bitte ankreuzen) antibürgerlichen Blödsinn, und dann wird auf die jeweilige Parteipolitik oder einen jeweiligen Politiker losgehackt (Bashing heißt das wohl heutzutage), und das eigentliche Thema ist passe.
Sowas führt zu gar nichts, am wenigsten zu einer vernünftigen Diskussion.
Eine Frau, die offen ihre Mitgliedschaft im VVN-BdA zugibt (Quelle: ihre Homepage): ein Laden, der vom Bundesamt und diversen Landesbehörden für Verfassungsschutz beobachtet und als „linksextremistisch beeinflusste Organisation“ eingestuft wird. Diese Leute solidarisieren sich mit gewaltbereiten Autonomen um unsere freigeitliche Grundordnung abzuschaffen! (Quelle: Wikipedia)
Die Redaktion käme kaum auf die Idee, einen AfD-ler seine Positionen hier ausbreiten zu lassen.....
Schade, dass bei den Entscheidern der Wirtschaftslobbyismus (anders kann ich es leider nicht mehr nennen) und die Partei-Räson vor der wissenschaftlich unterfütterten Vernunft kommt ...
Die Reichen zahlen die Zeche und das nicht funktionierende System der DDR lässt grüßen.
Ein Vorschlag, welcher Art auch immer, von der AfD würden sie wahrscheinlich sehr positiv bewerten.
Das ist der beste Vorschlag seit langem!
Was ist nur aus diesem Land geworden?
Ob sie wohl schonmal einen Cent Steuern bezahlt hat. Und die Dame der Grünen dazu.
Und pauschale Schuldzuweisungen an andere sollten Sie tunlichst unterlassen. Das ist das letzte, was in der momentanen Lage gebraucht wird.
Wobei hier das eigentliche Thema ein Gedankenanstoß war, ob ein europaweiter genereller Lockdown für eine begrenzte Zeit nicht mehr bringen würde, als wenn jede Region mit ihren eigenen halbherzigen Maßnahmen immer wieder kaum etwas ausrichtet.
Was haben Sie denn bloß immer wieder mit "Rotgrün hier", "Linke/Kommunisten da" und "Arbeitsscheue/Nichtsteuerzahler dort"...
Das ist albern und keine vernünftige Diskussion.
".......tragen seit einem Jahr die Hauptlast dafür, dass viel zu viele (am Arbeitsplatz und im Privatleben) den Virus immer noch unterschätzen und nicht ernst (genug) nehmen und so die Basis für dessen Verbreitung liefern....."