
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hat ein Brand große Teile des Flüchtlingscamps Moria auf der Insel Lesbos zerstört. Tobias Winkler (36) von der Würzburger Organisation "Liebe im Karton" ist seit dem 1. September vor Ort.
Eigentlich wollte sich der Würzburger nur einen Überblick über die Lage verschaffen und im Winter mit den Weihnachtsboxen und notwendigen Hilfsgütern wiederkommen. Doch dann brannte es im Camp. Statt am Mittwoch in die unterfränkische Heimat zurückzufliegen, cancelte Winkler seinen Rückflug und beschloss zu helfen.
Eine Insel im Ausnahmezustand
Laut Tobias Winkler wurde am Donnerstag ein viermonatiger Ausnahmezustand auf der Insel ausgerufen. Ein Einreise- und Ausreiseverbot soll verhängt worden sein. Wann die deutschen Helfer zurück in die Heimat können, ist noch ungewiss.
Problematisch ist auch die Arbeit der Hilfsorganisationen vor Ort: "Die Geflüchteten haben seit zwei Tagen nichts mehr gegessen. Wir wissen derzeit nicht, ob Essensverteilungen überhaupt stattfinden oder nicht. Aktuell versuchen wir uns einen Überblick zu verschaffen, das ist aber schwierig, weil wir aufgrund der Polizeisperren nicht überall hinkommen", sagt Winkler.
Spendenaktion läuft – Sachspenden in großen Mengen
Auf seiner Facebook-Seite hat das Team von "Liebe im Karton" zur Spendenaktion aufgerufen. Zusammen mit Hilfsorganisationen und gemeinnützigen Vereinen aus ganz Deutschland wird eine "Unterstützungsbrücke" organisiert. Schnellstmöglich sollen Sachspenden wie Zelte, Schlafsäcke, Isomatten und Wasser nach Moira gebracht werden, erklärt Tobias Winkler: "Wir brauchen vor allem die Hilfe größerer Firmen und Organisationen, die uns schnell Paletten mit Ware schicken können. In spätestens zwei Wochen wollen wir den ersten Lkw aus Deutschland losschicken", sagt Winkler.
Stadt Würzburg kündigt Hilfe an
Am Donnerstag hat sich der Würzburger Stadtrat und Landtagsabgeordnete Patrick Friedl (Bündnis 90/Die Grünen) in einemSchreiben an Bundesinnenminister Horst Seehofer gewandt. Er fordert die Aufnahme der Menschen und verweist auf mehr als 174 deutsche Städte, die sich als „Sichere Häfen“ angeboten hätten, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
Auch die Stadt Würzburg hat sich als "Sicherer Hafen" für die Aufnahme von Geflüchteten aus Moria angeboten, sagt Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU): "Wir stehen weiterhin zu unserem Wort. Wir haben ja bereits im Januar vergangenen Jahres unsere Aufnahmebereitschaft signalisiert und der Stadtrat hat das mit dem Beitritt zur Seebrücke auch nochmal bekräftigt." Sollte das Bundesinnenministerium sich dazu entscheiden, Geflüchtete aufzunehmen, ist die Stadt Würzburg bereit: "Wir haben Kapazitäten vor Ort, zum Beispiel in Teilen des Reuterhauses, das ist noch nicht vollständig belegt."
"#WirhabenPlatz"-Demonstration auch in Würzburg
Aufgrund der Ereignisse in Moria wurde in mehreren deutschen Städten demonstriert. In Würzburg versammelten sich am Mittwochabend rund 70 Menschen zu einer spontanen Demonstration, organisiert von der Würzburger Lokalgruppe des Vereins Seebrücke. Unter dem Hashtag "#WirhabenPlatz" forderten die Demonstrierenden die Aufnahme von Geflüchteten.