Seit 2017 sitzt Simone Barrientos für die Linke im Bundestag, sie ist kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Die 56-jährige Politikerin ist in Neustrelitz in der DDR aufgewachsen. Ausgebildet als Elektrikerin und Gebrauchswerberin, kam Barrientos in der Wendezeit nach Berlin, wo sie unter anderem als Bauzeichnerin, Spanisch-Dolmetscherin und Verlegerin tätig war. 2014 zog sie nach Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) und begann dort, sich bei der Linken parteipolitisch zu engagieren. Drei Jahre später wurde sie über die bayerische Landesliste in den Bundestag gewählt.
Simone Barrientos: Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Wahrscheinlich saß ich zuhause vor dem Fernseher und habe mich geärgert.
Barrientos: Der Fall der Mauer am 9. November 1989, das war für mich und andere Oppositionelle in der DDR ein Tag zum Feiern. Aber diese Art der schnellen Vereinigung, die hat vielen, auch mir, nicht gefallen. Die Bundesrepublik wurde dem Osten einfach übergestülpt. Da wurde die Chance vertan, Errungenschaften der DDR für das gemeinsame Deutschland zu übernehmen.
Barrientos: Damals war das so. Aber im Rückblick fühlen sich doch viele Menschen im Osten über den Tisch gezogen. Ihre Lebensleistung zählte von einem Tag auf den anderen nichts mehr. Der Westen dominierte plötzlich alle Lebensbereiche. Eine bittere Erfahrung, die sich bis heute auswirkt. Löhne und Renten sind immer noch nicht überall gleich.
Barrientos: Frauen zum Beispiel waren deutlich besser gestellt. Unter anderem waren Schwangerschaftsabbrüche legal. Gleichzeitig war die Kinderbetreuung gesichert. Es war selbstverständlich, dass Frauen arbeiten und wirtschaftlich unabhängig von ihren Männern sind. Vom gleichberechtigten Miteinander der Geschlechter in der DDR hätte der Westen einiges lernen können. Bis heute herrscht da Nachholbedarf.
Barrientos: Bücher aus dem Osten sind tonnenweise auf dem Müll gelandet. Das waren beileibe nicht nur marxistische und leninistische Schriften, großartige Literatur war darunter. Die Verlage aus dem Westen bestimmten von oben herab, welche Titel in die Regale der Buchhändler kamen. Uns hat keiner gefragt. Andere Branchen haben ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Es kommt nicht von ungefähr, dass es in den Spitzenpositionen der Wirtschaft und der Wissenschaft kaum Menschen gibt, die ostdeutsch sozialisiert sind.
Barrientos: Keine Frage, in der DDR ist vielen Menschen ganz viel Unrecht geschehen. Da gibt es nichts zu beschönigen. Auch ich durfte nicht studieren, weil mich die Stasi als „negativ dekadente Jugendliche“ charakterisierte. Stattdessen habe ich im Erstberuf Elektrikerin gelernt. Trotzdem wehre ich mich gegen Pauschalurteile, die so ein Etikett wie Unrechtsstaat mit sich bringt. Ich glorifiziere die DDR keinesfalls, es gab keine freien Wahlen, auch keine Meinungsfreiheit. Aber diesen Staat zu dämonisieren, wird der Lebensrealität der Menschen auch nicht gerecht. Ich plädiere für einen differenzierten Blick auf die ostdeutsche Gesellschaft. Trotz allem habe ich mir Freiräume erkämpft, ich war Teil einen lebendigen Subkultur. Vielen anderen ging es ähnlich.
Barrientos: Ich wollte mir Kummer ersparen, weil ich damit rechnete, dass Leute aus meinem Umfeld als Spitzel tätig waren. Als dann, zum 30. Jahrestag des Mauerfalls, die Ost-West-Debatte wieder an Fahrt aufnahm, hat es mich doch gejuckt.
Barrientos: Ich habe erst einen Teil der Akten lesen können. Erstaunt hat mich, wie sehr ich schon als junges Mädchen in Neustrelitz, also in der mecklenburgischen Provinz, überwacht wurde. Ich sei ein „Sympathisant Pazifismus“ hieß es. Gerührt war ich, als ich den Brief wieder lesen konnte, den ich einem Freund geschrieben hatte, der vom Westen freigekauft wurde. Da wurden sehr private Erinnerungen wach.
Barrientos (lacht): Erwischt. Nein, mein Lebensweg zeigt doch, dass es möglich ist, im Westen zu wohnen, ohne seine Ost-Biografie zu verleugnen. Im öffentlichen Leben sollte es nach 30 Jahren Einheit nicht mehr die erste Frage sein, ob man aus Mecklenburg oder Franken stammt.
Barrientos: Nach 30 Jahren in Berlin waren die Mieten unbezahlbar geworden. Da haben mein Partner Leander Sukov und ich in ganz Deutschland nach Alternativen gesucht. Ochsenfurt hat sich dann zufällig ergeben. Wir haben die Stadt vorher nicht gekannt. Heute sind wir sehr glücklich hier.
Warum sitzt Frau B. Überhaupt im Bundestag? Dies verdankte sie 2017 einem Überhangmandat. Bleibt zu hoffen, dass doch noch eine - wenn auch kleine - Wahlrechtsreform die Zahl der Mandate bei den nächsten Wahlen endlich beschränkt. Dann dürfte diese so munter daherschwadronierende Person hoffentlich aus dem Parlament verschwinden.
… Schlangenstehen war in der DDR nicht erst gegen Ende angesagt, man stand dort schon immer vor Geschäften an.Man stand vor den Metzgereien an,um an die letzte Renommierwurst zu kommen als auch am grünen Markt um Petersilie zu ergattern! Nur wer Beziehungen hatte bekam es „unter der Ladentheke“!DDRler nannten es „Bückware“!
Als Mitglied der Linken muss man ja der DDR nachtrauern.
Damit hat sich diese Dame selbst disqualifiziert
Mit meinem Verständnis ist sie eine Persona non grata.