"Wir wohnen hier seit 15 Jahren und die Lärm- und Abgasbelastung steigt von Jahr zu Jahr", berichtet Jark Dörsam aus dem Mainviertel. "Fünf bis sechs Stunden lang stehen die Autos vor meiner Haustür täglich im Stau", erzählt der Würzburger. Auch andere Anwohner klagen über Lärm und Gestank und fordern seit Jahren Hilfe von der Politik.
Entscheidung im Puma für den Probebetrieb
50 Mieter und Hausbesitzer haben vergangenes Jahr einen Brief an Politik und Verwaltung unterschrieben, indem sie darum bitten, dass der Zeller Berg wieder lebenswert wird. Entsprechend groß war bei ihnen die Freude, als der Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) des Stadtrats im Juni die probeweise Einführung einer Einbahnstraße beschlossen hat. Der Probebetrieb sollte ab Mitte August für ein Jahr eingeführt werden.
Wenig Freude löste die mit einer Mehrheit von elf gegen sechs Stimmen gefällte Entscheidung dagegen bei Geschäftsleuten in der Zeller Straße aus. "Wir fürchten, dass wir für Kunden und Lieferanten nicht mehr erreichbar sind", sagt Thomas Richter von der Hofapotheke zum Löwen. Christine Uhlmann vom Hotel Grüner Baum fragt sich, wie Hotelgäste ihr Haus dann anfahren sollen. Laut Richter wenden sich neun Gewerbetreibende gegen die probeweise Einführung der Einbahnstraße.
Ähnlich kontrovers wird die Sache im Rathaus gesehen. Die ÖDP hat die Einführung einer Einbahnstraße im Februar 2019 beantragt, um die Luft in der Straße und die Situation für Fußgänger und Radfahrer zu verbessern. Seitdem wird das Thema kontrovers diskutiert: Grüne, SPD und Linke sind für die Einbahnstraße. Das Baureferat lehnt sie dagegen ab, weil laut Gutachter rund 4000 Pkw-Fahrten täglich auf andere Straßen verlagert würden. Insbesondere die zu Hauptverkehrszeiten ohnehin stark belastete Dreikronenstraße und Saalgasse würden dadurch noch mehr verstopft werden.
Was ist eine Reklamation?
Im Stadtrat ist allen voran die CSU-Fraktion von Anfang an gegen eine Einbahn-Regelung. Doch mit der Kommunalwahl haben sich die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat verändert und eine Mehrheit von elf Stadträten (sechs Gegenstimmen) setzten im Puma als Kompromiss eine probeweise Einführung durch. Diese Niederlage akzeptierte die CSU aber nicht. Sie hat den Beschluss reklamiert. Das bedeutet, dass am Donnerstag der gesamte Stadtrat sich noch einmal mit dem Thema befasst und dann endgültig entscheiden wird.
Diese Nachprüfung ist laut Bayerischer Gemeindeordung möglich, wenn ein Drittel der Mitglieder eines Ausschusses oder ein Viertel aller Stadtratsmitglieder sie fristgerecht beantragt. Angewandt wird diese Möglichkeit aber sehr selten.
"Besonders für den Stadtteil Zellerau und den dort lebenden und arbeitenden Bürgerinnen und Bürgern, die bislang die Zeller Straße nutzen konnten, ist der Probebetrieb eine Zumutung, insbesondere deshalb, weil der Verkehrsgutachter dem Stadtrat eindringlich versichert hat, dass es zu ungünstigen Entwicklungen in der Dreikronenstraße und der Luitpoldstraße kommen wird", hatte CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth kurz nach der Entscheidung gegenüber dieser Redaktion erklärt.
Wird die Einbahnstraße gekippt?
Der Ausgang der Abstimmung dürfte spannend werden. Bei einer Befragung dieser Redaktion vor der Kommunalwahl im März haben sich neben der CSU auch FWG, FDP und Bürgerforum gegen eine Einbahnstraße ausgesprochen. Zählt man die Stimmen dieser Fraktionen zusammen, verfehlt die Summe knapp die Mehrheit und die Fraktionen ÖDP-WL, Grüne, SPD, Linke sowie ZfW-Stadtrat Wolfgang Baumann müssten den Probebetrieb mit einer knappen Mehrheit durchsetzen. Zusammen mit dem fahrradfreundlichen Umbau der Löwenbrücke würde der Stadtrat am Donnerstag erste Schritte in Richtung einer Verkehrswende gehen, wie sie das Verkehrsbündnis Würzburg durchsetzen will.
jedes Dorf hat seine Umgehungsstraße um das Dorf zu schützen !
Die Einbahnstraße bringt auch den Geschäften mehr Kunden !
Die Zeller Straße dient sonst nur als Abkürzung von oben herunter und da sind bestimmt keine Kunden dabei für die Geschäfte !
wohnen da in meiner Brust.
"Natürlich" ist die Entlastung schön für die Anwohner.
Aber wer wird die dann abbekommen? Vmtl. jemand an anderer Stelle, wo jetzt auch schon genug los ist.
Also nee, was unkoordinierte ("verkehrslenkende") Maßnahmen angeht, muss WÜ einen absoluten Spitzenplatz einnehmen. Jetzt fehlt bloß noch wirklich die Sperrung der Löwenbrücke...
das kommt tatsächlich noch, wenn der erste Radler auf dem Gehsteig den ersten Rolli über den Haufen fährt und schwer verletzt... so ähnlich wie das Tempo 30 zwecks des Könners, der auf dem Gehsteig den Kinderwagen erwischt hat... weil mit Maßnahmen, mit denen man selten diejenigen erwischt, die man meint, aber garantiert diejenigen, die nix dafürkönnen, hat man in WÜ jede Menge Erfahrung...
Solange die Straße breit genug für Radfahrer in beide Richtungen und eine Richtung KfZ bleibt.
Vielleicht wäre es durch die Einbahnstraßenregelung aber ja möglich, bergauf im unteren Bereich 2-4 Kurzzeitparkplätze zu schaffen. Dann wäre allen geholfen.
Das ist im Übrigen Hörensagen. Oder hat der gute Herr belastbare Beweise?
"Hörensagen"
Keine weiteren Fragen. Bitte bleiben Sie sachlich.