
22 Kliniken, jährlich 70.000 stationäre und 260.000 ambulante Patienten, 6300 Mitarbeiter: Die Zahlen für das Würzburger Universitätsklinikum sind schon heute beeindruckend - und der Kosmos wächst weiter. Demnächst mit dem Neubau der Klinik für Strahlentherapie und dem Gebäude für das neugegründete Helmholtz-Institut. Vor allem aber will man den Medizincampus im Stadtteil Grombühl um 20 Hektar nach Norden erweitern. Auf der Anhöhe sollen die neuen Kopfkliniken und das Zentrum Frauen-Mutter-Kind (ZFMK) gebaut werden.
Ein Mammutprojekt, das bei Bekanntgabe vor einem guten Jahr noch mit 750 Millionen Euro taxiert wurde. Jetzt gibt es eine neue Kostenschätzung. Und die liegt mit 1,1 Milliarden Euro drastisch über den ersten Zahlen. Außerdem stockt der Grunderwerb - und damit die Planung.
Ringen um 20 Hektar: Ackerfläche oder Bauerwartungsland?
Der Freistaat will das Gelände für die Uniklinik ankaufen. Sie hat ein Vorkaufsrecht für die Ackerfläche, die derzeit noch vom Rotkreuzhof der Stiftung Juliusspital bewirtschaftet wird. Doch über den Preis sind sich Juliusspital und Freistaat noch lange nicht einig. Erst diese Woche gab eine neue Verhandlungsrunde - ohne Durchbruch.
Im Kern ringt man um die Bewertung des Geländes: Der Freistaat will es als vergleichsweise günstiges Ackerland erwerben, das Juliusspital sieht es als Bauerwartungsland und will deutlich mehr erlösen. Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth vom Juliusspital erkennt das Bemühen um eine Einigung auf beiden Seiten, "in der Sache gibt es aber noch keine Annäherung".

Für die Stiftung handele es sich um einen großen Flächenverlust. "Hier braucht es einen angemessenen Ausgleich" - um woanders Flächen anzukaufen und soziale Aufgaben des Juliusspitals zu finanzieren. Blockieren wolle man nicht. Herberth dementiert als Hintergrund ein mögliches Konkurrenzdenken zwischen dem fusionierten Klinikum Mitte (aus Missio und Juliusspital) und der Uniklinik.
Im Januar soll weiterverhandelt werden. Der Freistaat, vertreten durch seinen Immobilien-Staatsbetrieb IMBY - orientiert sich dabei an Werten von Gutachtern. "Sonst gibt es Ärger mit dem Obersten Rechnungshof", wie der neue Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) im Gespräch mit dieser Redaktion sagte. Sibler kennt die Klinik-Ausbaupläne, hat die Gespräche als Staatssekretär aktiv begleitet.
"Wir müssen hier zügig eine Lösung finden und gemeinsam mit der Bauverwaltung die Thematik weiter besprechen", so sein Appell. Das Neubaukonzet hält er für "schlüssig". Bauen im Bestand berge immer Schwierigkeiten, Unannehmlichkeiten und unkalkulierbare Risiken. Und ein Klinikcampus sei besonders sensibel.

Davon kann Prof. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums, ein Lied singen. Schon jetzt wird getüftelt, damit Patienten und Mitarbeiter möglichst wenig unter Lärm und Dreck durch die Baumaßnahmen auf dem Altgelände leiden. Die Pläne für neue Kliniken auf der grünen Wiese im Norden sind für Ertl ein Befreiuungsschlag.
Ursprünglich sollten die Kopfkliniken im Bestand neu errichtet und die Frauenklinik ebenfalls an ihrem alten Standort erweitert werden. Beides wäre aber nach Einschätzung der Fachleute erheblich aufwändiger als ein Neubau und auch wegen der benötigten Flächen nicht sinnvoll.
Der Klinikchef sitzt derzeit zwischen den Stühlen von Freistaat und Juliusspital. Und er sitzt auf Kohlen. Der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt der neuen Kopfkliniken ist vom Wissenschaftsministerium bereits geprüft. Aber ohne Grunderwerb gibt es keinen Planungsauftrag aus dem Bauministerium. "Wir leiden sehr darunter, es ist unendlich drängend", klagt Ertl. Und jeder weitere Zeitverlust macht das Projekt nur teurer.
Allein durch Baupreissteigerungen schon um 45 Millionen Euro teurer
Die Baupreise galoppieren und haben sich für das Nord-Klinikum innerhalb eines Jahres bereits um 45 Millionen Euro erhöht. Diese Zahl nennt Jan Knippel, Leiter des Universitätsbaus im Staatlichen Bauamt. Zum Vergleich: Beim Grunderwerb streiten sich Freistaat und Juliusspital "nur" um eine niedrige zweistellige Millionensumme.
Aber nicht nur steigende Baupreise und Inflation machen das Millionenprojekt zum Milliardenprojekt. Im Gegensatz zur ersten, wenig belastbaren Kostenschätzung von 750 Millionen Euro sind die Pläne nun konkreter. So brauchen die Kliniken mehr Fläche als zunächst prognostiziert - die Kopfkliniken im Endausbau eine Nutzfläche von 37.000 Quadratmetern und das Zentrum Frauen-Mutter-Kind von 24.000 Quadratmetern.
Acht bis zehn Jahre für den ersten Bauabschnitt
Auch das genauere Raumprogramm für die Kliniken hat laut Knippel vor einem Jahr noch gefehlt: "Je früher Kosten genannt werden, desto ungenauer sind sie." Hinzu kämen ein Heizkraftwerk, das die Energieversorgung für die Zukunft sicherstellen soll. Und auch die gesamte Infrastruktur samt Erschließung mit Straßen und Parkhaus ist nun eingerechnet.

Aber eine Steigerung um 350 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden? Hat man sich verschätzt? Klinikchef Ertl und Bauchef Knippel verneinen und warnen unisono: "Sie dürfen Äpfel nicht mit Birnen vergleichen." Es gehe um verschiedene Inhalte. Und erweitert werde in zwei Bauabschnitten. Acht bis zehn Jahre sind für Teil eins veranschlagt - und Kosten von rund 600 Millionen Euro für Kliniken und Energiezentrale. Die Planungen für den zweiten Abschnitt könnten beginnen, sobald die ersten Baumaßnahmen angelaufen sind. Weitere 500 Millionen Euro müssten dann investiert werden.
Für den Klinikbetrieb bedeutet das: Es wird in Etappen vom Altgelände in die Neubauten verlagert. Von den Kopfkliniken sollen zunächst HNO- und Augenklinik inklusive der Intensivpflege und Operationssäle auf das Nordgelände ziehen. Und im Zentrum Frauen-Mutter-Kind würde im ersten Bauabschnitt nur die Frauenklinik realisiert, die Kinderkliniken verbleiben auf dem Altgelände und würden erst nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes umziehen.
Doch dies alles ist im Moment noch Zukunftsmusik. Allein dreieinhalb Jahre sollen für die Planung von Teil eins vergehen, Knippel rechnet mit einer Bauzeit von vier bis fünf Jahren. Als nächster Schritt soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Im Staatlichen Bauamt hofft man jetzt auf den baldigen Planungsauftrag. Knippel: "Wir stehen in den Startlöchern."
Natürlich kann man Uni & Kliniken nicht einfach in zwei Städte aufteilen. Aber es gibt sicher neue Zweige, die man in einer Nachbarstadt sinnvoll aufbauen kann. Das Leopoldina-Krankenhaus in SW ist bei Studenten beliebtes Lehrkrankenhaus der Uni WÜ. Fresenius hat in SW sein größtes deutsches Werk, mit der weltgrößten Produktion von Dialysegeräten und baut jetzt dort ein großes Entwicklungszentrum. Uni käme zu Industrie & Forschung.
Das Areal der Ledward-Kaserne ist über vierspurige Straßen autobahnnah erreichbar, bereits erschlossen & versiegelt. Fernwärme ist vorhanden! Und viel zu viel Platz für die FH-Erweiterung. Den großen Rest könnte der Freistaat für einen Appel und Ei erwerben. Neuerschließung und Energieversorgung sind enorme Kosten, die hier wegfielen.
Mit etwas Flexibilität & Kreativität könnte der Freistaat sicherlich eine ausgewogenere, kostensparendere und umweltverträglichere mainfränkische Hochschullandschaft gestalten.
Ein Geograph sagte: "Stuttgart ist eine Landeshauptstadt an der falschen Stelle". WÜ ist eine kleine Großstadt an falscher Stelle. Es knirscht & zwängt an allen Ecken. Jeder Neubau, ob im Kessel, in Seitentälern oder oben auf dem Rand, belastet das Stadtklima zusätzlich. WÜ verliert derzeit immer mehr an Lebensqualität!
Neben dem angedachten Areal ist der Steinweinberg, im Sommer extrem heiß! Die riesige Bebaung & Landversiegelung wäre ein weiterer Hitzeproduzent und Riegel im Norden, Richtung Gramschatzer Wald! Alte und Kranke sind zudem bei Hitze gefährdet, Klimaanlagen sind ungesund - in jedem Fall bleibt der Temperaturschock beim Rein- und Rausgehen. Zudem entstünde eine Monster-Uniklinik, nicht förderlich für die Psyche der Patienten.
Man sollte sinnvoll dezentralisieren. Schweinfurt leidet am Gegenteil: zu wenig Hochschulen bzw. studentisches Leben. Die Landesplanung v. Freistaat ist in Mainfranken unausgewogen und kurzsichtig
Nebenbei: beim Rhön-Klinikum NES ist es ähnlich. Riesiges Krankenhaus, aber Zufahrt über einen "Feldweg". Muss dass so sein?
von der verkehrlichen Erschliessung ist in diesen Artikel KEINE Schreibe !!!
Die Bürger müssen daher annehmen, man plant: die Erschliessung und zuerst den Bauverkehr über die "Scharoldstrasse in Grombühl. Die Strässchen drumherum wie "Oberdürrbacher Str., Zinklesweg oder Josef-Schneider-Strasse sind ja fast noch im Vorkriegszustand, oder wegen des kommenden Strabaausbaues nicht nutzbar.
Man liest ….. * Miliarden-Bauplatz" für Heissluft-Ballone. Das ist leider so, wenn man nicht sagt wie man hinkommt. Und danach richtet sich auch der Preis !!!