Der Einbrecher, ein unbekannter Mythos? Von wegen. Die Gewohnheiten von Tätern sind inzwischen gut erforscht. Ermittlerinnen und Ermittlern liegen viele Daten und Erkenntnisse vor.
Das kann gerade jetzt hilfreich sein, wo die Polizei in Unterfranken wieder vermehrt Einbruchs-Delikte registriert.
Welche Zahlen sind zu Einbrüchen in Unterfranken bekannt?
Zehn Jahre lang meldete die Polizei zwischen Rhön und Steigerwald jährlich einen Rückgang der Einbruchszahlen. 2014 war die Zahl in der Region laut Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Unterfranken mit 663 Fällen noch doppelt so hoch wie heute. Aber nach dem Ende der Corona-Einschränkungen steigt die Rate seit zwei Jahren wieder merklich an, von 190 im Coronajahr 2020 auf 225 im Jahr 2022.
Im Vorjahr lag die Zahl der gemeldeten Wohnungseinbrüche in Unterfranken im ganzen Jahr bei 225 Fällen. Laut Polizeisprecherin Carmen Aufmuth waren es schon im Oktober 2023 mehr Fälle als im Vergleichszeitraum 2022. Die genauen Zahlen gibt die Polizei noch nicht bekannt.
Was den Unterfranken kein Trost ist: Die Gefahr, Opfer eines Einbruchs zu werden, war im vorigen Jahr in Köln (205/100.000 Einwohner) gut fünfmal so hoch wie in Würzburg (36), in Bremerhaven gar achtmal.
Was schützt aus Sicht von Experten am besten vor Einbrechern?
Experten raten regelmäßig als Einbruchsschutz zu abschließbaren Fenstergriffen, robusten Schlössern oder komplexen Alarmanlagen mit Überwachungskameras. Mit der Hilfe von 181 inhaftierten Einbrechern hat dazu auch das Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in Freiburg geforscht.
Das verblüffende Ergebnis der Studie: In Fällen, in denen ein Nachbar präsent war, ließen sich alle Einbrecher von ihrem Plan abbringen. Und das relativ unabhängig davon, wie sich Nachbarn verhielten – ob sie etwa in die Richtung der Einbrecher blickten oder nur im Garten standen.
Es kann also sogar helfen, Anwesenheit zu simulieren, wenn man nicht zu Hause ist oder sich im Urlaub befindet. In diesen Fällen sollte man Nachbarn bitten, auf Haus und Wohnung zu achten, den Briefkasten zu leeren, die Blumen zu gießen, vielleicht auch mal in der Einfahrt zu parken.
Ein langjähriger Würzburger Ermittler sagt dazu: "Gekippte Fenster und Türen, die einfach nur zugezogen werden, sind fast schon eine Einladung für den Einbruch."
In welchen Monaten und zu welchen Zeiten sind Einbrecher am häufigsten unterwegs?
Mit zwei Irrtümern über das brandaktuelle Thema räumt ein Würzburger Ermittler auf: "Wer glaubt, die meisten Einbrecher kämen mitten in der Nacht und in den Sommerferien, liegt falsch", sagt er. Jetzt, in der dunklen Jahreszeit, würden sie am häufigsten zuschlagen. Am liebsten am Tag, wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Bewohner bei der Arbeit sind. Oder gegen Abend, wenn man sieht, ob in der Wohnung Licht brennt.
Daten des Gesamtverbands deutscher Versicherer bestätigen das. Bundesweit ist 2022 demnach mehr als jeder sechste Einbruch (16,8 Prozent) im Dezember verübt worden. Rund die Hälfte aller Einbrüche entfallen auf nur vier Monate: Oktober, November, Dezember und Januar.
Gut 80 Prozent der Wohnungseinbrüche geschehen laut Versicherungswirtschaft tagsüber und abends – zwischen 8 und 22 Uhr. Bei Einfamilienhäusern steigen Täter besonders häufig zwischen 14 und 22 Uhr ein, in Mehrfamilienhäusern zwischen 12 und 20 Uhr. Die Taten geschehen also dann, wenn Bewohnerinnen und Bewohner meist nicht anwesend sind.
Freitag und Samstag sind nach Erkenntnissen der sogenannten "Kölner Studie" die Wochentage, an denen die meisten Wohnungseinbrüche begangen werden.
Einige der jüngsten Fälle aus Unterfranken unterstreichen diese Erkenntnisse: In Miltenberg kam ein unbekannter Täter am Freitag zwischen 17.15 und 19.25 über die Terrassentür und klaute, was zu holen war. Wie zuvor in Geroda (Lkr. Bad Kissingen), Hettstadt, Würzburg, Schweinfurt, Hammelburg oder Bad Brückenau.
Kommen Einbrecher aus der Region oder reisen sie für ihre Brüche weiter an?
"Unter den ermittelten Tatverdächtigen dominieren nach wie vor deutsche Staatsangehörige und örtlich-regionale Täter", heißt es beim BKA. Die Täter sind demnach oft polizeibekannt und setzen sich größtenteils aus "älteren Gewohnheitstätern", Banden von Jugendlichen und Heranwachsenden zusammen. Drogenkonsumenten würden durch Einbrüche in ihrer Umgebung häufig ihre Rauschgiftsucht finanzieren.
Beim BKA heißt es aber auch: "Kontinuierlich zugenommen hat der Anteil von überregional und international agierenden Tatverdächtigen, die aufgrund ihrer Tatort-Wohnsitz-Beziehung als sogenannte 'reisende Täter' bezeichnet werden."
Schnappt die Polizei in Unterfranken Einbrecher häufig?
Die Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen liegt laut Polizeipräsidium Unterfranken bei rund 18 Prozent. Im vorigen Jahr haben die Ermittler in der Region 46 Tatverdächtige gefasst.
Nicht immer haben die Fahnderinnen und Fahnder so viel Glück und einen guten Riecher wie im vergangenen Monat: Da geriet in Ansbach ein Verdächtiger ins Fadenkreuz, dessen Schraubenzieher beim Aufhebeln von Fenstern schon im Würzburger Frauenland und im Hubland verräterische Spuren hinterlassen hatte. Der Schraubenzieher bringt den Mann nun wohl auf die Anklagebank.
Gewissheit bekam die Polizei vor kurzem auch bei einem 40-Jährigen, der bei einer Grenzkontrolle festgenommen worden war. Wissenschaftler wiesen seine DNA an Tatorten in Würzburg-Lengfeld, in Eschau, Weibersbrunn und Aschaffenburg nach.
Grundsätzlich gibt die Polizei folgende Tipps zum Schutz vor Einbrüchen:
Schließen Sie Fenster, Balkon- und Terrassentüren auch bei kurzer Abwesenheit!
Gekippte Fenster sind leicht zu öffnen und für Einbrecher kein Hindernis!
Ziehen Sie Haustüren nicht nur zu, sondern versperren Sie diese!
Hinterlassen Sie auch bei längerer Abwesenheit einen bewohnten Eindruck, indem Sie beispielsweise Rollläden tagsüber nicht geschlossen halten, der Briefkasten regelmäßig geleert wird und Licht Ihre Anwesenheit suggeriert!
Bitte immer bei der Realität bleiben.
Und die Not bringt auch viele in Bedrängnis, was es nicht gutheißen soll zu stählen.