Paul Pauli heißt der neue Präsident der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU). Der60-Jährige Psychologe tritt sein Amt zum 1. April an und folgt auf den Nanophysiker Alfred Forchel (68), dessen Amtszeit sich aus Altersgründen um ein halbes Jahr verkürzt.
Mit Pauli gelangt erneut ein Wissenschaftler der eigenen Hochschule an deren Spitze, der erste Nicht-Physiker seit 2003. Er setzte sich am Montag bei der Wahl durch den 20-köpfigen Universitätsrat durch. Angaben zu den Kandidaten wollte dessen Vorsitzender Prof. Helmut Schwarz mit Verweis auf die Uni-Ordnung und die gebotene Geheimhaltung nicht machen.
Finales Duell mit einem externen Bewerber
Nach Informationen dieser Redaktion stand neben Pauli am Ende einzig der Vizepräsident einer namhaften deutschen Hochschule, ein Naturwissenschaftler, zur Abstimmung. Wie Schwarz bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Dienstag bestätigte, lagen nach einer bundesweiten Ausschreibung zunächst zwölf Bewerbungen für das Präsidentenamt vor, eine wurde zurückgezogen. Hierbei soll es sich um die Medizinerin Simone Fulda handeln, die im Juni zur neuen Uni-Präsidentin in Kiel gewählt wurde.
Die Vorauswahl unter den elf Verbliebenen hatte eine siebenköpfige Findungskommission aus den Reihen des Universitätsrates getroffen. Diesem gehören zehn externe Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und beruflicher Praxis an sowie die zehn gewählten Senatsmitglieder der Uni. Man habe im Vorfeld mit allen Dekanen der zehn Fakultäten gesprochen, um das Anforderungsprofil für den neuen Präsidenten zu bestimmen, erklärte Schwarz, ehemals Präsident der Humboldt-Stiftung.
Den uni-intern geäußerten Vorwurf der Intransparenz wies er zurück: "Wir haben für eine Beteiligung gesorgt wie nie zuvor." Mehr Öffentlichkeit gebe die gültige Uni-Grundordnung nicht her. Dass diese überarbeitet werden muss, räumten sowohl Schwarz wie auch die neue Senatsvorsitzende Caroline Kisker ein. Sie versicherte: "Es mag intransparent ausgesehen haben, aber es gab keine Mauscheleien."
Auch die Studierenden hätten sich mehr Transparenz bei der Präsidentenwahl gewünscht. Über den Konvent hatten sie eine öffentliche Vorstellung der Kandidaten gefordert. "Leider verhinderten rechtliche Vorgaben die gewünschte öffentliche Befragung", sagt der studentische Senator Chris Rettner.
Der neugewählte Präsident Paul Pauli – verheiratet, zwei erwachsene Kinder – hat seit 2001 den Lehrstuhl für Psychologie I – Biologische Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie inne. Er will nach eigener Aussage auf Dialog und Kommunikation setzen – Stärken, die bei Amtsinhaber Forchel bisweilen vermisst wurden.
Gleichberechtigung von Natur- und Geisteswissenschaften
Er wolle die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fächer vorantreiben, sagte Pauli bei seiner Vorstellung, und stehe als Präsident für die Breite der Universität. "Dazu gehören neben den starken Fächern wie Medizin und Naturwissenschaften auch die Geisteswissenschaften." So fehle es in der Lehrerbildung erheblich an Personal.
Mit mehr Kooperation innerhalb der Uni sowie mit anderen Hochschulen vor allem in Nordbayern will Pauli bei der nächsten Exzellenzinitiative von Bund und Ländern punkten. Hier seien in Würzburg bereits wichtige Weichen gestellt worden, beispielsweise in der Physik oder zuletzt mit dem Nationalen Tumorzentrum.
Innerhalb der Uni will der Neue nach eigenem Bekunden auch Wissenschaftler und Verwaltung besser zusammenbringen: "Ich hoffe, dass ein starkes Wir-Gefühl, eine Art Würzburg-Spirit entsteht." Dies gelte auch für eine noch stärkere Präsenz der Uni in Stadt und Region.
Noch am Montag gingen die ersten Glückwünsche an den designierten Präsidenten ein, unter anderem von Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU): Pauli gestalte den Universitätsbetrieb in Würzburg seit vielen Jahren engagiert mit, als Forscher, Lehrender, Lehrstuhlinhaber sowie als Studiendekan und Dekan. Auch der Würzburger Landtagsabgeordnete Patrick Friedl (Grüne) gratulierte: "Professor Pauli bietet als Psychologe mit seiner starken humanwissenschaftlichen Ausprägung die Gewähr, ein tiefgehendes Verständnis für Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften zu haben." Damit könne er sein Ziel, das "Wir-Gefühl" zu stärken, auch erreichen.