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Würzburg
Kommentar: Wahl des Uni-Präsidenten ist mehr als eine Randnotiz
Und plötzlich war er da, Würzburgs neuer Uni-Präsident Paul Pauli. Wie die Hochschule mit einer solchen Wahl umgeht, wirft kein gutes Licht auf sie. Öffnung ist geboten.
Der Psychologe Paul Pauli wurde am Montag zum neuen Präsidenten der Universität Würzburg und damit zum Nachfolger von Alfred Forchel gewählt. Er tritt sein Amt zum 1. April 2021 an. 
Foto: Silvia Gralla | Der Psychologe Paul Pauli wurde am Montag zum neuen Präsidenten der Universität Würzburg und damit zum Nachfolger von Alfred Forchel gewählt. Er tritt sein Amt zum 1. April 2021 an. 
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

Man könnte es sich leicht machen und hier einen Kommentar abschreiben, der bereits im Februar 2015 erschienen ist. Unter dem Titel "Geheime Kommandosache" geißelte ein Kollege die Intransparenz bei der Wahl des Würzburger Uni-Präsidenten. Nur zufällig war sie wenige Tage vor der Wiederwahl Alfred Forchels publik geworden. Eine öffentliche Debatte darüber sollte nicht stattfinden, obwohl der Präsident in der Kritik stand.

Und fünfeinhalb Jahre später? Wieder wird die "Magnifizenz" der ältesten Universität Bayerns gewählt. Und geändert am Umgang mit der Öffentlichkeit hat sich: nichts. Statt über die altersbedingte Verkürzung von Forchels Amtszeit und die vorzeitige Neuwahl im Vorfeld zu informieren, werden Fakten geschaffen – verkündet per Pressemitteilung am Montagnachmittag, samt Einladung zur Vorstellung des neuen Präsidenten keine 20 Stunden später. 

Eine öffentliche Einrichtung braucht maximale Transparenz

Die Taktik ist offensichtlich: Bloß keine Pferde scheu machen und zu Nachfragen noch vor der Wahl ermuntern. Dann müsste man womöglich erklären, warum auch diesmal keine öffentliche Diskussion über die Besetzung des wichtigsten Uni-Postens stattfand. Warum die Studenten mit ihrem Wunsch nach einer öffentlichen Befragung der Bewerber ins Leere liefen. Warum keine hörbare Auseinandersetzung darüber stattfand, auf welchen hochschulpolitischen Kurs die oder der Neue die Alma Julia führen soll. Und warum aus anfangs zwölf Bewerbern dem Universitätsrat am Ende nur zwei zur Wahl gestellt wurden.

Natürlich zählen Persönlichkeitsrechte von Kandidaten, sie sind gegenüber dem öffentlichen Interesse abzuwägen. Klar ist: Wir haben es bei der Julius-Maximilians-Universität (JMU) nicht mit einem kleinen Privatunternehmen zu tun. Als öffentliche Einrichtung mit fast 30 000 Studierenden, 4400 Beschäftigten und einem Jahresetat von rund 500 Millionen Euro wird sie zum größten Teil vom Staat finanziert. Aus Steuermitteln. Da ist die Forderung nach maximaler Transparenz nur recht und billig.

Die Zahlen zeigen auch, welche Verantwortung einem Hochschulpräsidenten zukommt. Der neugewählte Paul Pauli weiß darum. Aber er hat als Psychologe und guter Kommunikator bessere Voraussetzungen, die Universität als Ganzes voranzubringen als sein Vorgänger. Forchels Expertise als Physiker war unbestritten, sein Führungsstil dagegen sorgte bisweilen für Kopfschütteln.

Was nicht heißt, dass die Uni unter seiner Ägide nicht vorangekommen wäre. Ein Exzellenz-Cluster in der Physik, millionenschwere Forschungsbauten und die Entwicklung auf den Konversionsflächen am Hubland zeugen davon. Nachfolger Pauli aber wird über die Naturwissenschaften hinausschauen. Das ist gut so. Und er weiß, dass Exzellenz für die JMU nur im Verbund mit anderen Hochschulen gelingen kann.

Aufgabe für den Senat: Grundordnung endlich modernisieren

Der Neue will zusammenführen und ausgleichen, das ist zu spüren. Er hätte einen "Wahlkampf" ums Präsidentenamt nicht fürchten müssen, auch wenn das Hochschulgesetz einen solchen explizit nicht vorsieht. Den Eindruck der Intransparenz schieben die Verantwortlichen nun auf die Uni-Grundordnung, die mehr Öffentlichkeit nicht zugelassen habe.

Dass dieses Regelwerk längst überholt werden müsste, war bekannt. Nur hat sich der Senat bisher nicht darum gekümmert. Ärgerlich. Damit wurde die Chance einer Öffnung vertan, die Heimlichtuerei schadet auch dem neuen Präsidenten. Meint dieser es ernst mit Dialog und stärkerer Verortung in der Bürgerschaft, hat er sogleich eine Aufgabe: Mit dem Senat zusammen die Paragrafen so zu gestalten, dass es in sechs Jahren, bei der Wahl seines Nachfolgers, nicht erneut heißt: Präsidentenwahl – "geheime Kommandosache". 

 
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