Rund 200 Schüler traten am Freitagvormittag wieder in den Schulstreik: Sie demonstrierten einmal mehr dafür, die in Kyoto und Paris beschlossenen Klimaziele auch einzuhalten. Lautstark trugen sie auf ihrem Weg vom Hauptbahnhof zur Regierung von Unterfranken ihre Forderungen vor: "Wissenschaft wird ignoriert, Politik hat nichts kapiert."
Unterstützung für Carola Rackete
Ebenso wurde deutlich, dass die Bewegung "Fridays for Future" weit über den Kampf gegen den Klimawandel hinausgeht. Zum "Würzburger Street Day" gegen Diskriminierung und für Respekt und Toleranz hatte sie den grünen Hintergrund ihres Logos mit den Farben des Regenbogens getauscht. Diesmal unterstützte sie die Rettung von Flüchtlingen aus Seenot.
Carola Rackete, die Kapitänin der Sea-Watch 3, habe "genau das Richtige getan", sagte ihre Sprecherin. Die 16-Jährige forderte, dass Europa die Geretteten sofort aufnehme, sie medizinisch versorge und ihnen dabei helfe, ihre traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. Die Schiffe der Organisationen dürften nicht in den Häfen festgehalten und Italien mit der Aufnahme von Flüchtlingen nicht allein gelassen werden. Sie rief ebenso dazu auf, die Nöte armer Deutscher und Geflüchteter nicht gegeneinander auszuspielen.
Baumann fordert ein Klimaschutzgesetz
Hauptredner war der Würzburger Stadtrat Wolfgang Baumann von der Wählergemeinschaft Zukunft für Würzburg (ZfW). Er hatte sich unter anderem als Rechtsanwalt und Vertreter der Kläger gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf und das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich einen Namen gemacht. Baumann hielt das 1990 erschienene Buch "Die Klimakatastrophe" von Jonathan Weiner hoch. Darin könne man lesen, was heute passiert: "Damals war schon alles klar."
Baumann forderte ein Klimaschutzgesetz, um den Kohleabbau zu stoppen und erneuerbare Energien auszubauen. Wegen der Fridays-for-Future-Bewegung habe sich bei ihm eine "euphorische Zuversicht eingestellt, dass die Welt doch noch gerettet werden kann". Dafür sei er den jungen Leuten dankbar. Sie skandierten: "We are unstoppable, another world is possible", auf Deutsch: Wir sind nicht zu stoppen, eine andere Welt ist möglich.
Ich rede mit denen, die soviel Grips haben, dass sie merken, wo wir alle inzwischen stehen... Und das werden immer mehr.
Hut ab vor diesen Kids - so engagiert waren zu meiner Zeit die wenigsten.
Eine kleine fachkundige Bemerkung am Rande:
Nicht jeder Beutel, der erkennbar weder aus Jute noch Baumwolle besteht, ist automatisch böses Plastik. Gerade bei Taschen boomt ein immer größeres Angebot an recycelten Materialien. Recycling-PET, wiederverwertbarer Ozeanmüll, Biokunststoff aus Pflanzenfasern usw. Und das sind schon lange keine Nischenprodukte mehr, die gibt's inzwischen sogar schon bei Aldi & Co.
Also "erst glotz, dann motz"
Unsere Kinder und Jugendlichen demonstrieren für ihre Zukunft.
Sie informieren sich seit Monaten, manche seit Jahren. Vergleichen die Quellen und wägen die Konsequenzen ab.
Sie diskutieren die Situation, die begonnene Klimaerhitzung und die verbleibenden Optionen.
Ihnen ist längst klar: Es geht um die Erhaltung der Lebensgrundlagen unserer Zivilisation.
Ihre Gespräche sind ernst.
Die Gesichter auch.
Doch sie bleiben optimistisch, fröhlich sogar.
Gehen raus. Demonstrieren.
Phantasievoll, bunt und laut, in immer neuen Varianten.
Dabei tragen sie ihre Thesen vor.
Sachlich. In klaren Argumentationslinien. Auf den Punkt.
Und sie stellen Forderungen.
Forderungen, von denen sie wissen, dass für die Umsetzung kaum noch Zeit bleibt.
Sie vertrauen und hoffen darauf, dass die Mächtigen zuhören und endlich Verantwortung zeigen.
Es gibt freundliche Reaktionen, Lächeln, Lob.
Aber keinen substantiellen Wechsel der Politik.
Wir lange noch?
Wer sind hier die Erwachsenen?
"selbstbezogen", "Karriere-orientiert", "verantwortungslos" und "unpolitisch",
dann sind das hier sowieso schon viel zu viele.
Unsere bürgerlich verfasste Republik braucht Bürger*innen, wach sind und verantwortlich handeln.
Wir brauchen erWACHsene Menschen für eine nachhaltige Gesellschaft.
Fridays for Future wird getragen von diesen wachen Menschen.
Sie fordern eine andere Politik, die nachhaltiges Leben erleichtert, statt es zu behindern.
Sie fordern verantwortliches Handeln von denen, die jetzt Macht haben.
Denn sie wissen, dass es zu spät sein wird für einfache Lösungen, wenn sie selbst genug Einfluss haben werden.
Wer sich über "Schulschwänzen" auslässt, während Kinder und Jugendliche mit sehr guten Gründen für ihre Zukunft demonstrieren, steht weit im Abseits und trägt zum relevanten Diskurs nicht bei.
Die Frage heißt nicht, ob wir Klimaschutz machen.
Der Diskurs geht um das WIE.
Another world is possible!
Ihr fliegt in den Urlaub. Ihr bestellt halbjährig neue Handys,
pflegt euere Meetings bei MacDonalds und wenn Zalando die
Modefarbe wechselt,..wird das gute Kleidungs-Stück schnell entsorgt.
Pfui Deibel. Diese Generation predigt Wasser und säuft Wein.
Ihnen geht es aber nur darum Vorurteile los zu werden...
Wir erleben gerade, dass sich immer mehr Jugendliche (und andere Menschen) endlich auf wirklich Wichtiges konzentrieren (eben kein Zalando, Urlaub im Flieger, ständig neues Handy etc. pp.).
Aber mit verallgemeinernden Vorurteilen ist natürlich immer gut argumentieren.
P.S.: Die Geschichte wird später zeigen, dass diese mutigen und engagierten Kids wirklich etwas bewirkt haben.
War ja bisher immer so, wenn es darum ging, etwas Schlechtes zu etwas Besserem zu ändern.
Und es gab schon immer unreflektierte und selbstzufriedene Dummbabbler, die sich darüber verächtlich äußerten.
Also nur weiter so, Fortschritt lässt sich nicht aufhalten!
für Eure phantasievolle Kraft, Euren fröhlichen Mut und Euer unermüdliches Immer-Neu danke ich herzlich!
Die Lebensgrundlagen unserer Zivilisation zu erhalten, ist kein beliebig verhandelbares Ziel von Politik und Wirtschaft. Es ist nicht eines unter vielen, gleichrangigen Zielen.
In unserer Zeit ist es DAS Ziel.
Wenn genug Menschen verstehen, sich überwinden und aufstehen, werden auch die Mächtigen die Zeichen der Zeit nicht länger ignorieren können.
Dann wird eine andere Politik möglich.
Dann kann der friedliche Umstieg aus unserer Konsumspirale in eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise gelingen.
Another world is possible!