
Matthias Pieper sieht das Zukunftshaus auf einem guten Weg: "Jeder Monat ist besser, als der Vormonat." Als Vorstand der Genossenschaft, die das Zukunftshaus trägt, betont er aber auch, dass das Projekt "kein Selbstläufer" sei. "Wir brauchen weiterhin neue Kunden und mehr Mitglieder", sagt er.
Als "Mutmacher" bezeichnet Pieper zwei Auszeichnungen für das Zukunftshaus. Zum einen wurde das Würzburger Geschäft zum "Guten Beispiel" des Jahres vom Bayerischen Rundfunk gewählt. Neben 4000 Euro Preisgeld freut sich der Vorstand über die Aufmerksamtkeit: Immer wieder kämen Kundinnen und Kunden zum Gratulieren vorbei.
Pilotprojekt für die Forschung: Wie kann die Innenstadt von Würzburg nachhaltig gestaltet werden?
Noch wichtiger sei aber, dass das Zukunftshaus ausgewählt wurde, am Forschungsvorhaben "Stadtzentren als Orte nachhaltigen Konsums" teilzunehmen. "Das Zukunftshaus wird Pilotprojekt für nachhaltigen Konsum und Innenstadtentwicklung", sagt Pieper. Wie etwa die aktuellen Schließungen von Galeria Kaufhof zeigten, seien solche neuen Konzepte aktueller denn je.
Gefördert von der EU will das Umweltbundesamt (UBA) deutschlandweit drei Projekte beobachten, die in Innenstädten alternative Einkaufsmöglichkeiten bieten – und damit auch das Zusammenleben prägen. So soll "die Etablierung nachhaltiger Konsumkulturen den Fokus auf wünschenswerte Gemeinschaftsfunktionen von innerstädtischen Räumen" legen, wie es auf der Homepage des UBA heißt.
Mit dem Fördergeld von 15.000 Euro sollen laut Pieper drei Projekte innerhalb des Hauses finanziert werden. Besonders eins soll das jetzt schon breite Angebot des Zukunftshauses erweitern: ein Lieferservice.
Bald auch ein Lieferdienst: Das Konzept und die Angebote vom Zukunftshaus in Würzburg
Im Würzburger Zukunftshaus kann man nicht nur nachhaltige Produkte einkaufen, sondern auch selten genutzte Gegenstände mieten, alte Kleidung tauschen oder kaputte Geräte reparieren lassen. Zukünftig sollen die gemieteten und reparierten Sachen zusätzlich abgeholt und geliefert werden können. Das sei eine Kooperation mit den Fahrradkurieren von "radius" aus Würzburg.

Mit dem Fördergeld soll eine Probephase ab etwa Juni finanziert werden. Erfahrungswerte zur Zahlungsbereitschaft, zu der Nachfrage oder den Service-Erwartungen der Kundinnen und Kunden sollen so gesammelt werden. "Unser Wunsch ist, dass das Leihen ein dauerhaftes Angebot wird", sagt Pieper.
Das Zukunftshaus möchte eine Anleitung für Nachahmer außerhalb Würzburgs erstellen
Ein zweites Projekt, das finanziert werden soll, ist ein virtueller Rundgang. "Wir erleben, dass die Hürde, hier hereinzukommen, für viele hoch ist", sagt Pieper. Sie wüssten häufig nicht, was genau sie erwarte oder wie sie sich zu verhalten hätten. Jetzt sollen die verschiedenen Angebote in kurzen Online-Videos vorgestellt werden.
Mit einem dritten Projekt möchte das Zukunftshaus über Würzburg hinaus wirken. Die gesammelten Erfahrungen sollen dokumentiert werden. Am Ende soll eine detaillierte Anleitung für jeden Bereich des Ladens entstehen. "Das ist unser Herzensprojekt", sagt Pieper, weil das Zukunftshaus hier Vorbild für Nachahmer in anderen Städten sein möchte.