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Würzburg
Endlich wieder schwarze Zahlen: So hat sich der Würzburger Unverpacktladen aus der Insolvenz gekämpft
Die Insolvenz des Würzburger Unverpacktladens hatte für Aufmerksamkeit gesorgt. Nun steht der Laden wieder besser da – und ist dennoch weiter auf seine Community angewiesen.
Blickt nach einjährigem Insolvenzverfahren zuversichtlich in die Zukunft: Mario Schrader, Geschäftsführer des Würzburger Unverpacktladens in der Sanderstraße.
Foto: Benjamin Brückner | Blickt nach einjährigem Insolvenzverfahren zuversichtlich in die Zukunft: Mario Schrader, Geschäftsführer des Würzburger Unverpacktladens in der Sanderstraße.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 11.06.2023 02:22 Uhr

Ein Jahr nachdem die Hiobsbotschaft der Insolvenz erstmals öffentlich gemacht worden war, scheint die Krise des Würzburger Unverpacktladens nun vorerst abgewandt zu sein: "Der Unverpacktladen Würzburg geht positiv aus der Insolvenz", titelte die Unverpackt-Genossenschaft am Sonntag in einer Mitteilung an die Redaktion. Wie hat die Community rund um das auf Nachhaltigkeit bedachte Projekt in der Sanderstraße das geschafft? Und wie kam es eigentlich zur Krise?

Dass das Geschäftsmodell des Würzburger Unverpacktladens nicht gerade auf stabilen Beinen steht, hatte sich in den vergangenen Jahren öfter gezeigt. Besonders deutlich wurde die Problematik jedoch im Juni vergangenen Jahres, als Susanne Waldmann, Gründerin und damals Geschäftsführerin des Unverpacktladens, sich angesichts der Insolvenz aus dem laufenden Betrieb zurückgezogen hatte. 

Nicht nur in Würzburg: Unverpackt-Geschäftsmodell kriselt deutschlandweit

"Ich kann einfach nicht mehr", hatte Waldmann damals gesagt und auf pandemiebedingte Probleme und organisatorische Fehlgriffe hingewiesen. "Auf Grund von mehreren Ereignissen der letzten Jahre, darunter Corona sowie der Krieg in der Ukraine, wurde die wirtschaftliche Lage vieler ökologischer Betriebe und Einzelhändler, insbesondere der Unverpackt-Läden, zusehends schwierig", schreibt nun auch die Unverpackt-Genossenschaft in ihrer Mitteilung.

Tatsächlich steckt das Unverpackt-Konzept nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa aktuell deutschlandweit in der Krise: Rund 270 geöffnete Geschäfte sind demnach zurzeit beim Verband der Unverpackt-Läden in Deutschland registriert. Anfang 2022 waren es noch fast 340. Die Unverpackt-Branche stehe angesichts steigender Lebensmittelpreise und Kaufzurückhaltung genauso wie viele andere Fachgeschäfte vor Herausforderungen, heißt es vom Verband.

In Würzburg wurden diese Herausforderungen nun offenbar überwunden. Ermöglicht wurde dies laut Pressemitteilung der Unverpackt-Genossenschaft "letztlich durch das Engagement vieler Genossenschaftsmitglieder, des Vorstandes, des Aufsichtsrates und nicht zuletzt des Laden-Teams". 

Würzburger Unverpacktladen kam durch Sparkus beim Personal aus der Insolvenz

Doch auch ein strikter Sparkurs sei nötig gewesen, sagt Geschäftsführer Mario Schrader im Gespräch. Durch das ehrenamtliche Engagement der Unverpackt-Community habe man Personalkosten sparen können. "Wir sind froh, dass wir jetzt wieder schwarze Zahlen schreiben", so Schrader.

Der Fokus liege nun auf dem umgestalteten Sortiment: "Wir setzen noch mehr auf regionale Produkte und haben uns beim regionalen Obst und Gemüse breiter aufgestellt", erklärt Schader. "Außerdem wollen wir unser veganes Sortiment erweitern". Darüber hinaus wolle man mehr auf Marketing setzen und sei dafür etwa mit einem Stand auf dem Umsonst und Draußen Festival vertreten.

"Allerdings gibt es auch weiterhin Hürden, die gemeistert werden müssen", heißt es in der Mitteilung der Unverpackt-Genossenschaft. So suche man weiterhin Personal und eine Azubi-Stelle müsse besetzt werden. Für den Fortbestand des Ladens sei weiterhin aktive Mitarbeit der Genossenschaftsmitglieder notwendig. So solle der Unverpacktladen "ein Ort des Austauschs, für Bildung und Begegnung" werden. Denkbar sind laut Pressemitteilung etwa Fahrten zu Erzeugerinnen und Erzeugern, um den Bezug zu regional erzeugten Lebensmitteln zu vertiefen.

 
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Kommentare
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  • stefan.behringer@web.de
    Grundsätzlich ist so ein Laden schon gut. Das viele Plastik, dass auch ich immer in der gelben Tonne habe, ist irgendwie auch nicht der Weisheit letzter Schluss.
    Aber sobald die Regierung was regulieren würde, regen sich wieder alle auf, dass die Bürger selbst wissen, was gut ist....
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  • matthiasr
    „Würzburger Unverpacktladen kam durch Sparkus beim Personal aus der Insolvenz“

    Sparkus?
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  • Funkenstern
    Permanente Insolvenzverschleppung und Verlustvorträge zu Lasten der Allgemeinheit.
    Hier steht die Lobby dieser Protagonisten über dem Finanzrecht.
    Ohne Gewinne macht dir das FiAmt den Laden relativ schnell zu. Und hier? Idealismus für wen?
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  • evenbye2@gmx.de
    Da ich noch nie dort eingekauft habe, weiß ich nicht, wie es dort zu geht. Aber hast Du Belege für Verstöße gegen Finanzrecht oder ist die Stimmung einfach auf Rummaulen? Abgesehen davon, scheinen die Leute dort durchaus etwas für die Allgemeinheit zu tun, in dem Sie Verpackungsmüll vermeiden und regionale Erzeuger unterstützen, was weniger Umweltverschmutzung bedeuten sollte. Außerdem haben viele Supermärkte nach dem Aufkommen der Unverpacktläden selbst unverpackte Produkte verstärkt ins Sortiment genommen. Daher haben diese Läden durchaus etwas Positives bewirkt; auch wenn sie jetzt pleite gehen sollten.
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  • dominik.benkert@gmx.de
    @cigione.
    Das Eine (Reduzierung von Müll) hat aber nichts mit dem Anderen (Wirtschaftliche Tragfähigkeit des Unternehmens) zu tun.
    Wenn man ehrenamtliche Kräfte benötigt um überhaupt schwarze Zahlen zu schreiben finde ich das aus wirtschaftlicher Sicht äußerst bedenklich.
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  • steffen.cyran@freenet.de
    Unsinnig. Wird sich auch nie durchsetzen. Immer zu Scheitern verurteilt, solange nicht "Genossenschaftsmitglieder" immer wieder Geld reinpumpen und Ehrenamtliche tausende Stunden umsonst ableisten.
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  • Gregorino
    Der Staat bzw. wir tragen ganze Wirtschaftszweige Mithilfe von Kurzarbeitergeld und Abwrackprämie usw. klingt super, eine kleine Gemeinschaft erhält einen Unverpacktladen weil sie von dessen Konzept überrzeugt ist, klingt unsinnig. Achso
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  • info@softrie.de
    Also eigentlich trägt sich der Laden nicht, wenn alle bezahlt werden
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