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Würzburg
Würzburger Rentner ist sauer auf den Schienenersatzverkehr der WVV: "Ich musste alle Arzttermine absagen"
Wegen Bauarbeiten an den Gleisen fahren in der Würzburger Innenstadt aktuell keine Straßenbahnen und Busse. Rentner Werner Jäger stellt das vor Probleme.
Werner Jäger ist sauer auf die WVV in Würzburg. Von seiner Wohnung in der Augustinerstraße kommt er nicht mehr zu wichtigen Arztterminen.
Foto: Patty Varasano | Werner Jäger ist sauer auf die WVV in Würzburg. Von seiner Wohnung in der Augustinerstraße kommt er nicht mehr zu wichtigen Arztterminen.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 09.08.2024 02:44 Uhr

Werner Jäger ist sauer! Er fühlt sich von der WVV im Stich gelassen. Der Rentner ist schwerbehindert, mehr als 200 Meter kann er nicht mehr laufen. Und genau hier fängt das Problem für ihn an. Seit dem 29. Juli fahren keine Busse und Bahnen mehr durch die Würzburger Innenstadt. Der Grund? Arbeiten am Fernwärme- und Gleisnetz der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs- GmbH (WVV) im Bereich der Domstraße.

"Ich wohne mitten in der Innenstadt und sitze hier für die kommenden sechs Wochen fest", ärgert sich Jäger. Ständiges Taxifahren kann er sich nicht leisten und Personen, die ihn mit dem Auto abholen könnten, kenne er nur wenige. "Ich musste vorsorglich alle meine Termine beim Herzarzt absagen." Doch die Termine sind für den 74-Jährigen wichtig, da er regelmäßig zu Herzuntersuchungen gehen muss.

Warum fahren die SEV Busse nicht am Mainkai entlang?

Von seiner Wohnung in der Augustinerstraße müsste er knapp 900 Meter zur Haltestelle Juliuspromenade laufen, circa 600 Meter zum Sanderring oder 600 Meter zur Haltestelle an der Alten Mainbrücke. Zu viel für den Rentner. "Ich verstehe einfach nicht, warum die WVV die Busse nicht am Mainkai lang fahren." Die 300 Meter bis zum Mainkai/Karmelitenstraße würde er schaffen.

Bauarbeiten am Fernwärme- und Gleisnetz lassen derzeit in Teilen der Innenstadt keine Straßenbahnverkehr zu. Im Bild die Baustelle in der Straßenbahnkurve am Grafeneckart.
Foto: Torsten Schleicher | Bauarbeiten am Fernwärme- und Gleisnetz lassen derzeit in Teilen der Innenstadt keine Straßenbahnverkehr zu. Im Bild die Baustelle in der Straßenbahnkurve am Grafeneckart.

In den vergangenen Jahren seien die SEV-Busse immer am Mainkai entlang gefahren. Dem Würzburger fällt es schwer zu verstehen, warum das nicht auch in diesem Jahr möglich ist. "Die Nachtbusse können ja auch dort entlang fahren, warum also nicht auch die Busse tagsüber?", ärgert er sich. Und noch etwas stößt im bitter auf: "Auf meinen Anruf bei der WVV hin konnte man mir keine Antwort geben." 

Nachtbusse fahren am Mainkai in Würzburg entlang

Mehrmals habe er versucht, Beschäftigte nach den Gründen für das Abschneiden der Innenstadt zu fragen. Eine Antwort bekam er nie. Werner Jäger ist sich sicher: Er ist nur einer von vielen, die aufgrund des SEV gerade weitreichende Konsequenzen haben. Und das, obwohl die WVV damit wirbt, dass die Busse barrierefrei zugänglich sind. "Nur blöd, wenn die Leute, die das brauchen, erst gar nicht bis dahin kommen."

Diese Redaktion hat bei der WVV nachgefragt, warum die WVV-Busse nicht am Mainkai entlangfahren. Die Antwort: "Die im SEV eingesetzten E- und Hybridbusse können aufgrund des erhöhten Aufbaus nicht unter der Alten Mainbrücke durchfahren", erklärt Cornelia Wagner, Pressesprecherin des Unternehmens. 

Die Nachtbusse wiederum würden nur "ein kleines Stück" der Mainkai-Strecke entlang fahren. Vom Willy-Brandt-Kai aus würden die Busse in die Wirsbergstraße einbiegen. Statt wie üblich nach links in die Augustinerstraße abzubiegen, nehmen die Nachtbusse in den Sommerferien die Strecke über die Neubaustraße in Richtung Juliuspromenade.

WVV will Verbesserungen bei den Buslinien prüfen

Die WVV wisse von der Problematik, für mobilitätseingeschränkte und ältere Personen und dass aufgrund der Baustelle "teilweise längere Wege in die Innenstadt in Kauf genommen werden müssen." Dies sei nicht optimal, erklärt Wagner. Der Konzern prüfe derzeit, ob sich Verbesserungen bei den Buslinien anbieten ließen.

Eine Verbesserung gibt es bereits: "Seit Montag wird es auf der Buslinie 9 eine Ersatzhaltestelle 'Am Bruderhof' geben." So sei eine Busverbindung vom Innenstadtbereich bis zur Juliuspromenade geschaffen worden. Auch die entgegengesetzte Strecke vom "Am Bruderhof" zur Juliuspromenade wird so abgedeckt. Doch einen Hakten hat das Ganze dann trotzdem: Die Buslinie 9 fährt die Ersatzhaltestelle nur im Halbstundentakt von 9.27 Uhr bis 17.57 Uhr an.

Werner Jäger hilft das nicht weiter. Denn von seinem Wohnhaus in der Augustinerstraße bis zur Haltestelle "Am Bruderhof" sind es ebenfalls 600 Meter. Er würde sich wünschen, dass die WVV für die Zeit der Sommerbaustelle die alten Busse auf der Strecke eingesetzt werden.

 
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Kommentare
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  • Gerhard Rausch
    Die Situation für Herrn Werner ist nicht schön, aber es wurde schon Lösungen vorgeschlagen.

    Bei uns auf dem Land oder im ländlichen Raum ist das Alltag! Verkehrswende=signifikanter Rückgang des motorisierten Individualverkehrs.
    In den Ballungsräumen kein Problem, 49€ Ticket im Ballungsraum super.
    Was machen bitte wir?
    Der "Öffi" ist unbrauchbar, Fahhrad und E-Bike werden für die Freizeit genutzt weil die Distanzen zu groß sind, die Städte versuchen mit Hochdruck die Autos aus den Innenstädte zu verbannen.
    Wir machen Home-Office, bestellen im Internet und konsultieren den Video-Doc?
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  • Fabian König
    (…) erlebt, v.a. draußen auf den Dörfern. Der Bus war nicht zur angegebenen Zeit da, das sog. „Servicetelefon“ nicht besetzt - und wenn, dann wird man mangels Zuständigkeit von einer Stelle zur nächsten weitergeleitet. Man sollte daran arbeiten, die vielen, vielen, vielen Verkehrsverbünde in Deutschland in einige wenige zu überführen. Das ist doch ein Unding so.

    Ach und was mindestens genau so schlimm ist wie verspätetet Busse, sind Busse, die zu früh da sind und dann bereits zwei Minuten vor der eigentlichen Abfahrtszeit losfahren. Als ob das ein Straßenrennen wäre, wer zuerst an der Endhaltestelle ist…
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  • Fabian König
    Ich weiß nicht, ob Herr Jäger die Online-Ausgabe der Main-Post und somit diesen Kommentar hier liest (falls nicht, wäre es toll, wenn die MP ihm das Folgende weiterleiten könnte). Aber es gibt Fahrdienste für Senioren und Menschen mit Behinderungen, z.B. durch die Johanniter (https://www.johanniter.de/dienste-leistungen/angebote-fuer-privatpersonen/lokale-angebote/dienstleistung/fahrdienst-raum-wuerzburg-10964/), das sollte idR günstiger sein als ein Taxi. Da Herr Jäger schwerbehindert ist und dazu noch regelmäßige Arztbesuche benötigt, kann es sein, dass sich die Krankenkasse an den Kosten beteiligt oder sie übernimmt. Dort am besten mal nachfragen.

    Ansonsten ist das Thema ÖPNV in Deutschland zT wirklich unterirdisch. Ich war erst vor ein paar Tagen an der HS Sanderring und wollte nach Eisingen. Aber der Bus kam einfach nicht - trotz elektronischer Anzeigentafeln keine Informationen. Auch die WVV-Mitarbeiter konnten mir nicht weiterhelfen, da Landkreis. Ähnliches schon zig Mal (…)
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  • Hans-Martin Hoffmann
    ...und da macht sich die Stadt Würzburg Gedanken darüber, dass bei Vergrößerung des ÖPNV-Verbundes weniger Leute in der Innenstadt den ÖPNV benutzen könnten, wobei die WSB mal eben gerade die Innenstadt davon abkoppelt. Bessere Realsatire kann es mMn doch gar nicht geben?!
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  • Walther Prinz
    Na, das sollte doch möglich sein, während dieses Zeitraums mehr Busse einzusetzen, die unter der Brücke durchpassen.
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  • Peter Koch
    Egal was man tut, man kann es halt nicht allen Leuten recht machen.
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  • Jo Schmitt
    Sehr geehrter Herr Koch,

    hier geht es um die Wahrung genereller Mobilitätsbedürfnisse gerade für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und nicht um "man kann es halt nicht allen Leuten recht machen."

    Ich bitte Sie hiermit öffentlich ihre Aussage nochmals in diesem Sinne zu überdenken.

    Grüße
    JS
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  • Gwendolyn Ambesser, von
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Dietmar Eberth
    Mal mit dem Hausarzt über Fahrtkostenübernahme durch die Krankenkasse gesprochen, insbesondere in Verbindung mit Schwerbehindertenausweis? Gibt's da keine Möglichkeiten?
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  • Wolfgang Keller
    Wenn er wirklich nicht mehr wie 200 Meter laufen kann, sollte er eigentlich einen Schwerbehindertenausweis haben und entsprechend Hilfsdienste in dieser Ausnahmesituation in Anspruch nehmen können.
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  • Peter Lelowski
    Der SEV macht die Innenstadt platt. Es kann nicht JedeR stattdessen Fahrrad fahren so wie ich aus der Zellerau, der dieses Gekurke nur noch abstoßend findet. Die WSB ist qua Eilverordnug zu verpflichten, wieder am Mainkai entlang zu fahren.
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  • Gwendolyn Ambesser, von
    Herr Jäger hat mehr als Recht. Der SEV ist für ältere und gar gehbehinderte Menschen eine absolute Zumutung. Wobei die schlimmste Zuhmutung das Überqueren der Alten Mainbrücke darstellt. Mit einem Rollstuhl oder Rollator absolut ein Ding der Unmöglichkeit! Doch leider habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass schwer Gehbehindertein vielen Städten und ganz besonders in Würzburg, sich oft als Menschen zweiter Klasse behandelt fühlen. Ob das aus Wurschtigkeit, Phantasielosigkeit (weil die Planer nie in solch einer Situation waren), Gleichgültigkeit, missverstandenem Denkmalsschutz (zu hohe Eingangsstufen vor Häusern, zu niedrigen oder gar keinem Geländer usw.) oder schlimmerem passiert ist dabei letztlich gleichgültig. Es ist leider einfach so und der Gehbehinderte hat gefälligst damit zu leben!
    G. v. Ambesser
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  • Gregor Ziems
    Wenn ein Bruchteil der Ernergie die jedes mal aufgewandt wird um ein paar Parkplätze zu erhalten in den Aufbau einer inklusive Infratsruktur fließen würde wären wir morgen damit fertig.
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  • Peter Lorenz
    echt ? in Würzburg wird Aufwand betrieben um ein paar Parkplätze zu erhalten ?... das ist mir ganz neu...ich erlebe eher das Gegenteil ,dass viele Parkplätze in der Innenstadt weggefallen sind .
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  • Jo Schmitt
    Die Parkplätze werden nicht mehr interessant sein wenn es des Sommers in der Stadt in Zukunft noch deutlich "wärmer" sein wird als momentan.

    Überspitzt andersherum: In Parkplätzen denkt auch nur wer nicht in der Innenstadt wohnt (oder "wohnen muß").
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  • Michael Zink
    Von den Kommentaren zu div. Artikel habe ich da eine andere Erfahrung gemacht. Viele Stadtbewohner verzichten gerne auf Parkplätze. Solange genügend möglichst kostenlose Anwohnerparkplätze übrig bleiben ...

    Und was sagen die Innenstadtbewohner zur erst kürzlich zugepflasterten Fußgängerzone?
    Inkl. dem neu gepflasterten Platz am Rathaus. Ja, die Bäume werden irgendwann mal größer sein. Aber ist das ein Grund, um fast den ganzen Platz zuzupflastern?
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