Werner Jäger ist sauer! Er fühlt sich von der WVV im Stich gelassen. Der Rentner ist schwerbehindert, mehr als 200 Meter kann er nicht mehr laufen. Und genau hier fängt das Problem für ihn an. Seit dem 29. Juli fahren keine Busse und Bahnen mehr durch die Würzburger Innenstadt. Der Grund? Arbeiten am Fernwärme- und Gleisnetz der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs- GmbH (WVV) im Bereich der Domstraße.
"Ich wohne mitten in der Innenstadt und sitze hier für die kommenden sechs Wochen fest", ärgert sich Jäger. Ständiges Taxifahren kann er sich nicht leisten und Personen, die ihn mit dem Auto abholen könnten, kenne er nur wenige. "Ich musste vorsorglich alle meine Termine beim Herzarzt absagen." Doch die Termine sind für den 74-Jährigen wichtig, da er regelmäßig zu Herzuntersuchungen gehen muss.
Warum fahren die SEV Busse nicht am Mainkai entlang?
Von seiner Wohnung in der Augustinerstraße müsste er knapp 900 Meter zur Haltestelle Juliuspromenade laufen, circa 600 Meter zum Sanderring oder 600 Meter zur Haltestelle an der Alten Mainbrücke. Zu viel für den Rentner. "Ich verstehe einfach nicht, warum die WVV die Busse nicht am Mainkai lang fahren." Die 300 Meter bis zum Mainkai/Karmelitenstraße würde er schaffen.
In den vergangenen Jahren seien die SEV-Busse immer am Mainkai entlang gefahren. Dem Würzburger fällt es schwer zu verstehen, warum das nicht auch in diesem Jahr möglich ist. "Die Nachtbusse können ja auch dort entlang fahren, warum also nicht auch die Busse tagsüber?", ärgert er sich. Und noch etwas stößt im bitter auf: "Auf meinen Anruf bei der WVV hin konnte man mir keine Antwort geben."
Nachtbusse fahren am Mainkai in Würzburg entlang
Mehrmals habe er versucht, Beschäftigte nach den Gründen für das Abschneiden der Innenstadt zu fragen. Eine Antwort bekam er nie. Werner Jäger ist sich sicher: Er ist nur einer von vielen, die aufgrund des SEV gerade weitreichende Konsequenzen haben. Und das, obwohl die WVV damit wirbt, dass die Busse barrierefrei zugänglich sind. "Nur blöd, wenn die Leute, die das brauchen, erst gar nicht bis dahin kommen."
Diese Redaktion hat bei der WVV nachgefragt, warum die WVV-Busse nicht am Mainkai entlangfahren. Die Antwort: "Die im SEV eingesetzten E- und Hybridbusse können aufgrund des erhöhten Aufbaus nicht unter der Alten Mainbrücke durchfahren", erklärt Cornelia Wagner, Pressesprecherin des Unternehmens.
Die Nachtbusse wiederum würden nur "ein kleines Stück" der Mainkai-Strecke entlang fahren. Vom Willy-Brandt-Kai aus würden die Busse in die Wirsbergstraße einbiegen. Statt wie üblich nach links in die Augustinerstraße abzubiegen, nehmen die Nachtbusse in den Sommerferien die Strecke über die Neubaustraße in Richtung Juliuspromenade.
WVV will Verbesserungen bei den Buslinien prüfen
Die WVV wisse von der Problematik, für mobilitätseingeschränkte und ältere Personen und dass aufgrund der Baustelle "teilweise längere Wege in die Innenstadt in Kauf genommen werden müssen." Dies sei nicht optimal, erklärt Wagner. Der Konzern prüfe derzeit, ob sich Verbesserungen bei den Buslinien anbieten ließen.
Eine Verbesserung gibt es bereits: "Seit Montag wird es auf der Buslinie 9 eine Ersatzhaltestelle 'Am Bruderhof' geben." So sei eine Busverbindung vom Innenstadtbereich bis zur Juliuspromenade geschaffen worden. Auch die entgegengesetzte Strecke vom "Am Bruderhof" zur Juliuspromenade wird so abgedeckt. Doch einen Hakten hat das Ganze dann trotzdem: Die Buslinie 9 fährt die Ersatzhaltestelle nur im Halbstundentakt von 9.27 Uhr bis 17.57 Uhr an.
Werner Jäger hilft das nicht weiter. Denn von seinem Wohnhaus in der Augustinerstraße bis zur Haltestelle "Am Bruderhof" sind es ebenfalls 600 Meter. Er würde sich wünschen, dass die WVV für die Zeit der Sommerbaustelle die alten Busse auf der Strecke eingesetzt werden.
Bei uns auf dem Land oder im ländlichen Raum ist das Alltag! Verkehrswende=signifikanter Rückgang des motorisierten Individualverkehrs.
In den Ballungsräumen kein Problem, 49€ Ticket im Ballungsraum super.
Was machen bitte wir?
Der "Öffi" ist unbrauchbar, Fahhrad und E-Bike werden für die Freizeit genutzt weil die Distanzen zu groß sind, die Städte versuchen mit Hochdruck die Autos aus den Innenstädte zu verbannen.
Wir machen Home-Office, bestellen im Internet und konsultieren den Video-Doc?
Ach und was mindestens genau so schlimm ist wie verspätetet Busse, sind Busse, die zu früh da sind und dann bereits zwei Minuten vor der eigentlichen Abfahrtszeit losfahren. Als ob das ein Straßenrennen wäre, wer zuerst an der Endhaltestelle ist…
Ansonsten ist das Thema ÖPNV in Deutschland zT wirklich unterirdisch. Ich war erst vor ein paar Tagen an der HS Sanderring und wollte nach Eisingen. Aber der Bus kam einfach nicht - trotz elektronischer Anzeigentafeln keine Informationen. Auch die WVV-Mitarbeiter konnten mir nicht weiterhelfen, da Landkreis. Ähnliches schon zig Mal (…)
hier geht es um die Wahrung genereller Mobilitätsbedürfnisse gerade für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und nicht um "man kann es halt nicht allen Leuten recht machen."
Ich bitte Sie hiermit öffentlich ihre Aussage nochmals in diesem Sinne zu überdenken.
Grüße
JS
G. v. Ambesser
Überspitzt andersherum: In Parkplätzen denkt auch nur wer nicht in der Innenstadt wohnt (oder "wohnen muß").
Und was sagen die Innenstadtbewohner zur erst kürzlich zugepflasterten Fußgängerzone?
Inkl. dem neu gepflasterten Platz am Rathaus. Ja, die Bäume werden irgendwann mal größer sein. Aber ist das ein Grund, um fast den ganzen Platz zuzupflastern?