In der Diskussion um die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer vertreten unterfränkische Unionspolitiker unterschiedliche Positionen. Während Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt von der CDU einen emotionalen Appell pro Seenotrettung formuliert, bleibt der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann aus Retzbach (Lkr. Main-Spessart) bei seiner Kritik an der "Sea-Watch 3"-Kapitänin Carola Rackete.
Schuchardt hatte am Donnerstagabend in der Stadtratssitzung über den Appell an Italiens Innenminister Matteo Salvini informiert: In dem Brief fordern OB, Stadtrat und Würzburger Bürgerschaft den Politiker auf, die Kriminalisierung von Menschen in Seenot sofort zu beenden. Zudem bekräftigt Schuchardt sein Angebot vom vergangenen Jahr, wonach die Stadt Würzburg bereit ist, Geflüchtete aufzunehmen. Der Brief liegt noch bis 12. Juli im Rathaus aus und kann dort von den Bürgern unterschrieben werden. Bereits am Freitag hätten ihn Dutzende Würzburger unterzeichnet, hieß es.
Der italienische Innenminister, der der rechtspopulistischen Partei Lega Nord angehört, war erst jüngst wegen seiner Äußerungen in die Schlagzeilen geraten, die er gegenCarola Rackete, Kapitänin eines Flüchtlingsrettungsschiffs, gerichtet hatte. Rackete hatte mit 40 Migranten trotz des Verbots der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa angesteuert.
Unterdessen bekräftigt CSU-Mann Hoffmann seine Kritik an Rackete. Der Bundestagsabgeordnete hatte am Montag erklärt, dass die Kapitänin nach Europa fuhr, anstatt einen Hafen in Libyen anzulaufen, sei "ein fatales Signal in die Krisenregionen überall in Afrika" gewesen.
Nun reagierte er auf ein Interview dieser Redaktion mit der Kieler Expertin für Seerecht, Professorin Nele Matz-Lück. Die Professorin hatte unter anderem erklärt, es sei "zynisch, von privaten Rettungsschiffen zu verlangen, Gerettete nach Libyen zu bringen". Allerdings habe Matz-Lück auch erklärt, "dass die Normen des internationalen Seerechts auf die Massenmigration im Mittelmeer schlicht nicht ausgelegt sind", schreibt Hoffmann an die Redaktion. Für ihn sei Rackete "ohne Erlaubnis" in italienische Hoheitsgewässer und einen italienischen Hafen "eingedrungen". Es sei daher "absolut nachvollziehbar, dass sie in Italien unter Arrest gestellt wurde".
Für ihn zeige "die Vorgehensweise der Kapitänin eindeutig", dass es darum gehe, "Menschen nach Europa zu bringen unter dem Deckmantel der Seenotrettung". Der CSU-Politiker betont allerdings auch: "Natürlich müssen Menschen in Seenot gerettet werden." Denjenigen, "die Frau Racketes Verhalten kritisch sehen", aber zu unterstellen, sie würden billigend in Kauf nehmen, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, hält er für "nicht gerechtfertigt".
Studiert man das Photo des Artikels, so sieht man schon die Richtung in der Bekleidung vorgegeben: blaues Jackett und Krawatte in Brauntönen.
Satire ON:
Auch mir ist im Forum schon der Fauxpas unterlaufen, Hofffmann mit nur einem f zu schreiben. Zum Ausgleich dafür nun also mit drei f, was bekanntlich für "frisch, FROMM, fröhlich" steht, also die Geisteshaltung dieses sog. "Christ-Sozialen" umreißt!
Satire OFF.
Ich habe mir den in der MP abgedruckten Text des Interviews nochmals genau angesehen – ich kann wirklich keine Aussage von Frau Matz-Lück finden, die sich in dieser Hinsicht interpretieren ließe.
Im Gegenteil, Frau Matz-Lück stellt ganz unmissverständlich klar (Zitat): „Egal, in welcher Meereszone man Personen in Seenot antrifft, müssen diese gerettet werden.“
Keine Ahnung, wie der Hoffman darauf kommt oder woher er das hat …
Anbei nochmal der link. Da lässt sich die Fragestellung zur "live-Abstimmung"
nochmal sehen, samt Ergebnis. Grüße
Zitat: "Die Seenotrettung im Mittelmeer trifft in der deutschen Bevölkerung auf breite Zustimmung. Rund drei Viertel (72 Prozent) der Bundesbürger finden es gut, dass dort private Initiativen Flüchtlinge retten, wie eine am Donnerstagabend in Köln veröffentlichte ARD-Umfrage ergab."
weiter laufende live Abstimmung
Man sollte halt lesen können
Gar keine Seenotrettung – und noch mehr Menschen im Mittelmeer sterben lassen?
Oder für jedes Flüchtlingsboot ein Rettungsschiff, das nebenher fährt und wartet, bis die ersten über Bord gehen, kollabieren oder das Bott absäuft?
Entscheiden Sie sich doch mal …
12.000 Tote "dank" Seawatch, sind 12.000, damit verbunden 12.000 Einzelschicksale, einfach zuviel und menschenunwürdig!! Das ist die Wahrheit!!
Aus historischer Erfahrung haben gerade wir Deutschen die Verpflichtung, jede Beugung der Menschenrechte zu verurteilen. Die Absicht der Stadt Würzburg, Geflüchtete der SeaWatch3 aufzunehmen, unterstützt die GEW mit dem Aufruf an ihre Mitglieder, wie 2015 die Aufnahme und Versorgung der Menschen in Not tatkräftig zu unterstützen. Die Kommentarspalte unter der Nachrichenmeldung in der Mainpost zeigt überdeutlich, dass zivilgesellschaftliches Engagement gegen rechte, nationalistische und ausgrenzende Pöbeleien angesagt ist. Nellen fordert auf, die Kommentarspalten nicht jenen Kräften zu überlassen.
Die GEW hat die Stadt gefragt, wie Personen, die nicht persönlich zur Unterschrift kommen können, dennoch ihrer Solidarität Ausdruck geben können.
Jörg Nellen, stellv. GEW-Bezirksvorsitzender