zurück
Würzburg
Würzburger OB stützt Seenotretter, Hoffmann bleibt bei Kritik
Die Diskussion um die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer hält an. Christian Schuchardt kritisiert Italiens Innenminister, CSU-Abgeordneter Hoffmann Kapitänin Rackete.
Carola Rackete, deutsche Kapitänin des Flüchtlingsrettungsschiffs 'Sea-Watch 3', löste mit ihrer Aktion eine neue Diskussion um die Rettung von Migranten auf dem Mittelmeer aus.
Foto: Till M. Egen, dpa | Carola Rackete, deutsche Kapitänin des Flüchtlingsrettungsschiffs "Sea-Watch 3", löste mit ihrer Aktion eine neue Diskussion um die Rettung von Migranten auf dem Mittelmeer aus.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:54 Uhr

In der Diskussion um die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer vertreten unterfränkische Unionspolitiker unterschiedliche Positionen. Während Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt von der CDU einen emotionalen Appell pro Seenotrettung formuliert, bleibt der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann aus Retzbach (Lkr. Main-Spessart) bei seiner Kritik an der "Sea-Watch 3"-Kapitänin Carola Rackete.

Schuchardt hatte am Donnerstagabend in der Stadtratssitzung über den Appell an Italiens Innenminister Matteo Salvini informiert: In dem Brief fordern OB, Stadtrat und Würzburger Bürgerschaft den Politiker auf, die Kriminalisierung von Menschen in Seenot sofort zu beenden. Zudem bekräftigt Schuchardt sein Angebot vom vergangenen Jahr, wonach die Stadt Würzburg bereit ist, Geflüchtete aufzunehmen. Der Brief liegt noch bis 12. Juli im Rathaus aus und kann dort von den Bürgern unterschrieben werden. Bereits am Freitag hätten ihn Dutzende Würzburger unterzeichnet, hieß es.

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt
Foto: ArchivThomas Obermeier | Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt

Der italienische Innenminister, der der rechtspopulistischen Partei Lega Nord angehört, war erst jüngst wegen seiner Äußerungen in die Schlagzeilen geraten, die er gegenCarola Rackete, Kapitänin eines Flüchtlingsrettungsschiffs, gerichtet hatte. Rackete hatte mit 40 Migranten trotz des Verbots der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa angesteuert.

Anzeige für den Anbieter Facebook Beitrag über den Consent-Anbieter verweigert

Unterdessen bekräftigt CSU-Mann Hoffmann seine Kritik an Rackete. Der Bundestagsabgeordnete hatte am Montag erklärt, dass die Kapitänin nach Europa fuhr, anstatt einen Hafen in Libyen anzulaufen, sei "ein fatales Signal in die Krisenregionen überall in Afrika" gewesen.

Nun reagierte er auf ein Interview dieser Redaktion mit der Kieler Expertin für Seerecht, Professorin Nele Matz-Lück. Die Professorin hatte unter anderem erklärt, es sei "zynisch, von privaten Rettungsschiffen zu verlangen, Gerettete nach Libyen zu bringen". Allerdings habe Matz-Lück auch erklärt, "dass die Normen des internationalen Seerechts auf die Massenmigration im Mittelmeer schlicht nicht ausgelegt sind", schreibt Hoffmann an die Redaktion. Für ihn sei Rackete "ohne Erlaubnis" in italienische Hoheitsgewässer und einen italienischen Hafen "eingedrungen". Es sei daher "absolut nachvollziehbar, dass sie in Italien unter Arrest gestellt wurde".

Der unterfränkische Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann
Foto: ArchivMeike Schmid | Der unterfränkische Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann

Für ihn zeige "die Vorgehensweise der Kapitänin eindeutig", dass es darum gehe, "Menschen nach Europa zu bringen unter dem Deckmantel der Seenotrettung". Der CSU-Politiker betont allerdings auch: "Natürlich müssen Menschen in Seenot gerettet werden." Denjenigen, "die Frau Racketes Verhalten kritisch sehen", aber zu unterstellen, sie würden billigend in Kauf nehmen, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken, hält er für "nicht gerechtfertigt".

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Retzbach
Würzburg
Benjamin Stahl
Alexander Hoffmann
Bürgermeister und Oberbürgermeister
CDU
Christian Schuchardt
Häfen
Lampedusa
Lega Nord
Matteo Salvini
Politiker der CSU
Seenot
Seerecht
Stadt Würzburg
Städte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hery.Mennig@web.de
    Geehrter Herr Hofmann, angesichts Ihrer Aussagen frage ich mich ernsthaft, ob Sie noch in der richtigen (christlichen) Partei sind. Haben Sie schon mal drüber nachgedacht zur AfD oder besser noch zur NPD zu wechseln? Vielleicht wollen Sie den Rettungsschwimmern von Wasserwacht und DLRG auch noch vorschreiben wen diese retten dürfen! Man stelle sich vor in einem Freibad, einem Badesee oder im Meer ist ein Mensch gerade dabei zu ertrinken. Ist erkennbar, dass es sich um einen Ausländer, Flüchtling oder illegal Eingereisten handelt, dann darf der/die nicht gerettet werden. Bei Zuwiderhandlung werden die Retter vor Gericht gestellt. Denken Sie mal drüber nach. Und wenn Sie nun erwidern, dass sei etwas völlig anderes als die Seenotrettung, dann sage ich: NEIN IST ES NICHT!!!!!!! (Ich bin, bzw. war selbst 25 Jahre Rettungsschwimmer -taucher)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • nancarrow
    @giacomo empfiehlt Herrn Hoffmann, die Partei zu wechseln. Gute Idee!

    Studiert man das Photo des Artikels, so sieht man schon die Richtung in der Bekleidung vorgegeben: blaues Jackett und Krawatte in Brauntönen.

    Satire ON:
    Auch mir ist im Forum schon der Fauxpas unterlaufen, Hofffmann mit nur einem f zu schreiben. Zum Ausgleich dafür nun also mit drei f, was bekanntlich für "frisch, FROMM, fröhlich" steht, also die Geisteshaltung dieses sog. "Christ-Sozialen" umreißt!
    Satire OFF.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hery.Mennig@web.de
    "Allerdings habe Matz-Lück auch erklärt, "dass die Normen des internationalen Seerechts auf die Massenmigration im Mittelmeer schlicht nicht ausgelegt sind""! Sehr geehrte Frau Matz-Lück, diese Aussage ist schlicht unterirdisch!! Menschen in Seenot müssen gerettet werden! BASTA!! Warum sie in Seenot geraten sind ist völlig wurscht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FischersFritz
    Vorsicht – diese Aussage wird Frau Matz-Lück durch Herrn Hoffmann unterstellt.

    Ich habe mir den in der MP abgedruckten Text des Interviews nochmals genau angesehen – ich kann wirklich keine Aussage von Frau Matz-Lück finden, die sich in dieser Hinsicht interpretieren ließe.

    Im Gegenteil, Frau Matz-Lück stellt ganz unmissverständlich klar (Zitat): „Egal, in welcher Meereszone man Personen in Seenot antrifft, müssen diese gerettet werden.“

    Keine Ahnung, wie der Hoffman darauf kommt oder woher er das hat …
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • werner.mueller.65@freenet.de
    Guten Tag. Sie konstruieren Zusammenhänge, die Sie nicht belegen. Wir werden Ihren Kommentar nicht veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen, Tobias Köpplinger, Main-Post
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • DFR4
    https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/streit-um-hafenoeffnung-kurz-unterstuetzt-salvini-16271624.html
    Anbei nochmal der link. Da lässt sich die Fragestellung zur "live-Abstimmung"
    nochmal sehen, samt Ergebnis. Grüße
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FischersFritz
    Unter dem Artikel "Knapp drei Viertel der Deutschen finden private Seenotretter gut" findet man die Abstimmung übrigens auch - https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/seenotretter-haben-in-deutschland-starken-rueckhalt-16269794.html

    Zitat: "Die Seenotrettung im Mittelmeer trifft in der deutschen Bevölkerung auf breite Zustimmung. Rund drei Viertel (72 Prozent) der Bundesbürger finden es gut, dass dort private Initiativen Flüchtlinge retten, wie eine am Donnerstagabend in Köln veröffentlichte ARD-Umfrage ergab."
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 50Hertz
    https://www.faz.net/aktuell/politik/rettungsschiff-alex-faehrt-in-den-hafen-von-lampedusa-ein-16271580.html
    weiter laufende live Abstimmung zwinkern
    Man sollte halt lesen können
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • U4564@gmx-ist-cool.de
    Anstatt froh zu sein, das die Zustände von 2015/2016 rum sind, hätte Herr Schuchardt gerne wieder mehr Flüchtlinge in der Stadt...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • vorzimmer@gemuenden.bayern.de
    Weil er eine Überfüllung mit Ozon hat in letzter Zeit!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Observer11
    Soviel zur „Wertegemeinschft“ Herr Hoffmann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 50Hertz
    Die retten nicht, die sammeln ein !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FischersFritz
    Mir ist immer noch nicht klar, was Sie eigentlich wollen?

    Gar keine Seenotrettung – und noch mehr Menschen im Mittelmeer sterben lassen?

    Oder für jedes Flüchtlingsboot ein Rettungsschiff, das nebenher fährt und wartet, bis die ersten über Bord gehen, kollabieren oder das Bott absäuft?

    Entscheiden Sie sich doch mal …
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • werner.mueller.65@freenet.de
    Ergänzend zum vorherigen Kommentar den Art. 1 des GG: (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
    12.000 Tote "dank" Seawatch, sind 12.000, damit verbunden 12.000 Einzelschicksale, einfach zuviel und menschenunwürdig!! Das ist die Wahrheit!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • werner.mueller.65@freenet.de
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ammi187@gmail.com
    Und die Grafik ist irreführend, hier wird suggeriert dass die Flüchtlinge in der Mitte Italiens ausgesetzt werden, Lampedusa ist aber weiter unten zwischen Afrika und Europa.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • nancarrow
    Schön dass Sie auf diese Graphik-Lüge hinweisen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ammi187@gmail.com
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • ammi187@gmail.com
    Dieser Kommentar trägt nicht zu Diskussion bei und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • joerg.nellen@gmx.de
    Die Bildungsgewerkschaft GEW hat ihre Mitglieder informiert, die Bürgerpetition des Oberbürgermeisters der Stadt Würzburg an den italienischen Innenminister Salvini zu unterstützen.
    Aus historischer Erfahrung haben gerade wir Deutschen die Verpflichtung, jede Beugung der Menschenrechte zu verurteilen. Die Absicht der Stadt Würzburg, Geflüchtete der SeaWatch3 aufzunehmen, unterstützt die GEW mit dem Aufruf an ihre Mitglieder, wie 2015 die Aufnahme und Versorgung der Menschen in Not tatkräftig zu unterstützen. Die Kommentarspalte unter der Nachrichenmeldung in der Mainpost zeigt überdeutlich, dass zivilgesellschaftliches Engagement gegen rechte, nationalistische und ausgrenzende Pöbeleien angesagt ist. Nellen fordert auf, die Kommentarspalten nicht jenen Kräften zu überlassen.

    Die GEW hat die Stadt gefragt, wie Personen, die nicht persönlich zur Unterschrift kommen können, dennoch ihrer Solidarität Ausdruck geben können.

    Jörg Nellen, stellv. GEW-Bezirksvorsitzender
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten