Für Überraschung hatte vor Kurzem bei der Mitgliederversammlung Kickers-Präsident Michael Grieger gesorgt. Zum Einen hatte der Rechtsanwalt berichtet, dass man nicht mehr plane, ein neues Stadion zu bauen, sondern das alte am Standort Dallenberg schrittweise auszubauen. Zu Anderen, so Grieger weiter, solle das frühere Sportgelände der US-Army am Hubland nun doch von den Profis der Kickers als Trainingsgelände genutzt werden.
Im Rennen um dieses Areal hatten sich die Kickers Mitte 2017 gegen Mitbewerber durchgesetzt. Damals wollten die Kickers das Gelände als Trainingsgelände für die Profis, aber auch für den Vereinssport nutzen. Laut einem ein halbes Jahr nach dem Zuschlag vorgestellten Strategiepapiers war auf der Hubland-Fläche dann ausschließlich Breitensport vorgesehen. Jetzt soll es wieder für die Profis genutzt werden.
"Die Entscheidung, das Stadion aus- statt neuzubauen, ist das Ergebnis der fünf Jahre währenden Standortsuche", erläutert Grieger im Gespräch mit dieser Redaktion. Dabei habe sich herausgestellt, dass sich im Stadtgebiet an keinem anderen Ort in absehbarer Zeit Baurecht schaffen lassen könne.
Auch die rechtlichen Vorgaben im Bezug auf den Lärmschutz hätten sich geändert
"Zudem haben sich in den fünf Jahren die Rahmenbedingungen für uns am Dallenberg etwas geändert. Wir haben zwei Gerichtsentscheide für uns gewonnen, was damals noch nicht absehbar war", sagt er. Auch die technischen Vorgaben im Bezug auf den Lärmschutz hätten sich geändert. Was vor fünf Jahren nur mit hohen Risiko denkbar gewesen sei, sei nun aus Kickers-Sicht eine greifbare Option geworden. "Und die wollen wir angehen", sagt Grieger.
Das für die Standortsuche von der Stadt ausgegebene Geld sei nicht umsonst ausgegeben worden, meint er. "Wir wissen jetzt, dass der Dallenberg nicht der optimalste Standort ist, aber wir wissen, dass er von allen möglichen in Würzburg der Beste ist", sagt der Kickers-Präsident. "Außerdem ist es unsere Tradition, unsere Heimat."
Was die Nachbarn beträfe, hätten die Kickers immer wieder versucht auf sie zuzugehen
Was die Nachbarn beträfe, hätten die Kickers immer wieder versucht auf sie zuzugehen. "Christian Jäger hat ihnen bei seinem Amtsantritt einen Brief geschrieben und um ein persönliches Gespräch gebeten", weiß Grieger. Die Antwort an den neuen Vorstandsvorsitzenden der Kickers habe gelautet: "Sprechen sie mit unserem Anwalt."
"Wir sind der Meinung, dass wir zweimal vom Gericht bestätigt bekommen haben, dass der Stadionbetrieb den Nachbarn alle zwei Wochen für drei Stunden zugemutet werden kann. Aber wir werden uns selbstverständlich weiter bemühen, etwaigen Lärm weiter zu reduzieren", sagt er.
"Wir planen mit 15 000 Zuschauern Fassungsvermögen", so Grieger. Damit sei das neue Stadion zweitligatauglich. Der Lärmschutz solle durch Einhausung des Stadions und der Parkmöglichkeiten verbessert werden. Der Ausbau solle abschnittsweise angegangen werden. "Wenn es bautechnisch möglich ist, wird die jetzige Gegengerade als erstes durch eine neue Haupttribüne ersetzt werden", sagt der Kickers-Präsident. Wenn möglich solle schon im kommenden Jahr der Bauantrag eingereicht werden, hofft er.
"Das finanzielle Risiko kann der Verein nicht allein auf den Schultern tragen"
Federführend koordinierend sei der Kickers-Architekt vor Ort, Eberhard Kurz. "Wir sind derzeit in Gesprächen mit weiteren Architekten, die bereits Erfahrungen mit solchen Projekten gesammelt hätten", sagt der Kickers-Präsident. An diesem Freitag stehe ein Besuch in Darmstadt auf der Agenda, sagt Grieger. Dort wird das in die Jahre gekommene Stadion des Zweitligisten SV Darmstadt 98 derzeit ebenfalls in Abschnitten ausgebaut.
Und wie wollen die Kickers das finanziell stemmen? "Das kann nur in Form einer Stadiongesellschaft geschehen, das finanzielle Risiko kann der Verein nicht allein auf den Schultern tragen", sagt Grieger. Da hätten die bisherigen Hauptunterstützer der Kickers aber schon ihr Interesse signalisiert, berichtet er.
"Wir haben bereits alle Fraktionen des Stadtrates in Gesprächen informiert", sagt Grieger. "Dabei ging es auch um die jetzt im Stadtrat beschlossenen Betriebsbeihilfen für den Verein", weiß er. "Da saß ich auch mit der ÖDP eine Stunde zusammen und habe ihnen ihre Fragen erörtert, deswegen erstaunt es mich jetzt, dass Herr Binder verbreitet, wir hätten unsere Hausaufgaben nicht gemacht", sagt der Kickers-Präsident. ÖDP/WL-Fraktionsvorsitzender Raimund Binder hatte in einer Pressemitteilung vor Kurzem die vom Stadtrat beschlossenen Zuschüsse als "Verschleuderung städtischer Finanzmittel" kritisiert.
Bis zum Saisonbeginn 2022/23 soll das Zentrum in Betrieb gehen
Am kommenden Montag, 6. Dezember, tagt im Rathaus die von Sportbürgermeisterin Judith Jörg ins Leben gerufene Steuerungsgruppe Kickers. Da werde auch ein Thema sein, dass die Kickers nun das Hubland doch für die Profis nutzen wollen, sagte Jörg auf Anfrage.
"Anfangs war es ja für die Profis gedacht", gibt Grieger zu bedenken. "Aber als es hieß, wir könnten mit dem Stadion nicht am Dallenberg bleiben, wollten wir den Standort dort für das Profizentrum nutzen. Jetzt wollen wir aber mit dem Stadion bleiben", sagt er. "Also bleibt der Breitensport beim Post SV auf der Keesburg und die Profis werden das Hubland doch nutzen. So müssen wir nur eine Sache neu machen." Auch das habe man den Fraktionen bereits erläutert. Bis zum Saisonbeginn 2022/23 soll das Zentrum in Betrieb gehen. "Die Baugenehmigung gibt es ja bereits", weiß Grieger.
Und wenn die Stadt endlich ihr Parkhaus über die Wendeschleife oder in die Feggrube baut, kann es nicht besser sein.
Die Kickers haben einen Plan , welcher machbar ist und den es umzusetzen gilt !
Keine unrealistische Wunschvorstellungen und auch wenn man mit den Anwohnern reden würde, kann man sicherlich eine gemeinsame Lösung finden .
Warum soll man auf Dauer die Anwaltskosten noch mehr in die Höhe treiben !