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Würzburg
Selbstlose Ordensschwester: Juliana Seelmann erhält Würzburger Friedenspreis
Sie wurde überregional bekannt, weil sie zwei Frauen Kirchenasyl gewährte. Jetzt wurde die Ordensschwester Juliana Seelmann mit dem Würzburger Friedenspreis ausgezeichnet.
Schwester Juliana Seelmann (Mitte) mit Armin  Meisterernst  und Gerda Kresse vom Friedenpreis-Komitee bei der Übergabe des Friedenspreises.
Foto: Ivana Biscan | Schwester Juliana Seelmann (Mitte) mit Armin Meisterernst und Gerda Kresse vom Friedenpreis-Komitee bei der Übergabe des Friedenspreises.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:24 Uhr

Bekannt wurde sie vor einigen Monaten wegen ihrer Verurteilung in einem Kirchenasyl-Prozess, geehrt wurde sie am Sonntag für ihren hartnäckigen und beispielhaften Einsatz für geflüchtete Menschen: Schwester Juliana Seelmann vom Orden der Oberzeller Franziskanerinnen hat den Würzburger Friedenspreis 2021 erhalten.

Seit drei Jahren arbeitet Juliana Seelmann im Team der Migrantenmedizin 

Das Team für Migrantenmedizin der Missionsärztlichen Klinik besteht aus fünf Krankenschwestern und einem Krankenpfleger und kümmert sich im Auftrag der Regierung von Unterfranken in mittlerweile drei Gemeinschaftsunterkünften (GU) um die medizinische Versorgung der dort untergebrachten Menschen. Juliana Seelmann ist seit 2008 dabei: "Nach einem dreimonatigen Praktikum habe ich gemerkt, dass ich diesen Ort nicht mehr verlassen kann", erzählte sie bei der Preisverleihung im großen Saal des Burkardushauses.

Seelmann und ihre Kolleginnen und Kollegen sind an fünf Tagen pro Woche im Einsatz, "und sie erfahren dabei mehr, als viele von uns ertragen können", betonte August Stich, Chefarzt der Abteilung für Tropenmedizin am Klinikum Würzburg Mitte. Er ist manchmal als Arzt bei den Sprechstunden in der GU im Einsatz und erfährt dabei von den schrecklichen und teilweise unmenschlichen Erlebnissen vieler Menschen auf der Flucht: "Mir reicht das nach einer Stunde schon, ich habe mich dann weit aus meiner Komfortzone bewegt. Für Schwester Juliana und das Team ist das die Arbeit eines jeden Tages", sagte Stich.

Schwester Juliana Seelmann (Mitte) und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt
Foto: Ivana Biscan | Schwester Juliana Seelmann (Mitte) und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt

Lob vom Chefarzt: Professionell, verlässlich und bescheiden

Er würdigte die Professionalität, die große Verlässlichkeit und die persönliche Bescheidenheit der Preisträgerin, aber auch ihre Fürsorge und den großen Einsatz für die ihr anvertrauten Menschen. Vom Amtsgericht Würzburg wurde sie Anfang Juni wegen "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt" verurteilt, nachdem sie zwei Frauen aus Nigeria Kirchenasyl gewährt hatte. Für Stich ging es in dem Prozess um die Frage, "wie weit man mit seinem Gewissen, seiner Fürsorge und seiner Liebe zu den Menschen gehen kann, wenn diese wirklich in Not sind".

"Als Einzelne könnte ich das nicht leisten, es geht nur in der Gemeinschaft."
Juiana Seelmann, Friedenspreisträgerin

Der Würzburger Friedenspreis wird seit 1995 jährlich verliehen und ist mit 3000 Euro dotiert. Für Schwester Juliana Seelmann ist er auch eine Auszeichnung für das gesamte medizinische Team und die Oberzeller Franziskanerinnen: "Als Einzelne könnte ich das nicht leisten, es geht nur in der Gemeinschaft", betonte sie.

Seelmann: Kirchenasyl ist in Einzelfällen nötig 

Ihre Einstellung zum Kirchenasyl hat sich durch die Verurteilung nicht verändert: "Es ist immer eine Einzelfallentscheidung. Gleichzeitig sehe ich ein Versagen unserer europäischen Flüchtlingspolitik", sagte die Preisträgerin. Und sie zeigte durch bewegende Geschichten von drei Frauen aus Syrien, Afghanistan und Eritrea, warum die überwiegende Zahl der Geflüchteten ihre Heimat nicht freiwillig verlassen, sondern vielmehr gezwungen sind, alles hinter sich zu lassen.

In Einzelfällen sei "das Kirchenasyl dringend notwendig, um Menschen vor Gewalt, Übergriffen, erneuter Familientrennung oder vor menschenunwürdigen Lebensbedingungen zu schützen", so Seelmann. Sowohl sie als auch die Staatsanwaltschaft haben Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt, einen Termin für den Berufungsprozess gibt es noch nicht.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt bezeichnete Seelmanns langjährigen selbstlosen Einsatz als Krankenschwester in der GU als exemplarisch: "Bitte machen sie weiter und hören sie nicht auf, ihren christlichen Glauben und ihre Nächstenliebe zu leben", sagte Schuchardt.

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Erinnert mich an was -

    den Freisler hätten sie wahrscheinlich freigesprochen, denn er urteilte ja immer auf Basis geltender Gesetze, und so bekam seine Witwe auch Rente von diesem unserem ach so wundervollen Rechtsstaat (in dem Betrüger für Jahre hinter Gitter wandern, aber Leute, die sich im Straßenverkehr nicht beherrschen können und andere totfahren, auf Bewährung freigesprochen werden).

    Hört mir auf mit diesem "Rechtsstaat" und "im Namen des Volkes" - die Justiz richtet sich doch (schon wieder) nur nach dem (in teilweise sogar von Lobbyisten vorformulierten "Gesetze" gefassten) Gusto der "Hochmögenden"; Menschlichkeit und alle damit verbundenen Qualitäten fallen dabei einfach hinten runter. Deshalb braucht (aber leider nicht nur...) dieses Land couragierte Menschen wie Schwester Juliana. Ein Bravo an sie von dieser Seite - Egoisten (die ihren Mitmenschen nicht mal ein menschenwürdiges Leben gönnen wollen) gibts hierzulande schon viel zu viele!
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  • AlterHerr
    Naja, selbstlos ist schon ein starkes Wort. Die Entbehrungen halten sich da durchaus in Grenzen. Im Grunde sind wir alle recht selbstlos, tragen wir doch alle in recht hohem (Steuer)Maße, erarbeitet durch unwiderbringliche Lebenszeit, dazu bei, dass das soviel Gutsein überhaupt möglich ist. Und ja, gerade auch die nicht so betuchten leisten da sehr viel durch die allzugerne übersehene indirekte Besteuerung.
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  • gfj.duczek@t-online.de
    Zwei mal drei macht vier
    Widdewiddewitt und drei macht neune
    Ich mach' mir die Welt
    Widdewidde wie sie mir gefällt
    Hey, Pippi Langstrumpf
    Hollahi-hollaho-holla-hopsasa
    Hey Pippi Langstrumpf
    Die macht, was ihr gefällt.
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  • ToDietz@web.de
    Bodenlos. Strafrechtlich verurteilt und dann von der finanziell so klammen Stadt Würzburg auch noch mit einem Geldpreis ausgezeichnet.
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  • lutterbeck
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  • gowell70@yahoo.de
    Humanität und Nächstenliebe sind höhere Werte als irgendwelche menschengemachte Rechtsvorschriften.
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  • kropka
    ADE Rechtsstaat!
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  • gowell70@yahoo.de
    Willkommen Pharisäertum!
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  • nenikekamen11@googlemail.com
    Respekt vor der Würde des Menschen und einer grundlegenden Überzeugung, nur dem Gewissen folgen zu müssen.
    Eine großartige Frau, ein Vorbild.
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  • p.kriebel@gmx.net
    Ziemlich viele schwarz-weiß-Denker hier im Forum.
    Schade...
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  • kej0018@aol.com
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  • flyarcus@gmx.de
    ….so was ist prämierte Anarchie
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  • Franken48
    Wie kann man für eine Straftat, nachträglich noch belohnt werden. Irgend etwas kann in unserem Land nicht mehr stimmen.
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  • kritischerbeobachter
    Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wo die Justiz elementare Menschenrechte mit den Füßen tritt, ist Gesetzesbruch Pflicht.
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