Das Komitee für den Würzburger Friedenspreis ehrt das Engagement von Schwester Juliana Seelmann vom Kloster Oberzell (Lkr. Würzburg). Der Preis für 2021 würdige ihren hartnäckigen Einsatz für Geflüchtete, erklärt das Komitee in einer Mitteilung. Erst kürzlich war Seelmann wegen eines Kirchenasyl-Falls in Würzburg vom Amtsgericht verurteilt worden.
Schutz durch Kirchenasyl
Schwester Juliana Seelmann ist in der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg als Krankenschwester tätig. Dabei wurde sie immer wieder mit ausländischen Frauen konfrontiert, denen ein hartes Schicksal drohte, wenn sie abgeschoben wurden.
In besonders schweren Fällen schützte sie gemeinsam mit ihren Mitschwestern der franziskanischen Ordensgemeinschaft in Oberzell betroffene Frauen durch Kirchenasyl - im aktuellen, zuletzt viel diskutierten Fall zwei Frauen aus Nigeria. Ihnen hätte bei einer Rückführung Zwangsprostitution und Verelendung gedroht. Nach Meinung des Würzburger Friedenspreises steht die Ordensfrau mit ihrer Haltung für das vielfältige Engagement in der Region für geflüchtete Menschen, "gerade auch durch die Gewährung von Kirchenasyl".
"Wichtiges Hilfsmittel"
Schwester Juliana wurde am 2. Juni wegen eines solchen Kirchenasyl-Falles vom Amtsgericht Würzburg zu einer Geldstrafe verurteilt. Den Prozess kritisiert das Komitee "als politisch gewollten Versuch, geflüchtete Menschen in großer Not und ihre engagierten Helfer zu kriminalisieren und abzuschrecken".
Nach Meinung der Organisatoren des Würzburger Friedenspreises ist das Kirchenasyl "ein wichtiges Hilfsmittel, um in Einzelfällen übergroße Härten abzumildern, Menschenwürde zu schützen und rechtsstaatliche Verfahren weiter zu entwickeln".
Verleihung am 10. Oktober
Der Würzburger Friedenspreis ist mit 3000 Euro dotiert. Er wird seit 1995 an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben, die sich in besonderer Weise im Bereich Frieden, Völkerverständigung oder Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen. Der Preis wird vom „Komitee Würzburger Friedenspreis“ verliehen. Die Verleihungsfeier findet am Sonntag, 10. Oktober, um 11 Uhr im Burkardus-Haus in Würzburg statt.
Der Prozess gegen Juliana Seelmann hatte zu heftiger Kritik im Bistum Würzburg geführt. "Die Verurteilung von Menschen, die anderen Menschen in Not helfen, ohne dass Dritte zu Schaden kommen, stimmt uns sehr nachdenklich und traurig", hieß es in einem Schreiben des Diözesanrats. Es sei die "ureigenste christliche Verantwortung", Menschen beizustehen, die Schutz suchen.
In einem der zwei Fälle hatte das Gericht das Verfahren vorläufig eingestellt. Im zweiten gab es wegen Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt eine Verwarnung mit Strafvorbehalt. Als Auflage soll sie 500 Euro zahlen. Bei einem Verstoß gegen die Bewährungsauflagen droht ihr zudem eine Strafe von 20 Tagessätzen zu je 30 Euro.
Gegen das Urteil vom Juni waren Staatsanwaltschaft und Verteidigung in Berufung gegangen. Darüber sei bis jetzt noch nicht entschieden, bestätigte Oberstaatsanwalt Tobias Kostuch auf Nachfrage.
Das Komitee entwickelt den "Würzburger Friedenspreis" Jahr für Jahr weiter, als Gütezeichen für solidarisches Engagement für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden.
Chapeau!