Die "s.Oliver Arena" in der Würzburger Sanderau wird diesen Namen kein ganzes Jahr mehr tragen. Wie bereits berichtet, hatte der Rottendorfer Modekonzern die Namensrechte an der städtischen Mehrzweckhalle seit 2004 inne. Nun hat er den Vertrag zum 23. Juni dieses Jahres gekündigt.
"s.Oliver hat sich als Unternehmen und Marke einer Strategie verschrieben, in der die weitere Internationalisierung der Aktivitäten eine große Rolle spielt", heißt es auf Anfrage nach den Hintergründen. "Damit wir uns auch im Sponsoring-Bereich breiter aufstellen können, haben wir uns von der Arena getrennt", so eine s.Oliver-Sprecherin. Spekulationen über einen Zusammenhang mit dem Bau der neuen Multifunktionsarena östlich der Grombühlbrücke wies sie zurück: "Bei der geplanten Multifunktionsarena ist das Unternehmen nicht involviert."
Wie berichtet, plant eine "Zukunftsstiftung für Würzburg" seit 2017 eine Multifunktionsarena auf dem ehemaligen Bahngelände östlich der Grombühlbrücke. S.Oliver-Gründer Bernd Freier ist einer der Initiatoren und Geldgeber der Stiftung. Der Bauantrag für diese Arena soll noch in diesem Jahre bei der Stadt Würzburg eingereicht werden.
Nun sollen die Namensrechte neu ausgeschrieben und zeitnah vergeben werden
S.Oliver-Vorstandschef Claus-Dietrich Lahrs hatte im vergangenen September bereits in einem Interview mit dieser Redaktion betont, jegliches Engagement rund um die geplante Multifunktionsarena östlich der Grombühlbrücke unterliege ausschließlich der Entscheidung von s.Oliver-Gründer Bernd Freier und nicht den Entscheidungen des Managements der s.Oliver-Group. Zugleich hatte Lahrs betont, das Sponsoring-Engagement der s.Oliver-Group werde zukünftig eher noch ausgeweitet.
Nun sollen die Namensrechte neu ausgeschrieben und zeitnah vergeben werden, sagte Stadtsprecher Georg Wagenbrenner auf Anfrage. Darüber werde der Hauptauschuss des Stadtrates nach den Sommerferien durch das Sportreferat im Zusammenarbeit mit dem Kämmerer und dem Rechtsamt informiert. Vorgesehen sei ein bundesweites sogenanntes Interessenbekundungsverfahren. Mögliche Interessenten würden im Rahmen dieses Verfahrens abgefragt.
Noch bis Ende Juni kommenden Jahres wird die Halle ihren Namen behalten
Bei der Halle handele sich um einen attraktiven Veranstaltungsort und somit um eine sehr gute Werbemöglichkeit für Unternehmen mit Bezug zu professionellem Sport und den zahlreichen weiteren Events, die hier angeboten werden, zeigte sich der Stadtsprecher zuversichtlich. Selbstverständlich könne sich der Stadtrat aber auch jederzeit vorbehalten, den Namen der Halle zu benennen.
Noch bis Ende Juni kommenden Jahres wird die Heimspielstätte der Basketballer von s.Oliver Würzburg und der Handballer der Rimparer Wölfe ihren Namen behalten. Außer die Stadt findet vorher einen neuen Sponsor. Nach dieser sogenannten Aufbrauchsfrist müssen die Schriftzüge demontiert werden, auch alle Wegweiser in der Stadt, die zur Halle leiten, müssen geändert werden.
Bis zum Oktober 2003 hatte die Halle den Namen des Würzburger Sportfunktionärs Carl Diem getragen. Dann hatte der Würzburger Stadtrat die Umbenennung beschlossen. Hintergrund waren die Verstrickungen von Sportführer Carl Diem in das Regime des Nationalsozialismus und sein teils militaristisches Sportverständnis. Im Mai 2004 hatte der Stadtrat dann der Vergabe der Namensrechte an den Rottendorfer Modehersteller zugestimmt.
s.Oliver zahlte seitdem eine mittlere fünfstellige Summe pro Jahr als Zuschuss zum Unterhalt der Halle, der auf auf eine halbe Million Euro jährlich beziffert wurde. Dieser Unterhalt sei durch Corona und die damit verbundene geringere Nutzung der Halle derzeit aber deutlich geringer, so Stadtsprecher Wagenbrenner auf Anfrage.